Alain Delon Alain Delon: Eiskalter Engel mit lahmen Flügeln

Frankfurt/Main/dapd. - Alain Delon war so schön, dass, noch bevor er zurLeinwandgröße aufstieg, sich die Leute auf der Straße nach ihmumdrehten. Der einstige Adonis, der am 8. November seinen 75.Geburtstag feiert, kann auf ein filmreifes Leben zurückblicken.
Schon sein frühester Werdegang lässt eine anrüchige Vergangenheiterahnen, deren Geheimnisse Delon immer noch sorgfältig hütet. Erwuchs in Pflegeheimen auf und flog von etlichen Schulen. Seineeigentliche Familie, so verriet er, war die französische Armee, indie sich der straffällig gewordene Jugendliche flüchtete. Angeblichwar er Fallschirmspringer in Indochina, verbrachte dort aber wohldie meiste Zeit hinter Gittern. Zurück in Paris, stürzt er sich insNachtleben, jobbt und verdingt sich auch zeitweise als Gigolo. Alser 1957 mit einem auffälligen Ami-Schlitten auf dem Filmfestival inCannes aufkreuzt, geht alles ganz schnell.
Zwtl: Ein blendend schöner Instinktschauspieler
Der 22-Jährige wird vom schwulen Casting-Agenten desHollywood-Moguls David Selznick entdeckt, der einen Nachfolger fürJames Dean sucht. Noch während der Hollywood-Reisevorbereitungenbekommt das vielversprechende Talent eine Rolle im Krimi "Killerlassen bitten" von Yves Allégret. Nun beginnt ein kometenhafterAufstieg, in dem der Beau mit dem grausamen Mund als skrupelloserVerführer und Verbrecher Furore macht. Seinen Durchbruch feierte erschon 1959 mit dem Patricia-Highsmith-Krimi "Nur die Sonne warZeuge" und mit Luchino Viscontis Sozialdrama "Rocco und seineBrüder", gefolgt von "Der Leopard".
1967 wurde der Instinktschauspieler als melancholischerProfikiller in Jean-Pierre Melvilles film noir "Le samouraï", derden poetischen deutschen Titel "Der eiskalte Engel" trägt, zurFilmikone. Auch in den folgenden Jahren trat er als einsamer Wolf inFlic- und Gangsterrollen wie etwa in "Borsalino", "Der Clan derSizilianer" und in "Der Panther" auf. Nach den 70ern war seine großeZeit jedoch vorbei, woran auch seine gefeierten Kunstkino-Auftrittein "Monsieur Klein" und in Volker Schlöndorffs "Eine Liebe vonSwann" nicht ändern konnten. 2008 gab er in "Asterix bei denOlympischen Spielen" Julius Cäsar.
Zwtl: Der Schuft, der "Sissi" das Herz brach
Zuletzt hieß es, dass sich der Frauenschwarm einsam,todessehnsüchtig und mit dicken Tränensäcken unter dem einstlegendären Killerblick auf seinem Landgut verkriecht, wo er den aus35 Hunden bestehenden Friedhof seiner Kuscheltiere hegt. Die Hämebesonders deutscher Zeitungen ist nachvollziehbar, gilt Delonhierzulande doch vor allem als jener Schuft, der "Sissi" das Herzbrach. Die fünfjährige Beziehung mit seinem "Puppele" RomySchneider, mit der er in Filmklassikern wie "Christine" und"Swimming Pool" auftrat, machte mehr Schlagzeilen als eine weitunrühmlichere Affäre mit dem deutschen Starmodel Christa Päffgen,auch als Kultsängerin Nico bekannt.
Denn Delon bestreitet seit Jahrzehnten stur, der Vater von Nicos1962 geborenem Sohn Ari zu sein, der ihm wie aus dem Gesichtgeschnitten ist. Nicht nur deshalb gilt der Egomane in seiner Heimatals Skandalnudel. Seine langjährigen Mafia-Beziehungen, derungeklärte Mord an einem Leibwächter, der mit Delons damaligerGattin Nathalie eine Affäre hatte, halbseidene Geschäfte alsPferdezüchter, Boxpromoter und Casinobesitzer, und nicht zuletztseine Sympathien für den rechtsradikalen Politiker Le Pen liefernder Klatschpresse zuverlässig Schlagzeilen. So viel steht fest: Auchin der Rolle des alten Schuftes ist Delon großartig.