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70. Geburtstag 70. Geburtstag: Werner Schneyder blickt auf «Zwölf Leben» zurück

Von Irmgard Schmidmaier 24.01.2007, 07:24
Dieter Hildebrandt und Werner Schneyder (Foto: dpa)
Dieter Hildebrandt und Werner Schneyder (Foto: dpa) dpa

Wien/dpa. - Wer schon Katzen um ihre sieben Leben beneidet, demliefert Werner Schneyder eine ordentliche Provokation: «Meine zwölfLeben» ist seine Autobiografie betitelt, die pünktlich zum 70.Geburtstag des österreichischen Kabarettisten, Schauspielers, Autors und Box-Kommentators am Donnerstag (25. Januar) erscheint. Der großeBlonde mit dem widerspenstigen Bürstenhaarschnitt blickt voll Humorund Selbstironie auf sein buntes Leben zurück und macht keinen Hehldaraus, dass die Schneyder-Skala der Wandelbarkeit in jedem Fall nachoben hin noch offen ist.

An seinem Geburtstag wird er in Wien auf der Bühne stehen: ImRabenhof, einer experimentellen Kleinbühne in einer Wohnanlage ausdem Roten Wien präsentiert er sein neues Bühnenprogramm «Galanacht»,das er mit großem Erfolg bereits in Deutschland präsentiert hat. DerAbend kann auch als Abrechnung des Kabarettisten mit seiner eigenenZunft verstanden werden. Humorvoll mit sich selbst ins Gericht zugehen, ist eine der Stärken des selbst ernannten«Universaldilettanten» mit Doktortitel in Publizistik.

Als Journalist hatte der gebürtige Grazer auch seine vielfältigeKarriere gestartet. Zunächst Lokal-Sportreporter und Werbetexter,arbeitete er wenig später in Salzburg als Theaterdramaturg. Beidesverband er dann als Theaterkritiker und profilierte sich mit harschenUrteilen, bevor er wiederum die Seiten wechselte und selbst alsKabarettist auf der Bühne stand.

Dabei liegen die beruflichen Stationen des Werner Schneyder nichtordentlich linear hintereinander - meist verfolgte er seineInteressen parallel, war gleichzeitig Autor und Kabarettist,Schauspieler und Aphoristiker oder Regisseur und Drehbuchautor.

Eine wichtige Begegnung für den vielseitigen Wortjongleur war 1973der deutsche Kabarettist Dieter Hildebrandt, mit dem er über siebenJahre zusammen arbeitete. Schon das erste gemeinsame Programm «Talktäglich» wurde 1974 in der Münchner «Lach- & Schießgesellschaft» einRiesenerfolg und machte den Österreicher schlagartig jenseits derGrenze bekannt. Nicht minder erfolgreich verliefen die folgendenFernsehauftritte und Tourneen. Daneben arbeitete Schneyder auch fürsFernsehen und gestaltete mit «Salon» und «Stichwort» eigene Shows,schrieb Drehbücher und trat im ZDF-Sportstudio als Gastmoderator mitFachgebiet Boxen auf. 1976 veröffentlichte der vielseitige Satirikermit «Die Unternehmungen des Herrn Hans» seinen ersten Roman.

Rund eineinhalb Jahrzehnte war Schneyder als Solokabarettistunterwegs. Daneben führte der selbsternannte «Universal-Dilettant»auch Regie. 1988 inszenierte er am Münchner Cuvilles-Theater eineNestroy-Collage, 1995 von Karl Kraus «Die letzten Tage derMenschheit» am Wiener Theater in der Josefstadt. Als politischenHöhepunkt seiner Karriere bezeichnet er seinen Auftritt als ersternichtkommunistischer Kabarettist in der DDR im Sommer 1982.

In all seinen Tätigkeitsfeldern hat Schneyder Preise erhalten: Soden Karl-Renner-Preis für Publizistik, den Johann-Nestroy-Ring derStadt Wien für satirisch-kritische Leistung, den Kleinkunst-Igel derStadt Buxtehude oder den Münchhausen-Preis der Stadt Bodenwerder.Nach zahlreichen Bänden mit Lyrik und Aphorismen, Erzählungen undEssays schildert Schneyder sein facettenreiches Leben nun in derAutobiografie «Ich, Werner Schneyder. Meine zwölf Leben», die imWiener Amalthea-Verlag erschienen ist.