1. MZ.de
  2. >
  3. Kultur
  4. >
  5. Auftritt bei Helene Fischer: Auftritt bei Helene Fischer: Ein letztes Mal Lebensfreude von Udo Jürgens

Auftritt bei Helene Fischer Auftritt bei Helene Fischer: Ein letztes Mal Lebensfreude von Udo Jürgens

Von Martin Oehlen 26.12.2014, 11:48
Keine zehn Tage nach der Aufzeichnung starb Udo Jürgens am 21. Dezember.
Keine zehn Tage nach der Aufzeichnung starb Udo Jürgens am 21. Dezember. ZDF Lizenz

Köln - Eine „Aufzeichnung vom 11. und 12. Dezember“ – diese Einblendung gab es gleich zweimal in der „Helene Fischer Show“ des ZDF am ersten Weihnachtstag. Wo sich „das“ Fernsehen gemeinhin gerne so präsentiert, als komme alles frisch von der Bühne auf den Bildschirm, wurde diesmal Wert darauf gelegt, keinen  falschen Eindruck zu erwecken.

Tatsächlich ist es schon von einiger Merkwürdigkeit, Udo Jürgens in einer Show zu sehen, die nichts vom Tod des Künstlers weiß. Keine zehn Tage nach der Aufzeichnung starb der Sänger am 21. Dezember  auf einem Spaziergang in der Schweiz. In Berlin, wo die Show aufgezeichnet worden war, sang Jürgens  zwei Titel: „Was wichtig ist“ im Duett mit Gastgeberin Helene Fischer und solo  „Mein Ziel“. Zwischendurch trug Fischer noch  „Merci Chérie“ vor, was Udo Jürgens, mit roter Rose im Knopfloch und sich zuweilen mit einer Hand am Flügel festhaltend,  aufmerksam zur Kenntnis nahm. Wirkte er nachdenklicher als sonst, ein wenig müde? Im Wissen um das, was folgte, konnte  man diesen Eindruck gewinnen. 

„Mein Ziel“ ist allerdings ein neues Lied, das nicht defensiv daherkommt. Schließlich war Udo Jürgens  ein  Künstler, der nie rasten wollte.  Auch das ist ein Charakterzug, der seine Persönlichkeit schmückte, eine Persönlichkeit, die  in vielen Nachrufen gewürdigt wurde. Dabei fiel auf, dass die einschlägigen Würdigungen nicht routiniert verfasst wirkten, sondern geprägt waren von aufrichtigem Respekt.  Auch bezeugt die enorme Nachfrage nach seinen Songs die  posthume  Anerkennung. 

Was Udo Jürgens in „Mein Ziel“  zum Besten gibt, ist nicht die Lösung aller Welträtsel. Es ist auch keine fein geklöppelte Lyrik. Allerdings birgt der Song aus dem Jahr 2014 eine Ladung Lebenslust, die man ihm abnahm. Denn was er da singend formulierte, hat er ja tatsächlich, so weit man das als Außenstehender beurteilen kann,  selbst gelebt: „Und nach wie vor will ich hundert Prozent, /  Will alles verlangen, will alles geben. /  Mit aufrechtem Gang, nicht schicksalsgebeugt, /  Nicht das falsche – ich will das richtige Leben!“ Was für ihn  zum richtigen Leben gehörte: „Stell' doch die Welt und dich selbst auf den Kopf, /  Warum soll dich das Neue erschrecken? /  Versuch', dreimal täglich Kolumbus zu sein, /  Es gibt noch so viel zu entdecken!“

„Vielen Dank für Deine schönen Lieder!“ sagte Helene Fischer, als sie den Künstler aus ihrer Show entließ. Wo sie Recht hat, hat sie Recht.