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Ausstellung zur Sportstadt Leipzig Ausstellung zur Sportstadt Leipzig: In Bewegung - Meilensteine der Leipziger Sportgeschichte

Von Kai Agthe 05.04.2018, 08:00
Gib Gummi: DDR-Turnschuhe, die im Volksmund „Fünf-Mark-Flitzer“ hießen
Gib Gummi: DDR-Turnschuhe, die im Volksmund „Fünf-Mark-Flitzer“ hießen Stadtgeschichtliches Museum

Leipzig - Nun sind auch sie ein Teil der deutschen Sportgeschichte: Jene aus blauem Leinen und weißer Gummisohle zusammengesetzten DDR-Turnschuhe, die man ihres günstigen Preises wegen „Fünf-Mark-Flitzer“ nannte.

Ein Paar der seit den 1970er Jahren im Gummiwerk Schönebeck hergestellten Treter, die kaum ein DDR-Kind freiwillig getragen haben dürfte, sind in der Ausstellung „In Bewegung - Meilensteine der Leipziger Sportgeschichte“ des Stadtgeschichtlichen Museums zu sehen.

Die Vitrine teilen sich besagte Gummischuhe mit einem knallroten Turnbeutel aus den 1980er Jahren, auf den vorausschauende Eltern die Initialen seines einstigen jugendlichen Besitzers gestickt haben. Meilensteine des Sports sind diese beiden Exponate vielleicht nicht gewesen, sie ergänzen die Leipziger Schau aber zumindest für alle in der DDR sozialisierten Besucher um eine nostalgische Note.

In Bewegung - Meilensteine der Leipziger Sportgeschichte: Ausstellung entlang der Sportroute

Die Ausstellung basiert auf den Themen jener „Sporthistorischen Route“, die künftig 22 Orte von herausragender Bedeutung für die regionale und überregionale Geschichte der Bewegungskultur im Leipziger Stadtraum markieren wird. Die ersten beiden Stationen sollen in diesem Sommer eingeweiht werden, die anderen 20 bis zum Jahr 2021 folgen.

Diesen Termin setzt sich die Stadt, weil Leipzig in dem Jahr Austragungsort des Internationalen Deutschen Turnfests sein wird. Im August will man zwei von einem Stuttgarter Kommunikationsbüro entworfenen grellbunten „Stelenfahnen“ zunächst an der Sporthalle Leplaystraße, wo bereits 1847 Leipzigs erstes „Turnhaus“ eröffnet wurde, und auf den Wiesen am Fockeberg, wo 1883 erstmals in Leipzig Fußball gespielt wurde, aufstellen.

Was das im Einzelnen bedeutet, darüber informiert die Ausstellung detailliert und anhand zahlreicher Exponate. Die stammen auch aus dem Bestand des 1976 gegründeten Sportmuseums, das sich bis zu seiner Schließung 1991 auf der Dammkrone des früheren Zentralstadions befand und mit 95.000 Objekten eine der größten sportgeschichtlichen Sammlungen in der Bundesrepublik umfasst.

Die frühere Direktorin des Sportmuseums Leipzig, Gerlinde Rohr, kuratierte auch die aktuelle Ausstellung im Stadtmuseum. Als beste Kennerin der Materie gelang es ihr, 22 spannende, teils lange vergessene Themen aus der sportiven Geschichte Leipzigs besucherfreundlich aufzubereiten.

So wurde etwa Jahr 1882 das erste Radrennen Mitteldeutschlands in Leipzig ausgetragen. Das mag zunächst wenig aufregend klingen. Dass die Pedal-Athleten aber auf dem Hochrad ihre Kreise zogen und der Promenadenring im Zoologischen Garten als Rennstrecke diente, macht dieses Ereignis zu einem sportgeschichtlichen Meilenstein.

Den Clara-Zetkin-Park wiederum kennt man als Oase, den die Leipziger in der warmen Jahreszeit für die Naherholung nutzen und wo im Sommer auch Konzerte stattfinden. Aber noch vor 60 Jahren brüllten hier die Motoren von Rennsportfahrzeugen. Auf dem Areal fanden zwischen 1950 und 1958 unter abenteuerlichen Sicherheitsvorkehrungen die „Leipziger Stadtparkrennen“ für Motorräder und Automobile statt, die ein sportliches Großereignis waren. „Bis zu 200 000 Zuschauer kamen damals zu den Rennen im Stadtpark“, sagt Kuratorin Rohr.

Davon zeugt in der Ausstellung ein Objekt, dass der Hingucker schlechthin sein dürfte: Ein Seitenwagengespann auf Basis eines schwarzen BMW-Motorrads mit 500 Kubikzentimeter-Motor, mit dem das Dresdner Duo Rudolf Richter und Erwin Klim bei den Stadtparkrennen zwischen 1954 und 1958 an den Start ging.

Vorgeschmack auf Neues bietet die Ausstellung In Bewegung - Meilensteine der Leipziger Sportgeschichte

Die Ausstellung will die Vorfreude auf die Leipziger Sportroute schüren, diese wiederum einen Vorgeschmack auf das neue Sportmuseum geben, für das sich der - seit 1996 amtierende und in gut einem Jahr aus Altersgründen aus dem Amt scheidende - Direktor des Stadtgeschichtlichen Museums, Volker Rodekamp, seit Langem engagiert. „Denn Leipzig ist die eigentliche Sportstadt in Deutschland“, erklärt der Museumschef.

„Interaktion, Inklusion und Information“ - das seien laut Rodekamp jene drei Leitideen, mit denen das Konzept für Leipzigs neues Sportmuseum entwickelt werden soll. Man wolle in der Einrichtung - die wohl erst in den späten 2020er Jahren realisiert werden kann - also nicht nur nationale und internationale Sportgeschichte visualisieren, sondern auch alle Aspekte des Sports in der modernen Gesellschaft reflektieren. „Denn die 30 Millionen Sportler in der Bundesrepublik bilden letztlich auch die größte Bürgerbewegung im Land“, so Volker Rodekamp.

„In Bewegung“: Stadtgeschichtliches Museum Leipzig, Böttchergässchen 3, bis 16. September, Di-So 10-18 Uhr. Eine Begleitpublikation erscheint im Mai.