Auf Flügeln der Fantasie Auf Flügeln der Fantasie: Alexandra Fröb taucht in Parallelwelt der Elfen und Vampire

Halle (Saale) - Als wäre eine junge Mutter nicht genug beschäftigt! Als Alexandra Fröb mit ihrer kleinen Tochter zu Hause war, fing alles an. Plötzlich begannen die Dinge der Malerin und Illustratorin aus dem Saalekreis-Örtchen Domnitz Geschichten zu erzählen, wilde Stories und skurrile Anekdoten, die die gelernte Landschaftsarchitektin schließlich im Internet veröffentlichte, weil sie spürte, dass sie irgendwie heraus wollten.
Ein Anfang. Unter dem Pseudonym Klara Bellis hat die 1973 geborene Künstlerin, von der zum Beispiel die „Schrägen Biester“ stammen, die im Aussichtsturm des Zoos in Halle hängen, inzwischen im Eigenverlag drei Romane um die Elfe Trywwidt veröffentlicht (Hier bei Amazon kaufen) - Reisen in ein Land der Fantasie, in dem sympathische Vampire und sexy Feen nach dunklen Geheimnissen jagen und dabei von einem Schlamassel in den nächsten geraten. Steffen Könau befragte die in Halle lebende Autorin über den unwiderstehlichen Drang zum Schreiben, den Sog der eigenen Geschichten, die Hassliebe zu Amazon und den Krieg gegen dreiste Buchpiraten.
Frau Fröb, wie sind Sie zum Schreiben gekommen?
Alexandra Fröb: Das fing mit der Geburt meiner Tochter an. Mit kleinem Kind geriet ich immer wieder in skurrile Situationen, die ich als Anekdoten auf einer Online-Plattform veröffentlicht habe. Da war zum Beispiel der Tag, an dem ich meiner Tochter eine Plüscheule kaufen wollte und es in ganz Halle keine gab. Daraus wurden die „schrägen Biester“, die ich ursprünglich am Küchentisch für die Kleine gemalt hatte. Dann kam der Text dazu, da war es aber für Kinder nicht mehr geeignet. Ich denke da an den „Mähdrescher“, einen Schäferhund, der Schafe verhaut.
Wann und wie schreiben Sie?
Fröb: Die Geschichten schreiben sich praktisch ununterbrochen – in meinem Kopf. Nach der Arbeit oder nachts muss ich sie nur noch aufschreiben. Das ist eine echte Herausforderung. Wenn ich auf dem Riebeckplatz einen Spurwechsel meistern muss, die Protagonisten im Kopf aber wilde Abenteuer erleben.
Wieso Fantasy?
Fröb: Weil ich meine Ideen da frei fließen lassen kann. Und gleichzeitig doch den einen oder anderen Gedanken darin verpacken darf, ohne mit dem Zeigefinger herumzufuchteln. Etwa den Wunsch nach einem respektvollen Miteinander oder den Hinweis, dass wir nur diesen Planeten haben.
Wann war klar, dass es mehr als ein Buch wird werden müssen?
Fröb: Am Ende des ersten Trywwidt-Bandes musste ich noch ein paar lose Fäden verweben. Aber der zweite drohte dann viel zu dick zu werden, obwohl ich anfangs einen Ablaufplan hatte, der dann aber bald bröckelte. Ab der Hälfte von Band zwei musste ich alles über den Haufen werfen.
Wie viele Stunden sitzen Sie an einem Buch?
Fröb: Wenn ich die Arbeitsstunden ausrechnen würde, bekäme ich sicher einen Schock. Die Arbeit am ersten Trywwidt-Band zog sich über drei Jahre hin. Für die anderen Bände brauchte ich jeweils etwa zwei Jahre. Es gibt auch immer wieder Wochen mit Leerlauf. Oder die Zeiten, wenn der Text reifen muss, ohne dass ich aktiv daran arbeiten kann.
Sie veröffentlichen im Eigenverlag – was sind da die Vorteile, was die Nachteile?
Fröb: Ich liebe die künstlerische Freiheit. Ich kann das schreiben, was ich will und wie ich es will. Wobei sich das „Wie“ an den Lesern orientiert. Ich will Geschichten erzählen, die beim Lesen Spaß machen. Wenn ich lese, dass eine Autorin mit Verlag sich darüber freut, dass ihr Verlag ihr Cover und Titel ihres nächsten Romans bald zeigen wird... Bei mir käme keine Freude auf, wenn ich beim eigenen Buch so ausgeschlossen wäre.
Es fehlt Ihnen aber die ganze Verlagsmaschine zur Werbung.
Fröb: Durch die sozialen Netzwerke wie Facebook, Instagram und Twitter kann ich in direkten Kontakt zu den Lesern kommen. Dann gibt es die Buchmessen, auf denen auch unabhängige Autoren Stände haben. Und es gibt eine große Buchbloggerszene, die Rezensionen im Internet veröffentlicht. Das Wichtigste überhaupt aber sind die Leserinnen und Leser, die die Bücher weiterempfehlen und Rezensionen bei Lovelybooks oder Goodreads schreiben.
Amazon gilt als gierige Krake, Sie veröffentlichen dort. Warum?
Fröb: Bei Amazon habe ich eine eigene Autorenseite, auf der meine Bücher übersichtlich dargestellt werden. In anderen Webshops herrscht da eher Durcheinander. Dann gibt es bei Amazon Kindle Unlimited, eine Leihbibliothek für E-Books. Hier werden wir Autoren pro gelesener Seite bezahlt und man kann die Verkäufe tagesaktuell beobachten. Ich sehe fast auf die Minute genau, ob eine Werbemaßnahme funktioniert oder nicht. Ein großer Nachteil von Amazon ist aber der oft überforderte Support. Es gibt keine persönlichen Ansprechpartner. Das ist inzwischen ein Grund für mich, trotz aller Vorteile andere Vertriebswege für meine E-Books zu suchen.
Gibt es denn Alternativen?
Fröb: Ja, schon. Wobei ich den Eindruck habe, dass nur die E-Books, die ich exklusiv bei Amazon anbiete, auch wirklich viele Leser finden. Amazon bedient einerseits die Bequemlichkeit der Menschen. Andererseits erreichen Verlage und Autoren über Amazon sicher ihre Leser, so wie ich auch. Die Druckausgaben der Bücher vertreibe ich aber ganz bewusst über BoD. So sind die Bücher überall im Buchhandel bestellbar.
Wie problematisch sind illegale Buchplattformen, auf denen auch Bücher von Klara Bellis immer wieder auftauchen?
Fröb: Leider. Ich habe mal eine Weile auf einem Blog mitgelesen, auf dem sich Leute austauschten, die illegale Downloads als ihr gutes Recht ansehen. Der Hohn, der uns Autoren dort entgegenschlägt, hat mich sprachlos gemacht. Diese Sprachlosigkeit befällt mich auch jedes Mal, wenn ich wieder einen Link zu einem illegalen Download meiner Bücher finde.
Was ist der Lohn für all die Mühen? Viel Geld? Großer Ruhm?
Fröb: Weder noch. Es ist einfach ein unbeschreibliches Gefühl, wenn mir Menschen sagen, dass sie ein Buch von mir gelesen und so gemocht haben, dass das Gelesene noch eine Weile nachhallte. In solchen Momenten muss ich mich selbst kurz kneifen und mir ganz bewusst sagen: „Das ist dein Buch, über das da gesprochen wird. Du hast es geschrieben.“ Dann weiß ich, die jahrelange Arbeit hat sich gelohnt. (mz)
