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Archäologie Archäologie: Sommersonnenwende wurde schon vor 7000 Jahren gefeiert

24.08.2004, 09:42

Halle/dpa. - «Mit diesem Visier - eine Aussparung im ehemaligenHolzpalisadenzaun - war es den Steinzeitmenschen möglich, sehr exakt den Sommersonnenwendepunkt zu bestimmen», sagte Bertemes. «Im Gegensatz dazu kamen die Goseck-Menschen auf Grund des Sonnenstandes an die Wintersonnenwende lediglich mit einer Genauigkeit von etwa drei bis vier Tagen heran».

«Die Möglichkeit der kompletten Bestimmung des längsten und deskürzesten Tages im Jahr wurde mit Sicherheit mit Ritualen gefeiert. Diese bäuerliche Gesellschaft war in ihrer geistige Welt einer Fruchtbarkeitsreligion verbunden», sagte Bertemes. Zu den Feiern gehörten Hochzeiten oder die Aufnahme eines Kindes in den Kreis der Erwachsenen.

Als Beleg fanden die Ausgräber auch in dieser Saison eine Vielzahl von Rinderknochen, insbesondere von Rinderschädeln. «Das stärkt unsere Theorie, dass Rinderschädel mit Hörnern aus kultischen Gründen auf den Torpfosten an den Eingängen des Observatoriums gesteckt haben könnten», sagte Bertemes. Ebenso wurden hunderte Tonscherben und indrei Opfergruben auch menschliche Knochenteile gefunden. «Die lagennicht typisch für die Bestattung eines Toten», sagte Bertemes.

   In der 6000 Quadratmeter großen Anlage in Goseck wird seit 2003gegraben. Entdeckt wurde sie 1991 bei einem Erkundungsflug einesLuftbildarchäologen. Die Anlage hatte drei Tore und einen Durchmesservon 75 Meter. Sie war von einem Erdwall und etwa zwei Meter hohenHolz-Palisadenzäunen doppelringförmig umgeben. Bis Ende Oktober 2004sollen die Arbeiten beendet sein. Im nächsten Jahr wird Goseck dannoriginalgetreu als Touristenattraktion aufgebaut.

   Die Anlage in Goseck liegt nur 25 Kilometer vom Fundort der 3600Jahre alten «Himmelsscheibe von Nebra» entfernt und beweise, dassSteinzeitmenschen in Mitteldeutschland über umfangreicheastronomische Kenntnisse verfügten, sagte der Archäologe.