40 Jahre Bundesliga 40 Jahre Bundesliga: Als Stars noch Ente und Eisenfuß hießen
Halle/MZ. - Das muss man sich malvorstellen: Der Torwart hatte keineHandschuhe an, und die Spielertrugen Baumwolltrikots, die bei Regen einliefen. Willi Lippens, den alle nur "Ente" nannten, bekam beiRot-Weiß Essen 80 Mark im Monat; 30 wurden ihm gleich wieder abgezogen, weil ihm der Verein unter der Tribüne ein Zimmer vermietete. Gerd Müller verdiente bei den Bayern in München doppelt so viel, ging aber nebenher noch arbeiten wie die meisten anderen "Profis".
Vierzig Jahre wird die Fußball-Bundesliga in diesem Sommer alt, und wer die Anfangsjahre nicht miterlebt hat oder gar nur die Zeiten der "Millionarios" kennt, dem muss die Reihe "Der Ball ist rund" wie ein Ausflug in die Fußball-Steinzeit vorkommen. Und so war's ja auch: die Torpfosten eckig und aus Holz, die Fernsehbilder schwarzweiß, und wenn die Jungs aus dem Kohlenpott zum vornehmen 1. FC Köln wechselten, brachte ihnen Präsident Franz Kremer erst mal bei, wie man mit Messer und Gabel isst.
Vor allem die ersten Folgen der achtteiligen Reihe, die das WDR Fernsehen ab heute immer donnerstags um 20.15 Uhr zeigt, sind reichlich skurril. Da wimmelt es nur so von ungeschliffenen Typen, die kaum erahnen ließen, dass Fußballer ein paar Jahrzehnte später wie Popstars gefeiert werden. Georg "Katsche" Schwarzenbeck besuchen die Autoren in seinem Schreibwarenladen, wo er freimütig erzählt, wie sein Vater auf seinen Berufswunsch, "Vertragsfußballer" reagierte: "Du spinnst ja, Bub, do verdienst jo nix".
Das waren noch echte Kerle, wird mancher alte Fan schwärmen: Wolfgang Weber (Köln), der im Europacup-Spiel gegen Liverpool sechzig Minuten lang mit gebrochenem Wadenbein spielte; oder Josef "Sepp" Piontek, der mit Horst "Eisenfuß" Höttges bei Werder Bremen die gegnerischen Stürmer zur Verzweiflung brachte.
Die Filme der Reihe kommen völlig ohne Kommentar aus, doch geredet wird eigentlich ununterbrochen: weil die Herren Fußballer, einmal in Fahrt, kaum zu bremsen sind.