Arundhati Roy: Arundhati Roy: Autorin nach eintägiger Haft wieder frei

Neu Delhi/dpa. - Sie habe diese Entscheidung mit Blick auf die anderen Frauen imTihar-Gefängnis in Delhi getroffen, die dort zehn oder zwanzig JahreHaft verbüßen, sagte Roy. «Wenn ich drei Monate geblieben wäre, wäredas gewesen, als würde ich sie verspotten», sagte Roy nach ihrerFreilassung.

«Dass ich die Geldstrafe gezahlt habe, heißt nicht, dass ich michbeim Gericht entschuldigt oder das Urteil akzeptiert habe», fügte Roy(40) hinzu. Sie war 1997 mit ihrem Roman «Der Gott der kleinen Dinge»in aller Welt bekannt geworden.

Roy war am Mittwoch vom Obersten Gerichtshof verurteilt worden,weil sie die Richter kritisiert hatte. Es ging dabei um ein Urteil,das den Weiterbau des großen Narmada-Staudamms im Westen des Landeserlaubte. Nach Ansicht der Dammgegner, zu denen auch Roy gehört,macht das Projekt 40 000 Menschen heimatlos.

Roy hatte das Urteil mit einer Demonstration kritisiert und wardafür angezeigt worden. Die Richter verwarfen die Anzeige zwar,gingen dann aber wegen Roys Verteidigungsschrift gegen sie vor. Darinhatte Roy den Richtern vorgeworfen, Kritiker mundtot machen zuwollen.

Indische Publizisten forderten, die Gesetze, die Richternerlauben, Kritiker wegen «Missachtung des Gerichts» zu belangen,müssten geändert werden. «Die höhere Justiz ist die einzige heiligeKuh, die in der indischen Demokratie noch übrig ist, und sie mussgeschlachtet werden», sagte der Herausgeber des Nachrichtenmagazins«Outlook», Vinod Mehta.