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Archäologie Archäologie: Sphinx von Hattuscha an Türkei zurückgegeben

27.07.2011, 18:37
Die Spinx von Hattuscha und die Gipskopie einer zweiten Sphinx (Hintergrund) sind in Berlin im Pergamonmuseum zu sehen. (FOTO: ARCHIV/DPA)
Die Spinx von Hattuscha und die Gipskopie einer zweiten Sphinx (Hintergrund) sind in Berlin im Pergamonmuseum zu sehen. (FOTO: ARCHIV/DPA) dpa

Istanbul/dpa. - Nach einem jahrzehntelangen Tauziehen hatDeutschland der Türkei am Mittwoch die fast 4000 Jahre alte Sphinxvon Hattuscha zurückgegeben. Die Löwenfigur sei am frühen Morgen imArchäologischen Museum Istanbul eingetroffen, sagte der türkischeKulturminister Ertugrul Günay am Abend. Er kündigte an, sein Landwerde weltweit verschleppte Artefakte einfordern und mit einem Ausbauder Museen die Voraussetzungen zur sicheren Aufbewahrung in derTürkei schaffen. Die Sphinx solle vom 28. November an in einem Museumder Provinz Corum, in der auch Hattuscha liegt, ausgestellt werden.

«Ich bin der Meinung, die Steine haben auch eine Seele», sagte derMinister bei einer Pressekonferenz in dem Museum. «Alle Stücke sollenan die Stelle zurück, wo sie hingehören.» Die Werke seien«unglücklich» in einem anderen Land. Er begrüßte die Rückgabe derSphinx, bekräftigte aber auch das Recht seines Landes auf Rückgabevon ungenehmigt ins Ausland gebrachten Stücken.

Die Sphinx, eine Skulptur aus dem Hethiter-Reich im heutigenAnatolien, war 1915 zusammen mit einer zweiten Löwenfigur weitgehendzerstört nach Berlin gekommen, um dort restauriert zu werden. Diebesser erhaltene Figur ging 1924 an Istanbul zurück, die andere -mehr Gips als Original - blieb in Berlin. Seit 1934 war sie zusammenmit einem Abguss ihres Gegenstücks im Pergamon-Museum zu sehen. 1938forderte die Türkei erstmals die Rückgabe, seither war der Verbleibumstritten.

Nach mehreren vergeblichen Vorstößen hatte der türkischeKulturminister im Frühjahr ultimativ eine Rückgabe bis Junigefordert. Andernfalls dürften deutsche Archäologen nicht mehr an denAusgrabungen in Hattuscha teilnehmen, drohte er. Im Mai verständigtesich eine Expertenkommission dann auf die Rückgabe. Ursprünglich warder Rücktransport erst bis Ende November vereinbart gewesen.

Auswirkungen auf die von Ägypten zurückgeforderte Nofretete solldie Rückgabe nach dem Willen der deutschen Seite nicht haben.Kulturstaatsminister Bernd Neumann (CDU) hatte bei der Einigung mitder Türkei ausdrücklich betont, die Sphinx werde als «freiwilligeGeste der deutsch-türkischen Freundschaft» an die Türkei übergeben.«Beide Seiten stimmten darin überein, dass es sich bei der Sphinx umeinen Einzelfall handelt, der nicht mit anderen Fällen vergleichbarist», hieß es damals.

Im Gegenzug sagte die Türkei zu, die kulturelle Zusammenarbeit mitDeutschland zu verstärken. Der Transfer sollte der Vereinbarungzufolge bis zum 28. November erfolgen. An diesem Tag vor 25 Jahrenwurde die Ausgrabungsstätte der einstigen hethitischen HauptstadtHattuscha in die Unesco-Welterbeliste aufgenommen.

Auf deutscher Seite hatte es Befürchtungen gegeben, nach derRückgabe der geflügelten Löwenfigur könne der Streit mit Ägypten umdie weltberühmte Nofretete neu entfachen. Allerdings wurde dieägyptische Königinnenbüste, die im Neuen Museum in Berlin steht,Deutschland bei einer Fundteilung ausdrücklich zugesprochen. DieBundesrepublik versteht sich deshalb als rechtmäßige Besitzerin. Beider Sphinx gab es keine derartige Vereinbarung.