1. MZ.de
  2. >
  3. Deutschland & Welt
  4. >
  5. Zörbiger Konfitüren GmbH: Zörbiger Konfitüren GmbH: Preis-Konflikt an der Konfitüren-Front

Zörbiger Konfitüren GmbH Zörbiger Konfitüren GmbH: Preis-Konflikt an der Konfitüren-Front

Von Frank Zimnol 03.08.2003, 15:06

Zörbig/MZ. - Kaufland-Kundin Birgit Volkner aus Halle-Neustadt rieb sich verdutzt die Augen. Die Konfitüren und vor allem, der von den Kindern so geliebte Rübensaft aus Zörbig waren faktisch über Nacht aus dem Angebot ihres Supermarktes verschwunden. Die Handelskette hatte das süße Sortiment des Herstellers aus dem Landkreis Bitterfeld aus den Regalen verbannt.

Grund für die Auslistung seien "ungerechtfertigte Preisforderungen" der Zörbiger Konfitüren GmbH, teilte Kaufland-Sprecherin Andrea Kübler auf MZ-Anfrage vom Ulmer Firmensitz her mit. Eine Verteuerung um 30 Prozent sei auch durch die Umstellung der Rezepturen nicht zu rechtfertigen, argumentieren die Kaufland-Einkäufer.

Manfred Kranke, Werkleiter in Zörbig, sieht das anders. Die Verträge, die mit Kaufland vor Jahren geschlossen worden waren, hätten mit dazu geführt, das Werk "an den Rand der Insolvenz zu bringen".

Geschmack verbessert

Betriebsratsvorsitzender Thomas Gröger bestätigt das, führt zudem die damals unzureichende Qualität dafür an, dass die Firma in Bedrängnis gekommen war. Der Geschmack der Konfitüren habe sich ganz wesentlich verbessert, seit Zuegg in Zörbig das Sagen hat.

Tatsache ist, dass die drei leitenden Mitarbeiter, die die Fabrik 1992 von der Treuhand erworben hatten, zehn Jahre später das Handtuch warfen. Weil den ostdeutschen Gesellschaftern offenbar das Wasser bis zum Halse stand, mussten sie schweren Herzens verkaufen.

Die italienische Zuegg-Gruppe - Spezialist für Fruchtverarbeitung - griff zu, übernahm den Standort Anfang vorigen Jahres. Seitdem seien rund 1,6 Millionen Euro, unter anderem in eine neue Abfüllanlage, die auch Mini-Portionen für Hotels ausstoßen kann, investiert worden, erläuterte Kranke. Doch das war nicht alles, was der neue Eigentümer veränderte.

Mitteldeutsche Italien-Urlauber ahnen vermutlich gar nicht, wie nahe ihnen die Heimat ist, wenn sie sich zum Frühstück Konfitüre aufs Brot schmieren. Falls der süße Aufstrich den Markennamen "Zuegg" trägt, wurde er in der Zörbiger Konfitüren GmbH gekocht. Das Familienunternehmen aus Verona hat die Produktion der fruchtigen Leckerei vom norditalienischen Stammsitz komplett nach Sachsen-Anhalt verlagert, um Platz für andere Sortimente zu schaffen. Bis zu 20 Lkw rollen so pro Monat von Zörbig aus über die Alpen, damit die Italiener ihre Zuegg-Konfitüre bekommen.

Von den rund 50 Tonnen, die täglich in den überdimensionalen Kochern - laut Kranke "wie bei Muttern" - hergestellt werden, laufen 80Prozent unter der Marke Zuegg von den Bändern. Weil italienische Gaumen einen etwas anderen Geschmack haben als deutsche - mit Unterschieden in der Rezeptur.

Höhere Preise

Beispielsweise werden für die Südländer auch Konfitüren aus Feigen und Esskastanien gemacht. Die höheren Preise begründet Zörbigs Marketing-Chef Bernd Dombrowski vor allem mit einer Erhöhung des Fruchtanteils von einst 40 auf nun 45 bis 55 Prozent. "Wir wollen weg vom Billig-Image und streben eine Marktposition kurz unterhalb des Premium-Segments an", meinte Kranke.

Volkners haben nun zwei Möglichkeiten, auf den Preis-Konflikt an der Konfitüren-Front zu reagieren: Entweder sie packen bei Kaufland künftig Produkte zum Beispiel aus dem thüringischen Mühlhausen in den Korb oder sie holen die "Zörbiger" bei einer der anderen Handelskette. Die sollen die Verteuerung geschluckt haben, so Kranke.