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Weniger Mehrweg bei Coca Cola Weniger Mehrweg bei Coca Cola: Leser halten das Pfand-System für gescheitert

19.02.2015, 15:50
Eine Frau stellt einen Kasten mit leeren Flaschen in einen Pfandautomaten
Eine Frau stellt einen Kasten mit leeren Flaschen in einen Pfandautomaten dpa Lizenz

Halle (Saale) - Coca Cola wirft Mehrwegflaschen von 0,5 und 1,5 Liter aus seinem Sortiment, um dadurch „die Effizienz in der Abfüllung“ zu steigern, wie eine Sprecherin von Coca-Cola Deutschland der MZ sagte. Was bedeutet das für die Verbraucher und den Umweltschutz? Ist das deutsche Mehrwegsystem damit gescheitert? Knapp 700 Leser haben seit Dienstagabend auf mz-web.de abgestimmt, fast zwei Drittel sind der Meinung: Ja, das System ist gescheitert.

Auch auf der Facebook-Seite der MZ wird über Einweg, Mehrweg und Coca Cola im Allgemeinen diskutiert. „Es bedarf nicht weiterer Gängelei der Konsumenten, sondern eines vernünftigen Recyclingkonzepts für Einweg-PET Flaschen und andere Plasteabfälle gehört her“, schreibt Steffen Thomas. Lars Böttcher ärgert sich: „Zwangsabgabe? Die hat doch schon mit dem Einwegpfand nicht funktioniert… Der Endverbraucher ist so oder so Zahlemann.“

Tobias Ludwig Raul meint: „Wer so etwas trinkt, ist selber Schuld, außerdem wären Glasflaschen wesentlich besser, weil: kein Plastikabfall, der potentiell unsere Umwelt und Meere verseucht und Erdöl verbraucht.“

Heinz Timmer kritisiert die aktuelle Pfand-Praxis und meint: „Man sollte dieses ganze Mehrweg/Pfandsystem Trittinscher Prägung dahin stecken, wo es hingehört: auf den Müllhaufen der Geschichte - grüner, kostenintensiver nicht funktionierender staatlicher Eingriffe in den freien Markt.“

Ganz anders sieht das Denise Hunstock. „Ich finde, zur Vermeidung von Müll sollte das Recyclingsystem rigoros durchgesetzt werden, wenn nötig mit einer Umweltabgabe. Es kann doch nicht sein, dass große Unternehmen wie Coca-Cola keine Verantwortung übernehmen.“

MZ-Kommentator Stefan Sauer schlug übrigens vor, das Dosenpfand, das keinerlei Lenkungswirkung zugunsten von Mehrwegflaschen entfaltet habe, durch eine Umweltsteuer auf Einwegbehälter zu ersetzen: „Damit würden Kosten durch Umweltbelastungen auf Hersteller und Verbraucher umgelegt, Getränke in Einwegflaschen schlicht teurer. Den Rest regelt der Markt.“

Eingeführt wurde das Einwegpfand von 25 Cent zum 1. Januar 2003, während er Amtszeit von Bundesumweltminister Jürgen Trittin (1998 bis 2005, Grüne). Der Anlass: Der Mehrweg-Anteil bei Getränken war unter die gesetzlich festgelegte Marke von 72 Prozent gefallen, was dem Ist-Zustand von 2001 entsprach. Hintergrund ist die so genannte „Verordnung über die Vermeidung und Verwertung von Verpackungsabfällen“, die im August 1998 in Kraft getreten war.

Was in den folgenden Jahren passierte, lässt sich mit der Redewendung „Das Gegenteil von ,gut‘ ist ,gut gemeint‘“, zusammenfassen: Alle Mehrwegsysteme verloren Marktanteile, so hatte sich laut Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) die Mehrwegquote bei alkoholfreien Getränken bereits fünf Jahre nach der Pfandeinführung 2003 auf rund 31Prozent halbiert. Lediglich bei Bier gibt es eine positive Tendenz.

Der Einzelhandel, der das Einweg-Pfand anfangs ablehnte und vergeblich versuchte, es mit Klagen vorm Bundesverwaltungsgericht in Leipzig sowie vorm Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe zu verhindern, hat sich arrangiert: Statt mehr Handarbeit gibt es in den meisten Supermärkten jetzt Pfandautomaten für Leergut – in denen verschwinden sämtliche Flaschen aus Glas und Kunststoff. Frei nach dem Motto: Mehrweg, Einweg, weniger Personal. (mz/wsl)