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«agonie und ekstase» «agonie und ekstase»: Multitalent IC Falkenberg ist glücklich

Von Sophia-Caroline Kosel 12.12.2003, 18:30

Berlin/dpa. - Als 15-Jähriger sang Ralf Schmidt alleine in Kirchen, weil er für Konzerte außerhalb der Gotteshäuser keine Auftrittsgenehmigung bekam. Mit rhythmischem Elektro-Pop und dem Künstlernamen IC landete der Hallenser zehn Jahre später mehrere DDR-Hits - und wurde Pop-Star im sterbenden Sozialismus. Nun kehrt der 43-Jährige Komponist, Texter, Sänger und Produzent zu seinen Wurzeln zurück. Auf dem Album «agonie und ekstase» kombiniert das ostdeutsche Multitalent IC Falkenberg tiefgründige Texte mit Melodien, die von Klavier und Gitarre getragen werden.

Der Sänger und Songwriter freut sich über einen Sympathie-Sprung in der ganzen Republik. «Ich bin im Moment ein glücklicher Mensch», sagt er. Noch vor wenigen Monaten hatte der einst von Massen umjubelte Musiker, um den es nach dem Fall der Mauer in Radio und Fernsehen stiller geworden war, auf einem Konzert sarkastisch bemerkt: «Ich stand jetzt in der Zeitung. Das war der Durchbruch, ich sag's Euch!».

Nach dem Erscheinen seiner neuen Platte reißen nun Journalisten- Anfragen nicht mehr ab. Das Album wird auch in Radiosendern im Westen der Republik gespielt. Und in großen Handelsketten gibt es für IC Falkenberg neuerdings ein eigenes CD-Fach - bundesweit. «Das alles hätte ich nicht erwartet», meint der Musiker.

Dabei war IC, der nach dem Fall der Mauer den Mädchennamen seiner Mutter - Falkenberg - zum alten Pseudonym hinzufügte, auch nach dem Sturz der DDR im Musikgeschäft aktiv. Er veröffentlichte fünf Alben, komponierte die Bühnenmusik für Schillers «Räuber» am Hans-Otto- Theater Potsdam und für Brechts «Baal» am Theater Haus Jena. Zusammen mit dem Berliner Sänger Dirk Zöllner präsentierte er das Projekt «ostende»: bekannte DDR-Balladen im Sound des neuen Jahrtausends.

Die neue Platte «agonie und ekstase» ist keine leichte Kost. Wie schon zu DDR-Zeiten üblich, stehen die Botschaften zwischen den Zeilen. Es geht um Ängste, Träume, Hoffnungen. Um unsere eigene Vergänglichkeit. Um Liebe und Krieg. Und um gesellschaftliche Missstände; wie in «Die Hunde der Rebellen»: «Was kostet deine Rebellion? Einen Handschlag oder ne Million? Die feuchte Hand des neuen Präsidenten. Astronomische Diäten. Anonyme Spenden.» IC-Fan Mario meint im Internetforum «Ostmugge.de»: «Die CD ist ehrlich und schafft Hoffnung auf mehr solcher Platten. Und sie macht Mut auf mehr eigene Gedankenfreiheit.»

Der Fankreis des Musikers ist überschaubar, aber treu. Rund 150 Zuhörer im Alter zwischen 20 und 40 sitzen beim CD-Release-Konzert im Berliner Club «Wabe» auf Stühlen, verfolgen aufmerksam die Texte des Sängers, der von einem Keyboarder und einem Gitarristen begleitet wird. «Das sind für mich wärmende Momente», schwärmt Zuhörerin Claudia. Es gibt keine technisch durchtüftelte Bühnenshow, keinen Kostümwechsel - aber drei Stunden lang Live-Musik für einen eher symbolischen Eintrittspreis. Zwischen den Liedern unterhält sich der Sänger mit den Fans. «Ich will mich mit ihnen auch nach einem Konzert hinsetzen, ein Bier trinken und reden», sagt IC Falkenberg. In den kommenden Monaten tourt er auch durch die neuen und die alten Bundesländer - und durch Finnland.

(Konzerttermine bis Frühjahr: 12. Dezember Breitenhain bei Jena, Heuboden; 13. Dezember Tröbnitz bei Jena, Gasthaus Zum Moor; 20. Dezember Leipzig Anker; 27. Dezember Berlin Knorre; 10. Januar Berlin Neuhelgoland; 13. März Brandenburg/Havel Theater; 19. März Breitenhain Heuboden; 20. März Tharandt Kuppelhalle; 24. April Tröbnitz Gasthaus Zum Moor)