Art Cologne Art Cologne: Hitler als Bettvorleger und ein Barren Gold

Köln/dpa. - Die in die Jahre gekommene ältesteKunstmesse der Welt präsentiert sich in ihrer 41. Ausgabe erstmals imFrühjahr. Mit der Verlegung aus dem Herbst versucht die «Mutter allerKunstmessen» steigendem Druck durch die mittlerweile zahlreichenKonkurrenz-Messen des Kontinents von Basel bis Berlin zu entgehen.Der Geschäftsführer der KölnMesse, Oliver P. Kurth, gestand amDienstag das Fehlen «der ein oder anderen» Galerie ein: DieVerweigerer wollten nach seinen Worten entweder aus Skepsis gegenüberdem neuen Termin oder wegen «logistischer» Probleme nicht zum zweitenMal binnen sechs Monaten am Rhein ausstellen.
Erwartet werden in den zwei Messehallen bis Sonntag rund 70 000Besucher, die sich im neuen, vielbeachteten «Open Space» auch extrafür die Art Cologne geschaffene Raum-Kunstwerke ansehen können.Traditionell haben 25 besonders talentierte Künstler eigeneFörderkojen.
Im benachbarten Düsseldorf will ab Donnerstag (ebenfalls bis 22.April) die neu geschaffene und in der Szene mit Spannung erwarteteKunstmesse «dc - duesseldorf contemporary» ihre Türen öffnen.Offenbar in Hoffnung auf «Synergien» wird dort von rund 80 Galerienaus dem In- und Ausland junge Kunst ab 1980 angeboten.
Gleich neben einer «sushi and wine bar» der Art Cologne legt eineGalerie aus Tel Aviv einen abgehäuteten Adolf Hitler als Bettvorlegeraus: Der freche «Nazi hunter's room» des Israeli Boaz Arad soll35 000 Euro kosten. Kunsthistorisch gesicherte Werte finden sich inder höheren Preisklasse, auch wenn nach Bekunden von GaleristenSpitzenware immer knapper wird: Ernst Ludwig Kirchners Hochformat«Bergwald» (1919) soll 1,8 Millionen Euro bringen, ein Frühwerk vonMax Ernst von 1925 ist mit 1,2 Millionen Euro ausgezeichnet. Preis-Spitzenreiter dürfte Picassos auf rostrotem Grund schmauchender «Mannmit Pfeife» (1969) für 3,8 Millionen Euro sein, in dessen direkterNachbarschaft für Freunde der Exotik eine fast eine Million Euroteure pflanzliche Abstraktion Fernand Legers (1945) und ein Luba-Figurenhocker aus dem Kongo (120 000 Euro) im spannenden Dialog umdie Sammlergunst buhlen.
In der Halle der Jungen tummeln sich Fotografen, Installateure undetliche Verfertiger plastischer Arbeiten, die frappant an naiveModellbau-Landschaften erinnern. Zahlreiche asiatische Galeriennehmen - zu gemäßigten Preisen - die Trends der europäischenAvantgarden der Nachkriegszeit mit Op- und Pop-Art noch einmal auf;da trägt Yin Kuns bonbonrosa gemaltes «Chinese Baby» (7 100 Euro)gern mal eine Mao-Mütze mit Stern.
Neulich noch in einem Berliner Museum war das riesige, glitzerndeZero-Wandrelief «Garten Eden» (1966) von Heinz Mack zu bewundern, dasin Köln jetzt für 550 000 Euro zu haben ist. Neben unbedeutendenGerhard-Richter-Arbeiten im zahlbaren Postkarten-Miniformat findetsich als kraftvolles Monumental-Gemälde von Georg Baselitz einestarkfarbige «Kirche» (1986/980 000 Euro), die in der Manier desMeisters natürlich auf dem Kopf steht.
Einen genau 12,5 Kilo schweren Goldbarren hat der prominente US-Videokünstler Gary Hill für seine Installation «Frustrum» halb ineinem Becken mit Mineralöl versenkt. Über das - allerdingsunverkäufliche - geheimnisvolle Werk wacht im Halbdunkel derSonderkoje nicht nur ein Flügel schwingender Video-Adler - sondernauch eine Riege ganz realer breitschultriger Herren.