Zug um Zug Zug um Zug: ALSTOM Stendal will Bahnzentrum Nordeuropas werden

Stendal/dpa. - Zug um Zug rückt das Stendaler Werk desBahntechnikkonzerns ALSTOM seinem Ziel näher. Der traditionsreiche Standort soll sich zum Zentrum Nordeuropas für die Aufarbeitung undReparatur von Lokomotiven und Zügen entwickeln. Am Donnerstag erhieltALSTOM einen weiteren Millionenauftrag zur Lieferung modernisierterLokomotiven. Das niederländische Unternehmen Volker Stevin Rail &Traffic Materieel und die Südleasing GmbH, eine Tochter derLandesbank Baden-Würtemberg, bestellten Loks im Wert von insgesamtdrei Millionen Euro, teilte ALSTOM am Donnerstag in Stendal mit. Siesollen im grenzüberschreitenden Verkehr zwischen Deutschland und denNiederlanden beziehungsweise im Saarland zum Einsatz kommen.
«Wir haben sehr gute Erfahrungen mit zwei bereits gelieferten Loksaus Stendal gemacht», sagte der Geschäftsführer von Stevin Rail, HansVrieling. Die Firma ist seit vielen Jahren als Gleisbauunternehmen inDeutschland und den Niederlanden tätig und will die Lok fürTransportarbeiten einsetzen. Im Saarland soll eine weitere Lok imGüterverkehr zum Einsatz kommen.
«Die Auftragslage ist gut», sagte der Geschäftsführer von ALSTOMStendal, Jörg Neubauer. Erst im September hatte das Unternehmen eineOrder im Gesamtwert von sechs Millionen Euro über dieVollmodernisierung von fünf so genannten «Flüsterloks» erhalten, diezum Rangieren von Reisezugwagen in den Städten Würzburg, Regensburgund Passau zum Einsatz kommen sollen. Bei dieses Loks wird derGeräuschpegel um fast 20 Prozent, also 15 Dezibel reduziert.Ausgestattet mit einem Caterpillar-Dieselmotor könne die Loks bis zu100 Kilometer pro Stunde fahren.
Wieder richtig in Fahrt kam das Stendaler Werk erst in denzurückliegenden drei Jahren. Nach der Wende drohte der Zug in dem1873 gegründeten Werk für immer abzufahren. Die Bahn hatte denStandort Stendal, an dem zu DDR-Zeilen rund 2000 Menschen beschäftigtwaren, ursprünglich aus Rentabilitätskosten schließen wollen. Nachjahrelanger Zitterpartie unter anderen wegen kartellrechtlicherGründe wurden 2002 die Weichen neu gestellt: Ein joint venturezwischen der Deutschen Bahn AG und dem weltweit operierenden KonzernALSTOM wurde besiegelt.
ALSTOM sah gute Möglichkeiten die Firma als Spezialist für dieWartung und Modernisierung von Lokomotiven und Zügen fortzuführen.Ein Grund war die hohe Qualifikation und Motivation der Mitarbeiter.«Investitionen von sechs Millionen Euro sind seitdem in das Werkgeflossen, unter anderen in die Modernisierung des Maschinenparkes»,sagte Neubauer.
Der Standort Stendal mit seinen derzeit 165 Mitarbeiternprofitiert vom weltweiten Vertriebsnetz des ALSTOM-Konzern. SeinGeschäftsfeld Service besitzt zum Beispiel ein Netz von mehr als 100spezialistierten Werkstätten mit weit mehr als 6000 Mitarbeitern in20 Ländern. Mit einem Umsatz von 5,1 Milliarden Euro im letztenGeschäftsjahr (2004/2005 Ende: 31. März) und einer Präsenz in 60Ländern gehört der französische ALSTOM-Konzern zu den weltweitführenden Anbietern von Lösungen für den schienegebundenen Verkehr.
Der Umsatz in Stendal nimmt sich mit 20 Millionen Euro im Jahrdagegen noch bescheiden aus. Doch nachdem er sich in denzurückliegenden Jahren stabil gehalten hat, soll er nun Zug um Zuggesteigert werden.