Ansichtssache Ansichtssache: "Gewissensquallen" in Luthers Land

Halle/MZ - Unter allen Teufeln ist der Fehlerteufel einer der schlimmsten. Immer umtriebig zu Gange, hat er schon so manchen aus der schreibenden Zunft in den Wahnsinn getrieben. Auch heute schafft es kein Rechtschreibprogramm, ihn aus der Welt der Drucksachen dahin zu verjagen, wo er hingehört: in die Hölle.
Schon Luther, den wir gerade wieder mal feiern, wurde von ihm heimgesucht. Hat er doch einst auf der Wartburg als Junker Jörg das Tintenfass nach dem vermaledeiten Gottseibeiuns geschleudert. Die Folge dieses Wutausbruchs ist noch heute als immer wieder aufgefrischter Klecks zu besichtigen. Bestimmt tat er dies, nachdem der Satan heimlich seinen Federkiel führte und Luther merkte, dass er sich beim Bibelübersetzen verschrieben hatte und nun neu anfangen musste. Auch jede Zeitung wird vom Fehlerteufel verfolgt. Dabei sind manche Fehler so schön, dass sich dahinter ein tieferer Sinn zu verbergen scheint oder eine nach Freud benannte Fehlleistung. Das „Landesveraltungsamt“ etwa. Sollten nicht im Zuge des demografischen Wandels demnächst sowieso die Verwaltungsangestellten in Veraltungsangestellte unbenannt werden? Oder die „Verruchsanstalt“. In diese Anstalt gehören natürlich all die Männer, die bei arglosen jungen Frauen versuchen, den Brüderle zu machen.
Und während man beim „Rum Gottes“ noch Verständnis aufbringt, weil der natürlich gute Gründe hat, sich seine Schöpfung schön zu trinken, hört bei den „Gewissensquallen von Luther“ in der Lutherdekade in Luthers Land allerdings der Spaß auf. Das hätte auch Gutenberg nicht gewollt.