1. MZ.de
  2. >
  3. Kultur
  4. >
  5. Arnold Schönberg: Arnold Schönberg: Die Farben des Komponisten

Arnold Schönberg Arnold Schönberg: Die Farben des Komponisten

Von Axel Nixdorf 05.03.2002, 14:37

Frankfurt (Main)/MZ. - Die Selbstvergewisserung war zweifellos Ursacheund Antrieb für die zahlreichen Selbstporträts,die den Künstler als alternden Mann zeigen.Der Komponist unterzog sich regelmäßig diesersehr kritischen Selbstbeobachtung. Porträts,die einmal wie Thema mit Variationen wirkenund dann wieder wie aus sich selbst entstanden.Mal grünes Konterfei, mal roter Blick.

Schönberg bildete sich nicht aus der Eitelkeitdes Selbstbewunderers heraus ab. Vielmehrtastet er in den Selbstporträts vorsichtignach der Identität desjenigen, der so nachdrücklich"absolute Unwirklichkeit" forderte. Synästhesiescheint hier das Zauberwort zu sein. Das istleicht: Der Maler, der auch komponierte -die Betrachter schmecken dem Genie nach. Natürlichfällt der Name Paul Klees im Zusammenhangmit dem visionären Schönberg.

Interessanterweise dort, wo dieser komischwird - in den Karikaturen. Hier reduzierteSchönberg Erscheinung und Wesen seiner Mitmenschenauf wenige Striche. Und heraus kam etwa das"Porträt einer Tragödin in jeder Situation".Tragisch und doch komisch ist diese Dame inschräger Pose. Und dann findet sich doch eintatsächlicher Beleg für die Synästhesie. DieEntwürfe zur Aufführung der Oper "Die glücklicheHand" lassen hinter Schönbergs Expressionismusmit seiner Tendenz zu Symbolismus und Jugendstilden minuziösen Planer erkennen, den Komponisten,der beim Komponieren weiß, welche Farbe undwelches Licht die Bühne haben muss.

Auch die parallel veranstaltete Ausstellung"Frequenzen [Hz]" thematisiert den Klang undseine Wege in die Sichtbarkeit. Mächtige Tonerzeugerkonkurrieren hier um Beziehungen zum Besucher.Und diese Beziehungen schwanken zwischen derAnnahme von klingender Schmeichelei und derAbstoßung durch extreme Frequenz.

Natürlich lockt eine Ausstellung am besten,wenn sie vor den Gefahren des Ausgestelltenwarnt. Und so finden sich auch in der SchirnFranz Pomassls infratief brummende "Rotunde"und Ryoji Ikedas ultrahoch schrillender Gangdurch Laserstrahlen "Spectra II", die beimBetrachter gesundheitliche Beeinträchtigungenhervorrufen können. Beide Arbeiten begrenzendas Feld, auf dem sich Künstler angesiedelthaben: Sichtbare Bässe entstehen zum Beispieldurch Interferenzen auf der Wasseroberflächevon Glaskolben in der Arbeit "Frozen Water"von Carsten Nicolai. Da kann der von AngelaBulloch verwendete Westküsten-Sound in "GeometricAudio Merge" schon wie ein Refugium wirken.Dass zufällig ein Angestellter die Mikrofonanlagenfür Durchsagen an- und ausknipste, ließ dieKlangräume gänzlich zu absoluter Unwirklichkeitwerden.

Beide Ausstellungen bis zum 28. Aprilin der Kunsthalle Schirn Frankfurt.