Anhaltische Theater Anhaltische Theater: Dessau hat das Größte

Dessau - Was für ein Koloss! Staunen drängt sich beim Dessauer Theater in mehrfacher Hinsicht auf. Schon äußerlich, mit seinen Maßen in die Höhe und nach allen Seiten. Und natürlich beim Blick ins Innere und auf den Spielplan. Er lässt kaum Wünsche offen und macht neugierig auf die Einladung „Kommt und erlebt selbst!“. Weit geöffnet sind dafür die Türen eines der größten Bühnenhäuser Europas. Seine Theater- und Musiktradition ist außergewöhnlich, der künstlerische Ruf als überragender Spielort geht weit über Dessau hinaus und wurde in fast 250 Jahren Theatergeschichte begründet. Wie vieles andere in und rund um die Stadt ist auch die Theaterhistorie mit Leopold Friedrich Franz von Anhalt-Dessau verbunden.
Der von Aufklärung, Kunstsinn und Geschmacksbildung beseelte Fürst veranlasste 1766 die Gründung eines Hoforchesters. Elf Jahre später hoben sich im herzoglichen Schloss die Vorhänge zum Bühnenspiel. Den Einrichtungsauftrag erhielt Friedrich Wilhelm von Erdmannsdorff, der mit dem ersten Theaterbau betraut wurde, der inmitten der Stadt 1798 öffnete.
Standort seit 1938
Der heutige Theaterstandort existiert erst seit 1938. Vorangetrieben von Hitler entstand ein Haus der Gigantomanie mit 1 500 Quadratmeter Bühne und 1 200 Plätzen, zu dessen Einweihung er sich in Begleitung von Goebbels und Himmler feiern ließ. Bei Luftangriffen im Mai 1944 und März 1945 schwer beschädigt, wurde das Haus im Stadtzentrum unweit des Bahnhofes nach zweijähriger Aufbauarbeit nicht weniger monumental im August 1949 mit Mozarts „Zauberflöte“ als größtes Theater der DDR wiedereröffnet.
Über die Jahrhunderte hat sich der Name der Spielstätte oft geändert – Herzogliches Hoftheater, Friedrich-Theater, Dessauer Theater, es war Staatstheater und Landestheater. „Anhaltisches Theater“ steht heute auf dem von zwölf Pilastern getragenen Portal am Dessauer Friedensplatz. Zwischen den vier äußeren Säulen informieren Tafeln über Premieren und Vorstellungen der 220. Spielzeit.
„Was werden wird“ ist sie überschrieben. Darin klingt die Frage an nach der Zukunft des Theaters, dem die Landesregierung drei Millionen Euro Kürzung aufgebürdet hat. Und es weist auf ein spektakuläres Musikerlebnis hin, mit dem sich Dessau einst den Ruf als „Bayreuth des Nordens“ erwarb. Wie erstmals 1893, danach 1954 unter der Intendanz von Willy Bodenstein und letztmalig zur Richard-Wagner-Ehrung 1963 wird in dieser Spielzeit der gesamte Zyklus „Der Ring der Nibelungen“ aufgeführt. Regie führt Generalintendant André Bücker, am Pult steht Generalmusikdirektor Antony Hermus.
Auf dem Spielplan der zwei Spielstätten - Großes Haus (Friedensplatz 1a) und Altes Theater (Lily-Herking-Platz 1) - stehen demnächst unter anderem:
„Carmen“, Sonnabend, 17 Uhr, im Großen Haus; auch 1./25. Mai
„Deutschland. Ein Wintermärchen“, Sonnabend, 20 Uhr, im Alten Theater; auch am 29. April
„Götz von Berlichingen“ – Ein deutsches Lied von der Freiheit, Sonntag, 17 Uhr, im Großen Haus; auch 3./29. Mai und 20. Juni
„Götterdämmerung“ (Wiederaufnahme) von Richard Wagner, am 18. April, 16 Uhr, im Großen Haus; auch 17. Mai und 28. Juni
„Casanova“ am 19. April, 18 Uhr, auch am 30. April und 25. Mai
Theaterkasse: Montag bis Freitag von 10 bis 12.30 Uhr und 13 bis 17 Uhr, E-Mail: [email protected], Telefon 0340/251 13 33
Das komplette Programm: www.anhaltisches-theater.de
Karten für diesen Wagner-Marathon sind nur noch vereinzelt zu ergattern. „Doch unser Spielplan“, betont Friedrich Meyer, Verwaltungsdirektor und Stellvertreter des Generalintendanten, „hält Aufführungen für jeden Geschmack und jedes Alter bereit. Wir setzen alles daran, trotz weniger Geld viel Theatererlebnis zu bieten.“
Weit mehr als 500 Vorstellungen der vier Sparten Schauspiel, Musiktheater, Ballett und Puppentheater sind an den beiden Dessauer Spielstätten „Großes Haus“ und „Altes Theater“ zu erleben. Jedes Stück wäre es wert, hier benannt zu werden. Doch Interessenten, die nicht auf kurzem Weg an Spielpläne und Karten kommen, bieten sich andere Möglichkeiten zu Information und Kartenerwerb.
Sehr hilfreich ist die Broschüre „Was werden wird“ zur 220. Spielzeit. Sie enthält Vorstellungsübersichten, Konzerttermine der auch im Theater beheimateten Anhaltischen Philharmonie, Saalpläne, Ticketpreise beider Spielstätten, Abonnementshinweise, Spezialangebote, Informationen zu den Aufführungen, zu Partnern des Theaters und Auskunftskontakte. Wer das 212 Seiten umfassende Heft nicht selbst in Dessau abholen kann, findet es auf der leicht handhabbaren Homepage des Anhaltischen Theaters.
Mit wenig Aufwand lassen sich im Internet auch Karten erwerben. Spielplan aufrufen, Vorstellung aussuchen, Kartenkauf anklicken. Mit der Bestätigung der Reservierung gibt es zugleich Hinweise für die Anfahrt zum Theater. Wer den Pkw nutzt, findet rund um den Friedensplatz Parkmöglichkeiten. Auch Gelegenheiten, das Theatererlebnis mit einem Restaurantbesuch zu verbinden. Im „Großen Haus“ lädt das Theaterrestaurant ein, im Restaurant „Altes Theater“ verspricht die Küche mediterrane Leichtigkeit sowie Bodenständigkeit regionaler Genüsse.
Doch nicht nur in Dessau ist erlebbar, mit welcher Spielfreude und Leidenschaft Theater gemacht wird. Einer der beliebtesten Spielorte im Sommer ist das Gartenreich Dessau-Wörlitz. Die Felseninsel Stein bietet dort eine einzigartige Kulisse für die Aufführung von „Iphigenie auf Tauris“. Nicht weniger Genuss inmitten der einzigartigen Kulturlandschaft bieten die Wörlitzer See- sowie die Kaffeekonzerte oder die musikalischen Stunden im Park Luisium.
Auch wer in Dessau nicht nur sehen und hören will, findet ein reichhaltiges Angebot - Blicke hinter die Kulissen, Freundeskreise, Gespräche mit Schauspielern und Musikern, und sogar eigenes Agieren wie bei den Scratch-Konzerten ist möglich. Jeder, der Spaß am Singen hat, kann mitmachen, wenn Carl Orffs „Carmina burana“ am 23. Mai in der schon dritten Auflage erklingt, ganz publikumswirksam und im Sinne des einladenden „Kommt und erlebt selbst!“.
