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Albumveröffentlichung: 7. Juli Albumveröffentlichung: 7. Juli: «Wir sind Helden» und ihr Debütalbum

Von Andrea Crasselt 01.07.2003, 13:22

Berlin/dpa. - Sie könnten die Band dieses Sommers werden: Wir sind Helden - das sind die Sängerin und Gitarristin Judith Holofernes(26), Schlagzeuger Pola Roy (27), Bassist Mark Tavassol (29) sowie der Gitarrist und Keyborder Jean-Michel Tourette (27). Ihre Lieder «Guten Tag» und «Müssen nur wollen» sind Radiohits, sie spielen in ausverkauften Konzerten und haben Fernsehauftritte bei Musiksendern und Harald Schmidt hinter sich.

«Da hat es uns ganz schön gefönt», meint Pola Roy beim Interview in Berlin. Soll heißen: Die Band ist vom Erfolg überrascht. Schnell hat sie sich zum Sprachrohr ihrer Generation gemausert. Selbst der Pop-Beauftragte der SPD, Sigmar Gabriel, hat sich schon mit ihnen unterhalten. Der Name ist ironisch gemeint. Retten wollen sie niemanden, höchstens «unser eigenes Leben jeden Tag», wie Judith Holofernes sagt.

Unter Helden will die Band keine Kriegshelden oder martialische Gewinnertypen verstehen, sondern Comic-Helden, Roman- und Antihelden: «Wir kapern die Berufsbezeichnung Held zurück», meint Holofernes. Auf der Internetseite heißt es: «Weil Helden groß sind. Und ganz klein. Furchtlos, romantisch. Zu visionär, um sich selbst die Schnürsenkel zu binden.»

Die Sängerin hat als Straßenmusikerin begonnen und die übrigen Bandmitglieder vor drei Jahren bei einem Musik-Kurs in Hamburg kennen gelernt. Wir sind Helden gelten neben 2raumwohnung und Mia als «Berliner Band», obwohl zwei der Musiker in Hamburg und Hannover wohnen. Die Band selbst ist verblüfft über diese Einordnung. Die Ortsgebundenheit sei eben das, was sich die Nation herbeiwünscht, glaubt die Sängerin.

Entspannt und freundlich antworten Sängerin Judith und Schlagzeuger Pola, die privat ein Paar sind, in ihrem Lieblingscafés in Kreuzberg auf Fragen der Journalisten. Was sie sagen, wirkt ungekünstelt und natürlich, wie Stars benehmen sie sich nicht. «Wir sind das alles ja noch gar nicht so gewohnt», meint Judith Holofernes.

Am 7. Juli erscheint «Die Reklamation» (Virgin), das erste Album der Band. Die Musik erinnert an die Neue Deutsche Welle und klingt ein bisschen wie Ideal. «Jeder Song reklamiert etwas, selbst die Liebeslieder», sagt Pola Roy zu der Titelwahl. Ein Textauszug: «Guten Tag, Guten Tag, ich will mein Leben zurück/ ich kauf nichts mehr, ich will mein Leben zurück/ guten Tag, ich gebe zu, ich war am Anfang entzückt/ aber euer Leben zwickt und drückt nur dann, nicht wenn man sich bückt.»

In den poetischen Texten von Judith Holofernes geht es um Alltag, Konsum und Konsumkritik. Phrasen werden zu Wortspielen. Sie trifft damit «den Nerv ihrer Generation» («Der Tagesspiegel») und bringt «das Unbehagen in der Wirtschaftskrise mit Inbrunst zum Vortrage» («Die Welt»). Holofernes sieht es als angenehme Begleiterscheinungen von Krisen, dass sie den Blick für Alternativen öffnen. Botschaften hat sie aber nicht: «Ich finde es schöner, den Leuten aus der Seele statt in die Seele zu sprechen.»