Archäologie Archäologie: Bonner Bundeskunsthalle zeigt Kunst des Iran
Bonn/dpa. - Schätze der Kunst und Archäologie aus 7000 JahrenGeschichte des Iran sind ab Freitag in der Bonner Bundeskunsthallezu bestaunen. Die bis zum 6. Januar 2002 nur am Rhein zu sehendeAusstellung präsentiert mit rund 180 Objekten einen winzigenQuerschnitt durch die Schätze des Nationalmuseums von Teheran mitseinen rund 300 000 Stücken. Überraschend «moderne» Keramiken undMiniatur-Skulpturen aus der Vorgeschichte, kostbares Kunsthandwerkdes achämenidischen Weltreiches und frühislamische Koranschriftenzeigen, dass die mittelöstliche Region stets Einflüsse umgebenderKulturen zwischen Griechenland, Mesopotamien oder Südrusslandoriginell umgeformt hat.
Eine für 2003 geplante weitere Dokumentarschau, so versichertendie Organisatoren am Donnerstag, soll in der Bundeskunsthalle diejüngere Vergangenheit der Begegnung zwischen Abendland undiranischem Morgenland dokumentieren. Schließlich gehöre der «Dialogmit anderen Kulturen» zu den Traditionen Persiens, sagte derDirektor des Teheraner Nationalmuseums, Mohammed-Reza Kargar, amDonnerstag in Bonn.
Kaum die Größe eines Fingernagels erreicht die tropfenförmigeTonstatuette einer Frau, die ein winziges Baby auf den Armen trägt:Das Fruchtbarkeitssymbol aus dem Zentral-Iran ist nicht nur daskleinste, sondern mit 8000 Jahren auch das älteste Stück der Schau.Freunde der Moderne dürften die jungsteinzeitlichen Keramiken ausden Kindertagen menschlicher Sesshaftigkeit begeistern, deren starkstilisierte Bemalungen langhornige Antilopen und Vögel zeigen.Geradezu überzeitliche Frömmigkeit beweist die 4000 Jahre alteTonstatue eines auf die Grundformen abstrahierten Mannes, dessenHände nach der Manier Mesopotamiens zum Gebet verschränkt sind.
Keilschrift-Täfelchen und verzierte Rollsiegel stehen am Beginnder iranischen Hochkultur, die mit dem antiken Großreich derAchämeniden ihre Blüte erreicht: Reliefbruchstücke der von Alexanderdem Großen im Jahre 330 v. Chr. verwüsteten Palaststadt Persepolis,ein Keilschrifthymnus auf König Xerxes und ein prächtigerGoldbecher, der von einem geflügelten Löwen gehalten wird, stammenaus dieser Epoche.
Den griechischen Einfluss, den eine Marmor-Aphrodite belegt,machen spätere persisch-sassanidische Herrscher rückgängig, die -etwa im gezeigten Prunksilber - zu den altiranischen Kunstformenzurückkehrten. Der Rundgang endet abrupt mit einer 1000 Jahre altenKoranhandschrift. Aufgeschlagen ist die 76. Sure: «Wehe an jenem Tagden Leugnern...».