Wasserstoff-Auto Wasserstoff-Auto: Toyota bringt die Brennstoffzelle in seinem Mirai

München - Wasserstoffautos ähneln einer Fata Morgana. Seit Jahren wirken sie zum Greifen nah, aber Starttermine wurden regelmäßig verschoben. Nun macht der japanische Autobauer Toyota ernst, der schon bei der Hybridtechnik globaler Vorreiter war. „Da steht er“, sagt Toyota-Technikexperte Dirk Breuer lapidar zur Deutschland-Premiere des ersten serienmäßigen Wasserstoffmodells Mirai.
Das gedrungene Gefährt, das seine Schöpfer in einer Liga mit der Mercedes E-Klasse oder dem 5er BMW sehen, wird nicht gerade pompös inszeniert. Es steht etwas abseits im Erdgeschoss eines Münchner Bürogebäudes. Offiziell an den Start geht der Mirai im September. Doch ein Verkaufsstart im herkömmlichen Sinn wird es nicht. Toyota spricht vielmehr von „Leuchtturmprojekten“.
Vorerst nur ausgewählte Kunden
Der Mirai, was auf Japanisch Zukunft heißt, soll erst mal nur ausgewählten Gewerbekunden wie Taxiunternehmern angeboten werden. Private Autofahrer kommen in zwei bis drei Jahren an die Reihe. Das liegt nicht daran, dass Toyota der eigenen Technik misstraut, sondern an den Tankstellen.
Derzeit gibt es in Deutschland ganze 16 Wasserstoff-Tankstellen. Bis Ende 2015 waren 50 Standorte geplant. „Das klappt nicht“, sagt Werner Diwald von Performing Energy, einem Bündnis aus Wirtschaft und Wissenschaft für erneuerbar erzeugten Windwasserstoff. Maximal 30 Standorte hält er bis Ende 2015 für realistisch. Der Rest werde aber sicher 2016 folgen.
Damit könne der Mirai in Deutschland dann überall hinfahren. „Routenplanung entlang der Tankstellen vorausgesetzt“, schränkt Diwald ein. Entspannter wird es 2022 mit 400 Füllstationen, falls dieser Termin eingehalten wird. Ziel sind 1000 Standorte, deren Aufbau 800 Millionen Euro kosten soll. Zum Vergleich: Heute gibt es hierzulande 14 000 konventionelle Tankstellen.
Kein Schnäppchen
Man könne den fast 80 000 Euro teuren Mirai realistisch nur an Kunden verkaufen, die das bestehende Netz an Wasserstofftankstellen akzeptieren, räumt Toyota ein. Der Pionier aus Japan soll für seine Technologie auf der Straße werben. Deutschland ist neben Dänemark und Großbritannien als europäischer Startmarkt ausgewählt worden, weil in den drei Ländern das nötige Tankstellennetz zumindest im Aufbau ist.
Demnächst startet der Verkauf in den USA. Am Heimatmarkt Japan gibt es das Gefährt, das in einer Brennstoffzelle mittels Wasserstoff Strom für einen Elektromotor erzeugt, seit Dezember. Aber auch dort wird noch nicht an Privatkunden verkauft.
Gefertigt wird der Mirai derzeit praktisch in Handarbeit, drei Fahrzeuge täglich. Toyota will mit der neuen Technologie erst Produktionserfahrung sammeln. Für 2015 ist global ein Miniabsatz von 700 Stück geplant, der 2017 auf 3000 Fahrzeuge steigen soll. Die Nachfrage liegt mit aktuell 1500 Bestellungen allein aus Japan doppelt so hoch wie die Produktion.
Zweite Generation kommt 2020
Der Mirai ist so etwas wie ein Testlauf im globalen Maßstab. Die zweite Generation eines Autos mit Brennstoffzelle, die für 2020 geplant ist und dann wirklich eine Großserie sein soll, entwickelt Toyota derzeit zusammen mit seinem Partner BMW. Dann könnte es auch ein erstes Wasserstoffauto der Münchner geben. Konkurrent Daimler, der bei der Brennstoffzelle mit Ford und Nissan kooperiert, will 2017 schon mit einem Serienmodell starten.
Vom niedrigen Ölpreis oder steigenden Reichweiten batteriebetriebener Autos lässt sich der japanische Pionier nicht irritieren. Wasserstoff, der sich schnell wie Benzin tanken lässt, hat aus Sicht der Toyota-Experten unschlagbare Vorteile. Auf langen Strecken und als vollwertige Autos würden sich Stromer ohne Brennstoffzelle nie durchsetzen, wenn es sogar bei Schnellladungen 20 Minuten dauert, um 200 weitere Kilometer zu fahren. Und rascheres Laden von Strom sei physikalisch unmöglich.