Zweiter Weltkrieg Zweiter Weltkrieg: Stalinorgel und T 34 - Albtraum der Landser an der Ostfront

Hamburg/dpa. - Die Blaupausen des Konstrukteurs Michail Koschkin hatten dieGeneräle überzeugt. Einen Prototypen des mittleren Panzers gab es nicht, dazu fehlten die Mittel und Ressourcen. Doch der Stahlkoloss entsprach bereits auf dem Reißbrett den Vorstellungen der Militärs: relativ flach, mit einem einfachen Laufwerk, solider Panzerung und Bewaffnung und - was auf den Schlachtfeldern des Ostens entscheidend sein sollte - robuster Konstruktion. Auch war er das genaue Gegenteil der deutschen Panzer, denn der T 34 kam ohne komplizierte Technologieaus. Daher konnte er später auch in gewaltigen Mengen hergestellt werden, meist auch ohne Fachpersonal.
Im September 1940, als Hitlers Panzer gerade Frankreichniedergerungen und den Ruf der Unschlagbarkeit gefestigt hatten, rollten in der Sowjetunion die ersten T 34 in der Panzerfabrik No. 138 im ukrainischen Charkow vom Band. Konstrukteur Koschkin konnte sein Lebenswerk nur kurz erproben - der 42-Jährige starb nur wenige Tage später. Der T 34 aber - das «T» steht für «tank» (Panzer) und die 34 für das Jahr, in dem das Oberkommando den Ausbau einer eigenenPanzertruppe anordnete - wartete noch auf seine Feuertaufe.
Diese kam dann mit dem deutschen Überfall auf die UdSSR im Juni1941. Den Sowjets standen damals 1225 ihrer neuen Panzer zurVerfügung, doch wurden die meisten von der deutschen Luftwaffezerstört. Und die wenigen T 34, die tatsächlich an die Fronten kamen,wurden von den Kommandeuren als reine Infanterie-Unterstützungsfahrzeuge «verheizt». Doch schon damals wurde dendeutschen Panzermännern klar, dass ihnen ein mehr als nurebenbürtiger Gegner gegenüberstand. Denn wo die deutschen Panzer beiFrost nicht mehr ansprangen oder bei Tauwetter mit ihren dünnenKetten im Schlamm versanken, da war der T 34 in seinem Element.
Die Lage für die Deutschen wurde ab 1942 noch schwieriger, als dieSowjets mit einer neuen Doktrin größere Panzerverbände an die Frontenschickten. Der Ruf der deutschen Panzermänner nach einem eigenenmittleren oder schweren Panzer, um dem T 34 Paroli zu bieten, triebdie deutschen Konstrukteure an. Sowjetische Militärhistoriker konntensich in den Nachkriegsjahren ein Schmunzeln nicht verkneifen, dassdie «stolzen» deutschen Konstrukteure sich einfach weigerten, ein«derart primitives Vehikel» wie den T 34 einfach zu kopieren.
Statt dessen kamen 1943 die deutschen «Panther» und «Tiger» an dieOstfront, den T 34 hoch überlegen, aber technisch anfällig. Den«34er» hatten die Sowjets aber inzwischen in derartigen Mengenhergestellt, dass schon allein dessen Übermacht der deutschenPanzerwaffe das Rückgrat brach. Die größte Panzerschlacht derGeschichte, bei Kursk im Sommer 1943, zeigte zwar die technischeÜberlegenheit der deutschen Panzer, aber die Zahlen sprachen für dieSowjets. Hatten die deutschen Waffenschmieden bis 1945 insgesamtknapp 20 000 mittlere und schwere Panzer gebaut, so waren bei denSowjets allein an T 34 genau 53 500 Stück vom Band gelaufen.
Bevor die T 34 die deutschen Stellungen erreichten und dort fürAngst und Schrecken sorgten, wurden die Soldaten Hitlers meist voneiner anderen Waffengattung zermürbt: der Artillerie, die von Stalinzur «Göttin der Schlachten» erhoben worden war. Eine der dabeieingesetzten Waffen war der Raketenwerfer, von den Sowjetsoldaten«Katjuscha» genannt, auf deutscher Seiten als «Stalinorgel»gefürchtet. Eine eigentlich so einfache wie wirksame Konstruktion:Auf mehreren Schienen wurden Raketen aufgesetzt, die innerhalbweniger Sekunden abgefeuert werden konnten.
Auch wenn die Zielgenauigkeit zu wünschen übrig ließ, war dieWirkung verheerend. Denn eine einzige Salve von bis zu 54 Raketen voneinem Werfer konnte eine Verteidigungsstellung zerstören, danebenzeigte das Heranheulen der Geschosse noch psychologische Wirkung beimGegner.
Diese von Verteidigungskommissar Klimenti Woroschilowkommissionierte Waffe kam schon 1941 zu ihrem ersten Einsatz. Ganzesieben Werfer auf Lastwagen wurden Kapitan (Hauptmann) Igor Fljorowin Moskau eine Woche nach dem deutschen Überfall zur «Erprobung unterrealistischen Bedingungen» anvertraut. Der erste Angriff bei Orschaam 14. Juli 1941 forderte unter den deutschen Truppen derart hoheVerluste, dass in Moskau umgehend die Massenproduktion dieser neuenWaffe angeordnet wurde. Fljorow überlebte den Einsatz nicht.