Zwangsarbeit in der DDR Zwangsarbeit in der DDR: Reichsbahn beutete Gefangene aus
Berlin - Die Deutsche Reichsbahn der DDR hat nach einem Bericht des Fernsehmagazins „Report Mainz“ in großem Umfang politische Gefangene als Zwangsarbeiter für sich schuften lassen. Das sei das Ergebnis einer Studie, die von der Union der Opferverbände der Kommunistischen Gewaltherrschaft in Auftrag gegeben worden sei, berichtete das Magazin am Donnerstagabend in einer Pressemitteilung.
Die heutige Deutsche Bahn müsse sich diesem Teil ihrer Geschichte stellen, forderte die Ostbeauftragte der Bundesregierung, Iris Gleicke (SPD), laut Magazin. Sie war mit der Reichsbahn zur Zeit der Teilung geschäftlich verbunden. Nach der Wende ging die Reichsbahn im DB-Konzern auf.
1200 bis 1500 Strafgefangene wurden zur Arbeit gezwungen
Laut Bericht hat die Reichsbahn in der DDR regelmäßig Kontingente von Zwangsarbeitern erhalten. Jährlich seien rund 1200 bis 1500 Strafgefangene eingesetzt und zu schweren Arbeiten gezwungen worden - im Gleisbau oder bei der Verschrottung von Waggons.
„Wir können jetzt erstmals belegen, dass die Deutsche Reichsbahn zwischen 1951 und 1989 von der Zwangsarbeit politischer Gefangener in erheblichem Maße profitiert hat“, sagte der Leiter des Forschungsprojekts, Christian Sachse, dem Magazin. „Die Zwangsarbeiter wurden zu physisch schweren und gesundheitsgefährdenden Arbeiten eingesetzt und dabei so schlecht entlohnt, dass man nur von Ausbeutung sprechen kann.“
Gleicke, Ostbeauftragte der Bundesregierung und Parlamentarische Staatssekretärin im Bundeswirtschaftsministerium, forderte die Deutsche Bahn AG auf, die Verantwortung für diesen Teil ihrer Unternehmensgeschichte anzunehmen. Es gehe darum, die Aufarbeitung zu unterstützen und gegebenenfalls auch Wiedergutmachung zu betreiben.
Die Deutsche Bundesbahn habe zur Zeit der Deutschen Teilung vor allem im innerdeutschen Grenzverkehr Geschäfts- und Handelsbeziehungen zur Reichsbahn unterhalten, bestätigte ein Bahnsprecher am Donnerstag der Nachrichtenagentur dpa. Eigene Forschungen hätten bisher jedoch keine Hinweise auf diese Themen ergeben. Für weitere Stellungnahmen wolle die Bahn die Veröffentlichung der Studie abwarten. Sie soll nach Angaben von Report Mainz Mitte Juni in Berlin vorgestellt werden. (dpa)