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Ausstellung Ausstellung: «Hitler-Zwerge» in Straubing

Von Ulf Vogler 14.10.2009, 16:24
Ein goldener Hitlerzwerg (FOTO: DDP)
Ein goldener Hitlerzwerg (FOTO: DDP) ddp

Straubing/dpa. - Eine Installation mit den umstrittenen Figuren desNürnberger Kunstprofessors Ottmar Hörl wird noch bis zum Montag (19.Oktober) in der Straubinger Altstadt verweilen und für Gesprächsstoffsorgen.

Obwohl das Projekt erst am Donnerstag offiziell eröffnet werdensoll, scharten sich bereits am Mittwoch die Passanten um Hörl undseine mittlerweile international berühmt gewordenen Zwerge.Zahlreiche Bürger und auch eine Schulklasse blieben neben derInstallation stehen und setzten sich damit auseinander. SolcheReaktionen, auch wenn sie ablehnend sind, sind ganz im Sinne desKünstlers. «Ich habe die Arbeit nicht gemacht, um in Gleichgültigkeitzu scheitern», kommentiert der 59-Jährige die Reaktionen.

Hörl nennt die Protagonisten seiner Installation «poisoned»(vergiftet). Das ganze Straubinger Kunstprojekt bekam den Titel«Dance with the devil» (Tanz mit dem Teufel). Hörl will ganzallgemein vor der Manipulation der Massen durch Diktatoren warnen.Darüber hinaus sieht der Künstler Rechtsextremismus nicht nur alsdeutsches Problem. In anderen Ländern Europas gebe es ebenfallsNeonazis, betont er.

Er hat seine Gartenzwerge bereits mehrfach im In- und Auslandgezeigt. So war eine aus 700 Wichteln bestehende Installation aufeiner Kunstmesse im belgischen Gent zu sehen, in Aschaffenburg wurdenvor wenigen Monaten 400 Zwerge präsentiert. Im Sommer hatte dann eingoldener «Hitler-Zwerg» in einer Nürnberger Galerie für Wirbelgesorgt. Die Staatsanwaltschaft prüfte daraufhin ein Strafverfahren,sah aber von Ermittlungen ab. Weil Hörl den Nationalsozialismus derLächerlichkeit preisgeben wolle, sei das Ausstellen der Zwerge nichtstrafbar, befanden die Staatsanwälte.

Auch für die Stadt Straubing war es von Anfang an wichtig, dass eseine kritische Auseinandersetzung mit dem Hitler-Regime ist. Dennochsieht Oberbürgermeister Markus Pannermayr (CSU) das Projektdistanziert. Es gebe erhebliche Vorbehalte gegen die Installation,sagt er. «Die Meinungen in der Bevölkerung scheinen weit auseinanderzu gehen.» Dabei sei es nicht so, dass sich die Menschen nicht mitdem Problem des Rechtsextremismus beschäftigen wollten. «Es ist dieFrage, ob das die geeignete Form der Auseinandersetzung ist», meintPannermayer angesichts der Zwergen-Invasion.

Der Straubinger Kulturausschuss hatte es abgelehnt, das Projekt imNamen der Stadt zu präsentieren. Ein Grund dafür seien nebeninhaltlichen Bedenken auch die Kosten von 20 000 Euro gewesen,berichtet der Rathauschef. Letztlich wurde die Installation dann vomder Straubinger SPD in Auftrag gegeben. Die Stadtverwaltung stellteeine 600 Quadratmeter große Fläche am zentralen Ludwigsplatz zurVerfügung.

Dort stehen nun zahlreiche schwarze «Hitler-Zwerge», die in alleHimmelsrichtungen blicken. Dazwischen sind einzelne goldene Zwergeverstreut. Auch wenn die Zwerge das neben dem Hakenkreuz bekanntesteSymbol der Nazizeit zeigen, geht es Hörl nicht nur um den Terror vonRechts. Das gefährliche «Führer-Prinzip» kommt für ihn auch inanderen diktatorischen Systemen vor. «Ich hätte auch einekommunistische Faust darstellen können», sagt er.