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200. Gedenktag der Krönung 200. Gedenktag der Krönung: Frankreich erinnert an Kaiser Napoleon

Von Sabine Glaubitz 26.11.2004, 07:22
Napoléon Bonaparte (eigentlich Napoleone Buonaparte) wurde am 15. August 1769 in Ajaccio auf Korsika geboren und starb am 5. Mai 1821 im Exil auf St. Helena. (Foto: dpa)
Napoléon Bonaparte (eigentlich Napoleone Buonaparte) wurde am 15. August 1769 in Ajaccio auf Korsika geboren und starb am 5. Mai 1821 im Exil auf St. Helena. (Foto: dpa) dpa

Paris/dpa. - Nur etwas mehr als 15 Jahre brauchte Napoleon, umseine Legende aufzubauen, die zwischen Genie und Heilsbringer,Emporkömmling und Usurpator schwankt. Mit dem Italienfeldzug1796/1797 errang der Korse militärischen Ruhm und als Konsul undKaiser eine große Popularität, die jedoch durch den verlustreichenRusslandfeldzug 1812 und die Niederlage bei Waterloo 1815 immer mehrsank. Auch heute noch scheiden sich an der historischen Figur dieGeister - wie der 200. Gedenktag seiner Kaiserkrönung am 2. Dezember1804 zeigt. Anlässlich dieses Ereignisses gibt es zwar in Frankreichunzählige Ausstellungen und Veranstaltungen, jedoch keine offiziellenFeierlichkeiten seitens der französischen Regierung.

«Napoleon hat lange Zeit unter der Missgunst der Universitäten,Medien und Autoritäten gelitten. Man muss ihn endlich als einehistorische Figur betrachten, so wie jede andere auch», verlangt derDirektor der Pariser Napoleon-Stiftung, Thierry Lentz. Zusammen mitdem Pariser Museum Jacquemart-André zeigt die Stiftung noch bis zum3. April 2005 die Ausstellung «Schätze der Stiftung Napoleon in derIntimität des kaiserlichen Hofes».

Bernard Chevallier, Leiter des in der Nähe von Paris liegendenSchlosses Malmaison, das die persönliche Residenz Napoleons war,schließt sich der Meinung seines Kollegen an. «Man sieht nur dengroßen Kriegsherrn und Sieger in ihm. Dass auf ihn das BürgerlicheGesetzbuch zurückgeht, die französische Staatsbank und die Gymnasien,weiß keiner», erklärt Chevallier. Er organisierte im Rahmen desJubiläums die bis zum 28. Februar dauernde Ausstellung «Schmuck derbeiden Kaiserreiche. Mode und Gefühle 1894 - 1870».

Offiziell wurde Napoleon zuletzt vor mehr als 35 Jahren gefeiert:anlässlich seines 200. Geburtstags am 15. August 1969. Damals gab eseine große Ausstellung im Pariser Grand Palais, und der damaligefranzösische Staatspräsident Georges Pompidou hielt in Ajaccio, derGeburtsstadt Napoleons, eine Rede. «Nach der Niederlage von Sedan(1870) hat die Republik versucht, die Erinnerung an Napoleonauszulöschen. Mit dem Ersten Weltkrieg jedoch wurde Napoleon alsSieger gegen die Preußen zum Mythos. Erst Ende der 60er Jahre galtNapoleon nicht mehr als politisch korrekt», meint Chevallier.

Der Historiker Guido Braun, der am Deutschen Historischen Institutin Paris (DHIP) arbeitet, teilt diese Sichtweise. «Das ist nicht neu,dass sich der französische Staat zurückhält. Natürlich ist politischdas Napoleon-Andenken in Frankreich nicht unbelastet. Aber jede Zeithat ihr eigenes Bild von Napoleon. Laut einer Umfrage vor vier oderfünf Jahren steht Napoleon an zweiter Stelle auf der Liste derwichtigsten historischen Persönlichkeiten, nach Karl dem Großen undvor Charles de Gaulle.»

Napoleon scheint bei den Franzosen und Ausländern also beliebt zusein. Die Ausstellungen sind alle gut besucht, und die Internetseiteder Napoleon-Stiftung wird jährlich von rund zwei MillionenInternetsurfern besucht. «Napoleon fasziniert. Er ist überallbekannt», sagt Chevallier, «selbst auf dem Kamin der Bibliothek vonKatmandu steht eine Büste des Kaisers.»