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Zinsen sinken weiter Zinsen sinken weiter: So kann ich meine Ersparnisse retten

21.05.2014, 12:04
Für Sparer sind harte Zeiten angebrochen: Damit sie nicht ihr Vermögen verlieren, müssen sie anders investieren, raten Finanzexperten.
Für Sparer sind harte Zeiten angebrochen: Damit sie nicht ihr Vermögen verlieren, müssen sie anders investieren, raten Finanzexperten. dpa Lizenz

Schon bald könnte der Leitzins in Europa von derzeit 0,25 Prozent auf das neue Rekordtief von 0,15 Prozent gesenkt werden. Am 5. Juni entscheidet die Europäische Zentralbank (EZB) das nächste Mal über ihren Leitzins und den Einsatz zusätzlicher Werkzeuge. EZB-Direktor Yves Mersch kündigte eine Senkung des Leitzinses als wahrscheinlich an.

Die erneute Zinssenkung soll die schwache EU-Wirtschaft ankurbeln und vor einer Deflation schützen - also vor einer ruinösen Abwärtsspirale von Preisen, Löhnen, Konsum und Investitionen. Für Sparer hat ein niedriger Leitzins jedoch böse Folgen: „Viele Sparer werden ihr Vermögen verlieren“, prognostizieren die beiden Chefs der Deutschen Bank, Anshu Jain und Jürgen Fitschen, in einem Interview mit Bild.de.

Das Problem deutscher Sparer: Sie haben viel Geld auf Sparbüchern, Girokonten und als Bankeinlagen. Dort liegt die Verzinsung aber unter der Inflation - somit wird das Kapital vernichtet. Der Ex-Chefvolkswirt der Deutschen Bank, Thomas Meyer, hat errechnet: Bei einem Zinssatz von 0 Prozent und einer Inflationsrate von 3 Prozent (die tatsächliche liegt bei 4 Prozent) verliert man in 20 Jahren 50 Prozent an Kaufkraft. Sprich: In 20 Jahren sind die Ersparnisse nur noch die Hälfte wert.

Welche Möglichkeiten haben Sparer, um gegenzusteuern?

Zunächst einmal sollte man damit rechnen, dass die Zinsen in Europa auch in den kommenden Jahren niedrig bleiben. Sogar eine „Senkung auf null Prozent in den kommenden Monaten würde uns nicht überraschen“, sagt Deutsche-Bank-Chef Anshu Jain im Bild.de-Gespräch. Deshalb sollten die Deutschen dringend ihre konservative und risikoarme Anlagestrategie ändern.

Anshu Jain empfiehlt unter anderem Staatsanleihen - und zwar Festzins-Papiere von Ländern mit vergleichsweise hohen Zinsen. Einen weiteren Teil würde der Banker in Aktien und Aktienfonds anlegen - und daneben über einen Fonds in Beteiligungen zum Beispiel an Immobilien investieren. Wir erklären die einzelnen Anlageformen:

Staatsanleihen: Anleihen sind Schuldscheine. Sie werden von Staaten oder Unternehmen für eine meist festgelegte Laufzeit ausgegeben, um mit dem eingenommenen Geld Investitionen zu finanzieren. Diese Papiere können eine gute Beimischung für das Depot sein. Denn sie entwickeln sich in den unterschiedlichen Marktphasen an der Börse unabhängig von Aktien. Es ist daher grundsätzlich sinnvoll, einen Teil des Vermögens auch in Anleihen zu investieren.

Anleger sollten breit streuen, also mehrere Arten von Anleihen berücksichtigen, um Sicherheit und Renditemöglichkeiten in das richtige Gleichgewicht zu bringen. Der Grund: Vergleichsweise sichere Anleihen - zum Beispiel von europäischen AAA-Ländern wie Deutschland, Österreich oder Finnland - bringen nur niedrige Zinsen. Papiere mit hohen Zinsen bergen dagegen ein vergleichsweise hohes Risiko, erklärt die Aktion „Finanzwissen für alle“ der Fondsgesellschaften.

Finanzexperten wie Bert Rürup empfehlen zum Beispiel Staatsanleihen südeuropäischer Eurostaaten und Unternehmensanleihen mit Restlaufzeiten von unter zwei Jahren. Vorsicht ist jedoch besonders bei Mittelstandsanleihen geboten: Manche Papiere sind sehr spekulativ, und die mittelständischen Firmen alles andere als solide. Nach Insolvenzen von Windkraft-Unternehmen wie Prokon oder zuletzt dem Designmode-Anbieter Strenesse müssen Anleger um ihre Ersparnisse fürchten. Schlimmstenfalls ist das Geld bei einer Firmenpleite vollständig weg.

Weitere Anlagetipps geben wir auf der nächsten Seite.

Aktien: Wer möchte, kann auch direkt in Unternehmen investieren. Dazu bietet sich der Kauf von Aktien an. Hier beteiligen sich Anleger unmittelbar am Produktivkapital der Wirtschaft. In dieser Anlageklasse kann man die höchsten Renditen erwarten, muss aber auch Verlustphasen aushalten. Sparer können bei Aktien auch mit einem Sparplan anfangen - dieser funktioniert ähnlich wie ein Dauerauftrag: Monatlich oder vierteljährlich wird damit in Aktien investiert. Das senkt das Risiko, einmal zu teure Wertpapiere einzukaufen und lohnt sich auch schon bei geringen Beträgen. Allerdings müssen Anleger hier ebenfalls Kursschwankungen ertragen.

Aktienfonds: Aktienfonds werden gerne als ertragreiche Anlage für geduldige Investoren beworben. Jedoch kann ein Blick auf die Wertentwicklung der vergangenen Jahre trügerisch sein - als Laie ist es schwer zu beurteilen, wie gut sich ein Fonds entwickelt. Ein weiterer wichtiger Punkt sind die Kosten des Produkts: Hohe Gebühren können den Gewinn drücken oder sogar für Verluste sorgen. Daher sollten sich Anleger überlegen, ob sie in einen aktiv gemanagten oder in einen börsengehandelten Indexfonds (ETF) investieren wollen.

Aktiv gesteuerte Fonds sind teurer und sollen durch eingreifende Manager mehr Rendite herausholen als der Durchschnitt. Dagegen bilden Indexfonds beispielsweise die im Dax vertretenen Unternehmen ab - und kosten deutlich weniger Gebühren, weil keine speziellen Manager bezahlt werden müssen. Skeptisch sollten Anleger bei vermeintlich heißen Tipps sein: Meistens wird man erst auf diese aufmerksam, wenn sie gelaufen sind. Auch bei Investitionen auf eigene Faust in bestimmte Länder und Regionen ist Vorsicht geboten, wenn man wenig Ahnung davon hat.

Immobilienfonds: Immobilienfonds legen das Geld der Anleger in Gebäuden an. Sie investieren zum Beispiel in Büro-, Handels- oder Industrie-Immobilien, aber auch in Hotels und Restaurants. Geschlossene Immobilienfonds sind laut Stiftung Warentest oft hochriskant: Ein Totalverlust des eingezahlten Kapitals ist immer möglich. Anleger sollten also genau hinschauen und nicht zu viel investieren. Generell sollten Sparer bei Immobilienanlagen einen langen Atem haben.

In der Regel bezieht sich der offeneImmobilienfonds auf mehrere Immobilien, der geschlossene hingegen nur auf ein bestimmtes Objekt. Anders als bei offenen Investmentfonds kann nur in einem bestimmten Platzierungszeitraum investiert werden, danach wird der Fonds geschlossen. Offene Immobilienfonds sind eher für Kleinanleger geeignet. Denn Anleger mit wenig Mitteln können bei direkten Immobilieninvestments kaum streuen. (gs, mit Material von dpa)

Benchmark oder Bottom Up - wenn es um Finanzberatung geht, sind häufig Fachbegriffe im Spiel. Doch die meisten Verbraucher verstehen die Begriffe nicht. „Sie sollten aber keine Produkte kaufen, die Sie nicht verstehen“, rät Julia Topar vom Bundesverband deutscher Banken. Was Anleger wissen sollten:

Jede Anlageform lässt sich einer Klasse zuordnen, die gleichartige Vermögensgegenstände umfasst, heißt es in dem Ratgeber-Buch „Banker verstehen“ der Stiftung Warentest. Wichtige Anlageklassen sind Aktien, Anleihen, Rohstoffe, Immobilien und Bargeld. Die Aufteilung des Vermögens auf verschiedene Anlageklassen wird demnach auch als Asset Allocation bezeichnet.

Hier ist ein Vergleichsindex gemeint, an dem zum Beispiel Fondsmanager ihre Leistung messen. Als Benchmark wird oft ein Index wie zum Beispiel der Dax herangezogen. Die Fondsmanager vergleichen dann, ob sie mit ihrer Wertpapierauswahl in einem Vergleichszeitraum mehr Rendite als der Index erreicht haben.

Dieser Begriff spielt bei aktiv gemanagten Fonds eine Rolle. Bei der Auswahl von unten nach oben wählt der Fondsmanager einzelne Titel aus, die er für aussichtsreich hält. Anschließend werden die Chancen in der entsprechenden Branche und im Gesamtmarkt bewertet. Gewichtungen nach Ländern, Regionen oder Branchen spielen kaum eine Rolle.

Ein Emmittent ist ein Herausgeber eines Wertpapieres. Das können im Fall von Staatsanleihen Staaten sein, aber auch Unternehmen, die Anleihen oder Genussscheine herausgeben. Auch Banken können Emittenten sein. Das Emmittentenrisiko beschreibt die Gefahr, dass der Herausgeber eines Wertpapiers in Zahlungsschwierigkeiten gerät und das Geld möglicherweise nicht mehr zurückzahlen kann.

Die Gegenstrategie zur Bottom-up-Strategie betrachtet der Fondsmanager zunächst die allgemeine wirtschaftliche Lage einer Region oder einer Branche. Erst im zweiten Schritt sucht er dann innerhalb dieser Märkte nach ertragreichen Papieren.

Dieser Begriff beschreibt, wie stark ein Index oder ein Wertpapier von seinem Mittelwert abweicht. Je größer die Abweichung, desto größer ist die Schwankungsbreite also die Volatilität. Damit ist dieser Begriff für die Risikobeschreibung wichtig: Je größer die Volatilität, desto größer sind auch mögliche Kursschwankungen.

Ermitteln und vergleichen Sie hier hier aktuelle Zinsen:

Mit deutschen Staatsanleihen fahren Anleger sicher - allerdings verschenken sie dadurch Geld.
Mit deutschen Staatsanleihen fahren Anleger sicher - allerdings verschenken sie dadurch Geld.
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Wer derzeit hohe Rendite erzielen will, muss eine gewisse Ausdauer und Risikobereitschaft mitbringen.
Wer derzeit hohe Rendite erzielen will, muss eine gewisse Ausdauer und Risikobereitschaft mitbringen.
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Anleger sollten bei offenen Immobilienfonds streuen. Ein guter Mix der Nutzungsarten senkt das Verlustrisiko.
Anleger sollten bei offenen Immobilienfonds streuen. Ein guter Mix der Nutzungsarten senkt das Verlustrisiko.
dpa