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Andreas Bode Andreas Bode: Mit neuen Inszenierungen große Erfolge

Von Ekkehard Rossmann 13.03.2007, 08:02
Der Hamburger Regisseur Andreas Bode bei einem Interviewtermin am Donnerstag (08.03.2007) in Hamburg. (Foto: dpa)
Der Hamburger Regisseur Andreas Bode bei einem Interviewtermin am Donnerstag (08.03.2007) in Hamburg. (Foto: dpa) dpa

Hamburg/dpa. - Oper einmal anders. Der Hamburger RegisseurAndreas Bode feiert seit drei Jahren auf Kampnagel mit seiner neuenSicht auf Musiktheater-Klassiker einen Erfolg nach dem anderen: «DerFreischütz» (2004), «Don Giovanni» (2005) und zuletzt «L'Orfeo»(2006). In der Kampnagel-Reihe «Bayreuth war gestern» ist der 34-jährige Shooting-Star wieder dabei und inszeniert am 14. März mit«Drei Einakter» erstmals zeitgenössische Musik: Mauricio Kagels «DerTribun» und die Uraufführungen «Fabularium Animale» von SilvioForetic und «Pinguine» von Zoran Juranic. Bis zum 24. März läuft dasKampnagel-Programm mit modernem Musiktheater noch.

Was ist so anders an Bodes Umgang mit der traditionellen KunstformOper? Der Verführer Don Juan streift durch ein Blütenfeld und pflücktBlumen wie Frauen. Sänger buddeln sich aus Erdhügeln heraus. Auchgreift der Dirigent rabiat ins szenische Geschehen ein und versiehtschon mal auf dem Rücken liegend seinen Dienst. Zu allem Überflussschrillt noch eine E-Gitarre im altehrwürdigen «L'Orfeo». Ist Bodeein Opern-Schocker oder -zerstörer? Im Gegenteil. Der besonnen undsensibel wirkende Intellektuelle versteht sich weder als das einenoch das andere. Aber er setzt sich entschieden über gängige Formenund Hierarchien im konventionellen Opernbetrieb hinweg.

Bode inszeniert Oper nicht als opulentes Dekorationsstück fürSuperstimmen, sondern aus seiner heutigen Sicht: Indem er nach demauthentischen Kern der Figuren sucht, sich an Strukturen in der Musikund nicht nur an der zu erzählenden Geschichte orientiert. Auch hebter die Grenzen des Orchestergrabens zwischen Publikum und Sängernauf, rückt Oper hautnah heran.

Ursprünglich wollte der geborene Münchner Jazzmusiker werden. Dannstudierte er Musik und Komposition bei Dietmar Schermann in Wien,wechselte nach Hamburg zum Studium der Musiktheater- undSchauspielregie, wo Christof Nel sein wichtigster Lehrer war. «Überdie Musik fand ich den Weg zum Theater.» Und über das Theater wiederzurück zur Musik. «Ich musste feststellen, dass der Schauspielbereichin der Oper unterbelichtet ist», meint er, will aber das Regietheaternicht auf die Oper übertragen, stattdessen den Sänger befreien. «Siehaben am meisten Angst davor, nicht gehört zu werden», erklärt Bode.«Aber wenn dieses Geschrei anfängt, werde ich ungemütlich.»

Er wünscht sich ehrliche Darsteller, die auch den Mut haben, sichverletzlich zu zeigen. Meistens sind es doch die jungen Künstler, dieso etwas riskieren. Catrin Kirchners packender, stimmlich exzellenterOrpheus gibt dafür ein Paradebeispiel. Aber ohne Bodes musikalischePartner - Arrangeur Tobias Schwencke, Dirigent Titus Engel und dasEnsemble Resonanz - ist sein Erfolg gar nicht denkbar. Engel trägtseine Konzepte mit. «Er ist ein offener Geist», bestätigt Bode. «Erweiß, was die Musik will, was die Szene verlangt und wohin er will.»So tolerierte er für «L'Orfeo» die E-Gitarre als Instrument desSängers. Trotzdem hält Bode es für falsch, die Oper in RichtungSchauspiel zu treiben. «Die Musik und die Stimme des Sängers sind dasgoldene Zentrum.»