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Andrea Kathrin Loewig Andrea Kathrin Loewig: «Es gehört Wahnsinn dazu»

Von Andreas Montag 21.11.2012, 19:33

Berlin/Leipzig/MZ. - Wenn dieses Bild nicht so heillos abgegriffen wäre - Andrea Kathrin Loewig beschriebe es ganz gut: eine starke Frau. Sie lacht gern, sie formuliert pointiert und hat immer noch Träume. Dabei muss (und kann) die 46-Jährige klug kalkulieren, Illusionen hat sie ausrangiert. "Ich kann nicht alles gleichzeitig machen, ich habe gelernt", sagt sie.

Aber manches geht eben doch parallel. Zum Beispiel auf der Bühne zu stehen, wie sie es ab kommenden Dienstag in der Musikalischen Komödie Leipzig wieder tun wird. An diesem Abend wird "Lola" uraufgeführt, ein vom Regisseur Mario Eick geschriebenes Stück, das an den Filmklassiker von Josef von Sternberg "Der blaue Engel" (1930) anknüpft und die Frage beantworten soll: Wie wäre es weitergegangen?

Loewig ist mit Feuereifer dabei, von Eick schwärmt sie als einem Talent, wie man es selten trifft. Und sie selber spielt und singt nicht nur in dem Stück, sie hat es gemeinsam mit Eick auch produziert. Vielleicht wird sie sich eines Tages sogar einen eigenen Film vornehmen. Dabei hat die gelernte Schauspielerin ein erfülltes Berufsleben als Ärztin in der Sachsenklinik, 70 Drehtage im Jahr kommen für Frau Doktor Kathrin Globisch zusammen, reichlich ebenso viel Zeit setzt sie für Interviews und andere Termine ein, die mit der Serie zu tun haben. Erfolg verpflichtet, immerhin ist "In aller Freundschaft" ("IAF") eine der erfolgreichsten Serien im deutschen Fernsehen überhaupt.

Seit mehr als 13 Jahren ist Loewig dabei, am 31. Mai 1999 war ihr erster Drehtag. Seitdem ist die gebürtige Merseburgerin mit Wohnsitz in Berlin als Pendlerin zwischen der Hauptstadt und Leipzig unterwegs. Damals, vor der Jahrtausendwende, war an die Quotensiege, die "IAF" heute regelmäßig für die ARD und den MDR einfährt, allerdings noch nicht zu denken, 2,5 Millionen Zuschauer waren es pro Folge, heute schalten weit mehr als doppelt so viele ein. Wieso? Weil die Serie das Leben der Hauptfiguren auch jenseits des Klinikalltags beschreibt, ist sich Loewig sicher, andere Produzenten hätten das inzwischen von ihnen abgeschaut.

Nach so langer Zeit in Diensten der Serie hat die zierliche, blonde Frau dennoch keine Angst, von ihrer Rolle gewissermaßen aufgefressen zu werden oder als eine Mutter Beimer dereinst in Rente zu gehen. Für den Abstand vom Beruf sorgt nicht zuletzt ihre vierjährige Tochter Josephine. Und Nebentätigkeiten gibt es ja auch, die den Kolleginnen und Kollegen der Sachsenklinik zugestanden werden, wenn es sich nur irgendwie einrichten lässt. Andrea Kathrin Loewig ist unter anderem mit einem Soloprogramm unterwegs, in dem sie deutsche Tonfilmschlager singt - am Klavier begleitet von Andreas Hartwig, der inzwischen auch ihr Lebensgefährte ist. Und dann zieht es sie regelmäßig zum Theater. "Ich muss auf die Bühne und probieren, ob ich es noch kann", sagt sie: "Ein bisschen Wahnsinn gehört zu dem Beruf". Dem Publikum, von dem sie doch über die Jahre sehr stark "als der weiße Kittel" aus dem Fernsehen wahrgenommen worden sei, gefielen ihre Ausflüge. Synchronarbeit kommt hinzu, für "Desperate Housewives" hat Loewig als Erzählerin der Schauspielerin Brenda Strong ihre Stimme geliehen, nun folgt sie ihr als die Frau an Bobby Ewings Seite in den neuen Folgen der Ölmulti-Seifenoper "Dallas".

Sie hat früh gewusst, was sie wollte, das ist in jedem Beruf von Vorteil. Schon als Vierjährige, im Alter ihrer Tochter, habe sie verkündet: "Mutti, ich will Sängerin und Schauspielerin werden!" Die Mutter lachte, hat ihr Kind aber immer unterstützt, als es dann, über den Seitenweg zum Ballett doch in Richtung Schauspiel marschierte. So würde es Loewig auch mit Josephine halten, wenn die solche Ambitionen haben sollte. An Talent

fehle es dem Mädchen nicht.

Andrea Kathrin Loewig findet es gut, ein Leben neben der Serie zu haben. Sich nicht komplett abhängig zu machen, so gern sie mit den Kollegen am Set arbeitet. Mit Thomas Rühmann zum Beispiel, der sich eine eigene Bühne, das "Theater am Rand" direkt an der brandenburgisch-polnischen Grenze gebaut hat und auch als Musiker unterwegs ist. Rühmann habe oft gewarnt, sich in Sicherheit zu wiegen und gesagt, er plane stets nur für ein Jahr. Und, sagt Loewig, wenn man das Gehen einmal gedanklich durchgespielt habe, werde das Bleiben sogar schöner.

Einstweilen ist alles bestens geordnet: Die Sachsenklinik "brummt", die "Lola" entert bald die Bühne, unterstützt von dem Barden Heinz-Rudolf Kunze als Spezialgast. Andrea Kathrin Loewig hat Pläne, Energie und Humor. Daran wird auch der sonderbare Umstand, von dem sie berichtet, eher wenig ändern können: Man verpflichte für Filmproduktionen lieber langhaarige Schauspielerinnen, hat sie schon gehört. Ihre Haare sind kurz. Und werden es wohl auch bleiben. Das wäre ja gelacht.

"Lola" feiert am kommenden Dienstag um 19.30 Uhr in der Musikalischen Komödie Leipzig, Dreilindenstraße 30, Premiere.