Ausstellung Ausstellung: Schirn zeigt Akte von Klimt und Kollegen

Frankfurt/Main/dpa. - Berühmte Frauenakte von Gustav Klimt oderEgon Schiele, weniger bekannte männliche Aktbilder von Richard Gerstloder Anton Kolig - Die Frankfurter Schirn präsentiert von diesemFreitag an (28. Januar) rund 180 Werke von österreichischen Malernder Jahrhundertwende. Der Direktor der Kunsthalle Max Hollein willmit der Themenausstellung «Die nackte Wahrheit: Klimt, Schiele,Kokoschka und andere Skandale» die Radikalität der damaligen WienerAvantgarde neu demonstrieren. Zugleich kritisierte Hollein, derselbst aus Wien kommt, dass die Künstler zu «Aushängeschildern derösterreichischen Tourismusindustrie» geworden seien.
In der Metropole der k.u.k-Monarchie prallten Ende des 19.Jahrhunderts die Kräfte der gesellschaftlichen Beharrung und deskünstlerischen Aufbruchs besonders heftig aufeinander. Ausgangspunktdieser Auseinandersetzung in der Schau ist Klimts «Nuda Veritas», dieder Ausstellung auch ihren Namen gegeben hat. Die abgebildete nackteFrau ist keine allegorische Anspielung mehr auf biblische Figuren,sondern die «nackte Wahrheit».
Ist bei den dekorativen Akten von Klimt und auch Kokoschka dermännliche Blick auf das weibliche Modell unverkennbar, bietet Schieleeine völlig neue Perspektive. Der lange als Pornograf denunzierteMaler zeigt auch die Hässlichkeit des menschlichen Körpers, Jung undAlt werden schonungslos auf ihre Nacktheit reduziert.
Mit ihren kompromisslosen Bildern sorgten Klimt und Kollegen fürmanchen Skandal in der Wiener Gesellschaft. Die Ausstellung willzeigen, wie sehr die Wiener Künstler mit ihren Bildern die modernenDebatten um «Geschlechterkampf» oder «Androgynität» (Überschreitungder Geschlechtergrenzen) beeinflussten. Zu den Entdeckungen in derSchau werden jedoch weniger die gut bekannten «Staatskünstler»(Hollein) wie Klimt, Kokoschka und Schiele, sondern die kaumbekannten Werke von Kolig oder Gerstl. Vor allem der homoerotischeKolig ist dafür verantwortlich, dass die Schirn daspublikumsträchtige Thema «Nacktheit» nicht nur auf den Frauenkörperreduziert hat.
Dass das Thema auch eine über die Malerei weit hinausgehendeDimension hat, beleuchtet die Ausstellung mit Fotos und Zeichnungendes umstrittenen Neubaus des Wiener Architekten Adolf Loos. Sein Hausam Michaelerplatz, das damals mit den Konventionen des Historismusbrach, wurde in der Presse als «obszöne Nacktheit» kritisiert.
Die mit Leihgaben zahlreicher internationaler Museen bestückteAusstellung ist bis zum 24. April zu sehen. Anschließend geht sie vom13. Mai bis 22. August nach Wien ins Leopold Museum, das bei derSchau kooperiert hat.