Architekt Oscar Niemeyer Architekt Oscar Niemeyer: Der Planer des UN-Gebäudes ist tot

Rio de Janeiro/AFP. - Der brasilianische Stararchitekt Oscar Niemeyer ist am Mittwoch im Alter von 104 Jahren gestorben. Das gab das Samaritano-Krankenhaus in seiner Geburtsstadt Rio de Janeiro bekannt. Niemeyer war dort seit mehreren Wochen behandelt worden, unter anderem wegen einer unzureichenden Nierenfunktion und zuletzt wegen Atemproblemen.
Der Architekt deutscher, portugiesischer und arabischer Abstammung realisierte während seiner 70-jährigen Karriere mehr als 600 Projekte in aller Welt, darunter die UN-Zentrale in New York, Regierungsgebäude in Brasília und das sogenannte Interbau-Wohnhochhaus im Berliner Hansaviertel. Etwa 20 Projekte werden derzeit noch in mehreren Ländern umgesetzt.
Mit der Gestaltung der Regierungsbauten in Brasília prägte Niemeyer 1960 den modernen Stil der brasilianischen Retortenhauptstadt - elegante Betonkonstruktionen, die der Schwerkraft zu trotzen scheinen. Niemeyer war Schüler des französischen Architekten Le Corbusier und ist wie dieser einer der bekanntesten Vertreter der modernen Architektur.
Der für seine geschwungenen Formen berühmte Brasilianer ist Träger des Pritzker-Preises 1988, des Nobelpreises für Architektur. Legendär ist seine Aussage, die für ihn typischen Kurven in seinen Gebäuden seien inspiriert vom Körper der brasilianischen Frau. Seine einzige Tochter, Anna Maria Niemeyer, starb im Juni im Alter von 82 Jahren. Der weltberühmte Architekt wäre am 15. Dezember 105 Jahre alt geworden.
Rios Bürgermeister Eduardo Paes kündigte Beerdigungsfeierlichkeiten für Freitag im Palast der Stadt an. Am Donnerstag wird Niemeyer in dem von ihm geschaffenen Präsidentschaftspalast in Brasília aufgebahrt. Der Gouverneur des Bundesstaates Rio de Janeiro, Sergio Cabral, rief eine dreitägige Staatstrauer aus. Die brasilianische Präsidentin Dilma Rousseff würdigte den Verstorbenen in ihrem Blog als „Genie“ und „Revolutionär“, der stets von einer sozial gerechten Gesellschaft geträumt habe. Niemeyer war seit 1945 Mitglied der Kommunistischen Partei Brasiliens (PCB).
