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1,2 Millionen Techno-Fans feiern erste Loveparade im Ruhrgebiet

25.08.2007, 17:10

Essen/dpa. - Bei einer bis in den späten Abend dauernden Abschlussveranstaltung auf dem Berliner Platz wollten Stars der Szene wie Westbam oder Moby die Stimmung weiter anheizen.

«Mit so etwas hat keiner gerechnet», sagte Loveparade-Organisator Rainer Schaller. Die Stimmung sei besser gewesen als in Berlin im vergangenen Jahr. «Das war Lebensfreude pur», sagte der Oberbürgermeister der knapp 600 000 Einwohner zählenden Stadt Essen, Wolfgang Reiniger (CDU). Die Teilnehmerzahl von 1,2 Millionen Menschen wurde von den Veranstaltern als auch von der Polizei bestätigt.

Die Raver-Parade war 1989 in Berlin gegründet worden und findet in diesem Jahr erstmals im Ruhrgebiet statt. «Die Loveparade wird die Region auch in den nächsten Jahren zum Beben bringen», sagte der Musikmanager und Kreativdirektor der Kulturhauptstadt Ruhr 2010, Dieter Gorny. Nach dem Auftakt in Essen soll die Loveparade in den kommenden Jahren durch Dortmund (2008), Bochum (2009), Duisburg (2010) und Gelsenkirchen (2011) ziehen. Im vergangenen Jahr hatte die Loveparade nach Angaben der Veranstalter in Berlin ebenfalls 1,2 Millionen Menschen angezogen, die Polizei sprach allerdings nur von 500 000 Besuchern.

Bei einem Zwischenfall am Nachmittag war ein Besucher durch einen Messerstich verletzt worden. Der Mann sei in ein Krankenhaus gebracht worden, sagte ein Polizeisprecher. Lebensgefahr bestehe nicht. Der Tat sei ein Streit vorausgegangen. Zuvor hatte die Polizei fälschlicherweise von einem verletzten Sanitäter gesprochen. Bei der Anreise der Techno-Fans war es vereinzelt zu Problemen an Ruhrgebiets-Bahnhöfen gekommen. So konnten mehrere Nahverkehrszüge wegen Überfüllung keine weiteren Fahrgäste mehr aufnehmen.

Techno-Begeisterte und Neugierige aller Altersklassen, von Familien mit Kleinkindern bis zu Rentnern, hatten bereits seit dem Vormittag die Innenstadt gefüllt und auf den Straßen und Plätzen immer wieder für spontane Partys gesorgt. Unter die Besucher aus der Region und ganz Deutschland mischten sich auch viele Raver aus den Nachbarländern Niederlande und Belgien.

Entlang des Zugwegs verfolgten Anwohner das Spektakel von ihren Fenstern aus oder tanzten auf den Straßen. Mit Wassereimern und aus Fenstern gehaltenen Schläuchen sorgten etliche Bewohner immer wieder für eine Abkühlung der Raver auf den Straßen. Zu Rettungseinsätzen sei es vor allem wegen Kreislaufproblemen oder wegen Schnittverletzungen durch Scherben gekommen, sagte ein Sprecher des Malteser Hilfsdienstes.

Die Feuerwehr zählte bis zum frühen Abend mehr als 100 Einsätze. Eine Gruppe von Techno-Fans wurde von den Rettern von einem Dach geholt. Sicherheitsleute bewachten viele Geschäfte in der Innenstadt. Andere Geschäftsleute nutzten dagegen die Chance und verkauften Getränke und Snacks an die tanzende Menge.

Entwarnung konnte die Leiterin der Essener Domschatzkammer, Birgitta Falk, geben. Nach dem Start der Parade sei es zu keinerlei erkennbaren Beschädigungen der Goldenen Madonna im Essener Dom gekommen. Mit einem im Dom während der Loveparade gemessenen Pegel von 46 Dezibel sei die Lautstärke «erstaunlich gering» gewesen, sagte Falk. In den vergangenen Tagen hatte es Befürchtungen gegeben, dass die Beschallung der Essener Innenstadt mit mehr als 600 000 Watt zu Schäden an dem mehr als 1000 Jahre alten Kunstwerk führen könnte.