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Ausstellungen Ausstellungen: DDR-Künstler und ihre Plakate

22.01.2009, 11:27
Kuratorin Katharina Metz zeigt in den Kunstsammlungen in Chemnitz in der Ausstellung «Künstlerplakate der DDR» Künstlerplakate, die auf Kunstaustellungen in der ehemaligen DDR hinwiesen. (FOTO: DDP)
Kuratorin Katharina Metz zeigt in den Kunstsammlungen in Chemnitz in der Ausstellung «Künstlerplakate der DDR» Künstlerplakate, die auf Kunstaustellungen in der ehemaligen DDR hinwiesen. (FOTO: DDP) ddp

Chemnitz/ddp. - Die Liste der Künstler in der Ankündigung derjüngsten Sonderausstellung der Kunstsammlungen Chemnitz liest sichwie ein «Who is who?» von Malern und Grafikern aus Ostdeutschland:Gerhard Altenbourg, Carlfriedrich Claus, Hartwig Ebersbach, AngelaHampel, Hans Ticha, Werner Wittig, um nur einige zu nennen. AbSonntag zeigt das Museum 117 Künstlerplakate der DDR aus den Jahren1967 bis 1990. «Unser Beitrag zum 20. Jahrestag des Mauerfalls», sagtKuratorin Katharina Metz.

Der übergroße Teil der Plakate entstammt einer Schenkung, die dasChemnitzer Museum 2007 von Margrit und Gert Becker aus Kronsberg imTaunus erhielt. Laut Metz hatten die Galeristen und Antiquare dieetwa 100 Plakate umfassende Sammlung erworben und durch Vermittlungvon Museumschefin Ingrid Mössinger den Kunstsammlungen Chemnitzvermacht.

«Dadurch konnten wir 'weiße Flecken' in unserem umfangreichenPlakatbestand ausfüllen», sagt Metz. Die Leiterin der ChemnitzerTextil- und Kunstgewerbesammlung betont, dass die Kunstwerke indieser Zusammenschau erstmals öffentlich gezeigt würden. Zunächstwaren sie in den Grafikschränken des Museums verwahrt worden, dochdann habe man sich in den Kunstsammlungen überlegt, dass solch einÜberblick gut ins 20. Jahr des Mauerfalls passe. Die Ausstellung, dieam Samstag eröffnet wird, ist zugleich die erste Sonderschau im 100.Jahr des König-Albert-Museums am Chemnitzer Theaterplatz.

Die überwiegend als Offsetlithographien, aber auch als Collagenoder Holzschnitte ausgeführten Plakate sind Ankündigungen vonAusstellungen ihrer Schöpfer zwischen Ahrenshoop und Plauen. Im Jahre2009 darf man davon ausgehen, dass es sich um Exemplare mitSeltenheitswert handelt, denn die Originale wurden nur in geringerZahl verbreitet. Alle Drucksachen mit einer Auflage ab 100 Stückmussten in der DDR genehmigt werden. Mit bis zu 99 Abzügen umgingendie Plakatmacher diese staatliche Zensur. So trägt Angela HampelsPlakat ihrer Ausstellung «orbis pictus» in Dresden die Nummer 3 von50, die Ankündigung des Dresdner Grafikmarktes 1986 ist Abzug 20 voninsgesamt 85.

Das älteste Plakat verweist auf eine Schau des KünstlerpaaresGitta und Gerhard Kettner 1967 im Romanischen Haus Bad Kösen. Einabstrakt gestaltetes Blatt verweist auf Grafik von Gerhard Altenbourgim Museum und Schloss Hinterglauchau. «Das war überhaupt seine ersteAusstellung», sagt Metz. Eine Terminangabe fehlt auf dem Plakat, dochMetz hat nachgeschlagen und spricht von Februar/März 1976. Die Bilderhätten damals gezeigt werden dürfen, doch der Katalog sei eingezogenworden. Als zeitlebens «Unangepasster» wurde Altenbourg in der DDRimmer wieder unterdrückt. Im Westen erhielt er mehrere Preise.

Ganz klar dominiert in der Sammlung Berlin und der ostdeutscheSüden, die Kunstzentren der DDR eben, mit ein paar Ausreißern wieMagdeburg und der Künstlerkolonie Ahrenshoop. «Es waren nicht nurMuseen, Galerien, der Staatliche Kunsthandel und Hochschulen, diedamals Kunst zeigten», sagt Metz.

Einen Beleg für Freiheit von Kunst und Ahnungen von Künstlernliefert das Titelplakat der Chemnitzer Schau. Schwarze, rote, gelbeFarbflächen stürzen durcheinander. Vom Maler Hubertus Giebe für dieAusstellung «Konturen» 1989 in der Nationalgalerie Berlinangefertigt, «passt es auch 20 Jahre später sehr gut», sagt Metz. Diedamalige Ausstellung begann am 5. Oktober. Wenige Wochen späterreagierten DDR-Künstler ganz schnell, als ihnen WestberlinerGaleristen ihre Türen öffneten. «Die Maler fuhren damals mit denBildern unterm Arm rüber, das war ganz spontan», erzählt Metz. Undsie schufen auch ganz schnell noch die Plakate für dieseBlitzaktionen, erstmals ohne Zensur.