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Audrey Hepburn Audrey Hepburn: Die Rehaugen-Frau wollte Ballerina werden

Von Marina Antonioni 30.04.2009, 09:44
Ein Foto, auf dem die Schauspielerin Audrey Hepburn (1929-1993) zu sehen ist, steht in der Ausstellung «timeless audrey» im Hauptbahnhof in Berlin in Sichtweite eines Kleids aus dem Besitz der Schauspielerin. (FOTO: DPA)
Ein Foto, auf dem die Schauspielerin Audrey Hepburn (1929-1993) zu sehen ist, steht in der Ausstellung «timeless audrey» im Hauptbahnhof in Berlin in Sichtweite eines Kleids aus dem Besitz der Schauspielerin. (FOTO: DPA) ddp

Berlin/ddp. - Audrey Hepburn ist eine Ikone des Films und der Mode, aber auch eingroßes Vorbild in ihrem jahrelangen humanitären Wirken für Kinder in Not. Als sie 1993 im Alter von 63 Jahren einem Krebsleiden erlag, säumten bei der Beisetzung 25 000 Menschen die Straßen des Schweizer Dorfes, wo sie gelebt hatte, wie sich Hepburns Sohn Sean Ferrer im ddp-Gespräch erinnert.

Am Montag (4. Mai) wäre die zierliche Schauspielerin mit denRehaugen, die für einen neuen, elfenhaften Frauentyp in Hollywood stand und nicht den vollbusigen Männervamp verkörperte, 80 Jahre alt geworden. Ihre beiden Oscars kann man derzeit in Berlin bewundern. Wer Hepburn ein bisschen näher kommen möchte, findet in der Ausstellung «Timeless Audrey», deren Erlöse an UNICEF fließen, auch für sie entworfene Roben von Hubert de Givenchy, erstmals gezeigte Kinderfotos, Tagebucheinträge und sogar die legendäre Vespa, mit derHepburn im Film «Ein Herz und eine Krone» an Gregory Peck geklammertdurch Rom brauste und damit ihren Durchbruch in Hollywood schaffte.Das war 1953. Ihre erste große Hollywoodrolle brachte Hepburn promptdie wichtigste Trophäe der Filmbranche ein.

Geboren in Brüssel und aufgewachsen in den Niederlanden undEngland, hatte Hepburn ihre Karriere mit einer Ballettausbildungbegonnen. Ihr Vater war ein schottisch-irischer Bankier, ihre Muttereine niederländische Baronin. Hepburns Traum war es, Ballerina zuwerden. Mit 16 Jahren erhielt sie ein Stipendium für eineTanzausbildung in London. Enttäuscht musste sie dort aber baldfeststellen, dass eine Karriere als Tänzerin - auch wegen ihrer Größevon 1,76 Meter - nicht in Frage kam. Hepburn modelte und übernahmerste Rollen in Musicals und englischen Filmen.

Bei Dreharbeiten an der französischen Riviera wurde sie 1951 vonder Schriftstellerin Colette als Idealbesetzung für dieBroadway-Fassung ihres Romans «Gigi» entdeckt. Nach diesem Erfolg kamder Sprung nach Hollywood. Im Film «Ein Herz und eine Krone» vonWilliam Wyler begeisterte Hepburn die Zuschauer als Prinzessin, dieauf einem Staatsbesuch inkognito Rom erforschen will und dabei dasHerz eines Klatschreporters (Gregory Peck) erobert. In Billy WildersKomödie «Sabrina» (1954) verdrehte Hepburn als Chauffeurstochter demmisslaunigen Sohn der reichen Familie, dargestellt von HumphreyBogart, den Kopf.

Zum Kino-Klassiker wurde «Frühstück bei Tiffany» (1961). Daskleine Schwarze ihres Lieblingsmodeschöpfers Givenchy, das sie inihrer Rolle als Holly Golightly trug, wurde Ende 2006 für mehr als600 000 Euro für einen guten Zweck versteigert.

Jeder Film habe für seine Mutter eine ganz spezielle persönlicheBedeutung gehabt, sagt ihr Sohn Sean Ferrer, der aus Hepburns ersterEhe mit dem Schauspieler Mel Ferrer stammt. «Viele standen für denBeginn einer wunderbaren Freundschaft mit einem Schauspieler odereinem Regisseur - so wie mit Gregory Peck bei 'Ein Herz und eineKrone'», berichtet der 48-Jährige. Bei «Ein süßer Fratz» habe ihr esbesonders viel bedeutet, dass sie Jahre, nachdem der Ballerina-Traumgeplatzt war, neben Fred Astaire tanzen konnte. Ein großer Erfolg warauch die Musical-Verfilmung «My Fair Lady» (1964) an der Seite vonRex Harrison.

Die große Bandbreite ihres Schaffens stellte Hepburn mit ernstenRollen etwa in «Krieg und Frieden»(1956), «Geschichte einer Nonne»(1959) oder «Warte, bis es dunkel ist» (1967), wo sie eine blindeFrau spielte, unter Beweis. Obwohl sie weltweit auch für ihreSchönheit und ihren heute wieder so aktuellen Stil verehrt wird, hebtFerrer hervor: «Sie fand sich selbst überhaupt nicht besonders schönoder außergewöhnlich, sondern sie sah eher ihre Mängel als ihreVorzüge. Sie fand sich zu dünn, mit einem Hubbel auf der Nase und zugroßen Füßen.»

Eine «wunderbare Freundschaft» habe ihn und seinen Halbbruder LucaDotti - aus der zweiten, ebenfalls geschiedenen Ehe Hepburns miteinem italienischen Psychiater - mit der Mutter verbunden. DenKindern zuliebe zog sich Hepburn jahrelang aus dem Filmgeschäftzurück. Ihren letzten Auftritt vor einer Filmkamera hatte sie alsguter Geist in Steven Spielbergs «Always» (1989).

Ab 1988 bis zu ihrem Tod widmete sich Hepburn, die fünf Sprachenbeherrschte, ganz ihrer Arbeit als UNICEF-Botschafterin. Sie reisteum die Welt, um auf das Elend hungernder Kinder aufmerksam zu machen.Ihr zweiter Oscar wurde ihr 1993 posthum für dieses sozialeEngagement verliehen. Hunderttausende Briefe seien aus aller Weltgekommen, als seine Mutter krank war, erinnert sich Ferrer.

Auch für all jene Menschen, die so schockiert gewesen seien überihren frühen Tod, führt er mit seinem Bruder ihre Arbeit mit dem«Audrey Hepburn Children's Fund» fort. Lieber noch als für ihre auchmit vier Oscar-Nominierungen gekrönte Filmkarriere würde sie denMenschen für ihre humanitäre Arbeit in Erinnerung bleiben, wenn siewählen könnte, ist sich der Sohn sicher.