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Ausstellung Ausstellung: Wer war mein Vater Che Guevara?

Von Christian Fürst 27.05.2008, 07:50
Camilo Guevara bei der Eröffnung einer Fotoausstellung anlässlich des Geburtstags seines Vaters Che Guevara am 26.05.2008 in Wien. (Foto: dpa)
Camilo Guevara bei der Eröffnung einer Fotoausstellung anlässlich des Geburtstags seines Vaters Che Guevara am 26.05.2008 in Wien. (Foto: dpa) dpa

Wien/dpa. - Ansonsten sind seineErinnerungen an den Helden der 68-Generation blass: «Ich war erstdrei Jahre alt, als Che in den Kongo ging; und als er zurückkam,durften nicht einmal wir Kinder wissen, dass er in Havanna und unserVater war.» Immerhin habe sich der Nationalheld ja heimlich auf denrevolutionären Kampf in Bolivien vorbereitet, für die Familie war dakeine Zeit. Dennoch, beteuert Camilo heute, Ernesto Che Guevara seiein guter Vater gewesen.

Als Leiter des Ernesto Guevara Instituts in der kubanischenHauptstadt pflegt Camilo Guevara jetzt das Erbe des Zigarre-rauchenden Asthmatikers, der wie kein Zweiter zum Idol ganzerGenerationen der Linken in aller Welt geworden ist. Die WienerGalerie Westlicht, Österreichs wichtigstes Schaufenster fürFotografie und Fotokunst, zeigt von diesem Dienstag an (bis 31. Juli)150 Fotografien des studierten Mediziners und seines revolutionärenUmfelds. Denn Che Guevara wäre am 14. Juni 80 Jahre altgeworden.Dabei ist auch das weltberühmte Porträt des kubanischen FotografenAlberto Korda und Schnappschüsse, die Che und Fidel Castro selbstmachten.

Camilo Guevara, der nach Ches revolutionärem Mitstreiter CamiloCienfuegos Gorriarán benannt wurde, hat «keine Probleme» mit seinemweltberühmten Übervater: «Ich bin Camilo, habe meine eigenePersönlichkeit.» In Kuba sei es gut, Guevara zu heißen. «Die meistenKubaner verehren Che bis heute, in ihrem Herzen sind sie immerRevolutionäre geblieben», schwärmt der Sohn. «Zumindest diemeisten...», räumt er ein. Dennoch will er nicht gern vor einem derPoster-großen Porträts von Che Guevara in den Räumen der Galeriefotografiert werden.

Tatsächlich sieht der gelernte Jurist, der längere Zeit inRussland lebte, seinem Vater kaum ähnlich. Mit seinem langen blondenHaar, das zu einem kurzen Pferdeschwanz gebunden ist, passt eräußerlich eher auf eine US-amerikanische Harley Davidson und dieRoute 66, als in ein kubanisch-revolutionäres Umfeld. Camilo ist dasälteste der vier Kinder, die Che mit seiner zweiten Ehefrau AleidaMarch, hatte. Sein ältestes Kind, die 1956 geborene Hildita aus derersten Ehe mit Hilda Gadea, starb 1995 an Krebs.

Warum sein Vater als Revolutionär einen derart hohenBekanntheitsgrad erreicht hat, ist auch für Camilo «ein Phänomen».Liegt es vielleicht daran, dass sein Kopf mit dem wallenden Haar, derMütze und dem unordentlichen Bart so einprägsam war? Wohl kaum einanderes Porträt wurde so häufig auf menschliche Haut tätowiert, aufT-Shirts, Poster oder Fahnen gedruckt, wie das von Che Guevara:«Vielleicht ist es, weil er eigentlich ein Mensch mit hohen Idealenwar. Er hat nicht für die Revolution an sich gekämpft, sondern esging ihm immer nur um die Menschen.» Che Guevara sei zwar eineGuerillero gewesen, «aber er machte auch jeden Sonntag Sozialarbeit,wenn er zu Hause in Kuba war». Dazu komme natürlich auch noch «seineäußerliche Erscheinung, seine Lässigkeit».

Natürlich, so meint Camilo, der seit Jahren die Welt bereist, umdie Erinnerung an seinen Vater wach zu halten, werde dasrevolutionäre Erbe mit dem abzusehenden Tod der altenRevolutionärsgarde in Kuba weiterbestehen. «Schauen Sie sich doch daswachsende soziale Unrecht in der Welt an!» Kuba, so meint Camilo, dersonst nicht gern über die politische Lage auf der Insel sprechen mag,könne auch da in Zukunft seine Rolle spielen. «Revolution heißt dochnicht automatisch kriegerische Auseinandersetzung. Man kann dierichtigen Ideen auch anders verbreiten.»