Ausstellung Ausstellung: Sommer, Sonne und Sorglosigkeit auf bunten Stoffen

Leipzig/ddp. - Elvis Presley trug Aloha-Shirts - wie sie auf Hawaiiheißen - in seinen Filmen und Konzerten. TV-Detektiv Thomas Magnumpräsentierte darunter sein üppiges Brusthaar und sorgte in den 80erJahren für ein furioses Comeback der bunten Hemden, die Jahre zuvorin der Hippie-Welle noch als spießig galten. In Deutschland sind siezum Markenzeichen von Moderator Jürgen von der Lippe geworden. DasZeitgeschichtliche Forum in Leipzig widmet jetzt die Ausstellung «DerStoff, aus dem die Träume sind» diesem kunterbunten Kleidungsstück.
Die vier Leipziger Museologie-Studentinnen Ulrike Eichentopf,Sylvie Triemer, Lore Liebscher und Susanne Oehme haben diePräsentation, die am Mittwochabend eröffnet wurde, zusammengestellt.Für sie ist die Ausstellung, die bis zum 1. Februar 2009 zu sehenist, zugleich eine Studienaufgabe, die von ihrer Professorin bewertetwird. Auf die Idee brachte sie ein Bekannter, der Hawaiihemdensammelt. Er stellte die meisten Hemden der Schau zur Verfügung. Zweistammen allerdings aus dem Besitz von Jürgen von der Lippe, der diebunten Bühnen-Outfits über sein Management nach Leipzig schickenließ.
«Das Highlight der Schau ist für mich aber einOriginal-Hawaiihemd, das alle Merkmale erfüllt», berichtet SylvieTriemer. Ein echtes Aloha-Shirt müsse unbedingt einen geraden Saum amunteren Hemdabschluss und ein Muster haben, das von der Brusttascheübergangslos weitergeführt wird. Außerdem - und das ist dasentscheidende Echtheitsmerkmal - verfügt nur das Original über Knöpfeaus der Kokosnuss-Schale. «Ein Hawaiihemd besteht rein ausNaturmaterialien», sagt Triemer.
Es stehe für ein ganz bestimmtes Lebensgefühl von Freiheit,Sommer, Sonne und Sorglosigkeit, sagt Henrike Girmond, dieProjektleiterin der Schau. Mit Blick auf die direkt nebenan laufendeAusstellung über das Jahrhundert des Schlagers bringt sie die Sachemit dem Aloha-Shirt auf den Punkt: «Das, was der Schlager für dieMusik ist, ist das Hawaiihemd für die Mode.»
Auch die vier Studentinnen haben bei der Zusammenstellung derPräsentation schnell eines gemerkt: «Entweder man hasst dasHawaiihemd oder man liebt es», sagt Eichentopf. Die angehendenMuseologinnen teilen die Hawaiihemd-Träger dieser Welt heute in zweiGruppen ein: zum einen die coolen Jungen, die Surfmode undRock'n'Roll wieder aufleben lassen und zum anderen die korpulentenTouristen mit der Kamera um den Hals, die eigentlich Spießer sind unddurch das Hawaiihemd lässig wirken wollen.
Die Ausstellung bietet auch einen Einblick in die Geschichtedieses markanten Kleidungsstücks. Der Besucher erfährt, dasseigentlich die christlichen Missionare die Schuld an allem tragen.Sie zwangen die Hawaiianer im 19. Jahrhundert, sich züchtiger zukleiden und führten das Baumwollhemd auf der Inselgruppe ein - denVorläufer des Hawaiihemdes. Welcher Künstler das erste Aloha-Shirtentworfen hat, ist unklar. Fest steht allerdings, dass das Hemdinzwischen nicht nur in aller Welt getragen wird, sondern auf Hawaiifast schon zum Kulturgut gehört. Sogar die Gerichte des exotischenUS-Bundesstaates befassten sich schon mit diesem Thema. Nach einemGerichtsurteil aus dem Jahr 1967 muss das Hawaiihemd stets über derHose getragen werden.