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Ausschnitt aus NDR-Doku zu Flüchtlingen Ausschnitt aus NDR-Doku zu Flüchtlingen: "Eine Fünfjährige wurde gegessen - stand auf Facebook"

Von Regina Morkramer 14.12.2015, 13:44

Die Flüchtlingskrise ist und bleibt ein Thema in Deutschland. Doch statt sich der Aufgabe zu stellen und Menschen, die alles zurücklassen mussten, eine neue Heimat zu bieten, fühlen sich viele Deutsche noch immer vom Zustrom der Flüchtlinge bedroht – und machen aus ihrer Ablehnung oft keinen Hehl.

Am Wochenende machte ein besonders kruder Videoausschnitt aus der NDR-Dokumenation „Weltbahnhof mit Kiosk – Begegnungen von Stammgästen und Flüchtlingen in Boizenburg“ die Runde im sozialen Netzwerk Facebook. Zu Wort kamen darin drei Jugendliche aus Boizenburg in Mecklenburg-Vorpommern. Sie sitzen am Bahnhof und erzählen dem Fernsehteam von einem Gerücht, das sie gehört haben: Ein Flüchtling soll ein fünfjähriges Mädchen gegessen haben, bei lebendigem Leib.

Ursprung dieses Gerüchts war eine Meldung der Satire-Website „Der Postillon“ vom August dieses Jahres. Ziel des Postillons war, die unbegründete Angst vor Flüchtlingen ins Absurde zu drehen.

Dass der Postillon damit nicht überall seine Absicht erreicht, zeigt die Aussage der Jugendlichen in der NDR-Dokumentation. Zunächst erzählen sie, welche Gerüchte sie schon über Flüchtlinge gehört hatten. So soll ein Mädchen von einem Flüchtling vergewaltigt worden sein. Und: „Eine Fünfjährige wurde gegessen. Lebendig! Vom Flüchtling! Stand auf Facebook!“ Darauf erwidert einer der drei: „Stand. Ob das stimmt, das weiß man nicht.“

Nicht so dumm, wie man denkt

Dieser letzte Satz, indem die Jugendlichen selbst die Wahrhaftigkeit der Nachricht anzweifeln, fehlt allerdings in dem nun massiv geteilten Videoausschnitt, der von einem Blog namens „Buntesamt“ auf Youtube veröffentlicht wurde. So wird der Eindruck vermittelt, die Jugendlichen glaubten die Meldung, es wird nicht deutlich, dass sie lediglich über Gerüchte sprechen. Die Jugendlichen werden in dem kurzen Ausschnitt somit gezielt als ausländerfeindlich dargestellt – dass eines der zu Wort gekommen Mädchen auch von syrischen Freunden erzählt, wird nicht gezeigt.

Der NDR versucht sich gegen die Entfremdung der Aussage der Dokumenation zu wehren und postete auf Facebook einen längeren Ausschnitt zusammen mit dem Hinweis, man solle die gesamte Doku anschauen, um sich ein Bild zu machen. Der NDR betont zudem, man wolle die Jugendlichen keineswegs vorführen.