Vorstellungsgespräch Vorstellungsgespräch: Was Bewerber besser nicht sagen sollten

Halle (Saale)/DMN. - Im Bewerbungsgespräch werden Ihnen viele Fragen gestellt, auf die Sie sich gut vorbereiten können. Aber auch als Bewerber möchte man sich über den Arbeitgeber informieren und interessiert wirken. Die folgenden Fragen sollten Sie aber im Vorstellungsgespräch möglichst vermeiden, um die Stelle zu bekommen:
1. Was macht Ihr Unternehmen eigentlich?
Nicht in jeder Stellenbeschreibung werden Job und Arbeitgeber ausführlich dargestellt. Trotzdem stellen Sie als Bewerber keine Fragen, deren Antworten Sie mit ein wenig Recherche im Netz finden können. Zeigen Sie, dass Sie sich über das Unternehmen, seine Kunden und die angebotene Stelle informiert haben - denn das wird von Ihnen erwartet.
In einem Vorstellungsgespräch ist es aber nicht tabu, nach Entwicklungsmöglichkeiten im Betrieb zu fragen. „Ganz im Gegenteil“, sagt der Karriereberater Thomas Rübel aus Berlin. „Das macht vielmehr einen interessierten Eindruck.“ Denn der Kanditat zeige damit, dass er bereit sei, sich über das übliche Maß hinaus zu engagieren.
2. Wie hoch ist das Gehalt? Gibt es auch Boni?
Geld ist natürlich sehr wichtig - allerdings raten Karrierecoachs Bewerbern davon ab, von sich aus nach dem Gehalt und etwaigen Bonuszahlungen zu fragen. Spricht der Personaler das Gehalt nicht selbst an, sollte man besser nicht nachhaken. „Das Unternehmen hat sich noch nicht für mich entschieden, deswegen schieße ich mich mit der Frage ins Abseits“, sagt Andreas Nolten, Berufsberater in Berlin. Erst wenn der Arbeitgeber klares Interesse signalisiert hat, könne nachgefragt werden.
Warum fehlen mir die Worte? - „Das sind meist Situationen, in denen die Kommunikation ihre geordnete Bahn verlässt und etwas gesagt wird, mit dem man nicht gerechnet hat“, erklärt die Hamburger Kommunikationspsychologin Nina Deißler. Oft passiert es wenn man aufgeregt ist. „Adrenalin macht zwar schnell, leider aber auch dumm“, so Deißler. Zudem sei man oft zu lieb, zu höflich, um das zu antworten, was einem tatsächlich auf der Zunge liegt. „Davon muss man sich frei machen, wenn man schlagfertig sein will.“ Ebenso von der Idee, dass es nur eine einzige wahre geniale Antwort gibt.
Unterscheiden kann man zwischen zwei Arten von Schlagfertigkeit: Zum einen der stets lockere und witzige Spruch, der auch mal zu flapsig ausfallen kann. Und zum zweiten Antworten auf Fragen, auf die man eigentlich gar keine Antwort weiß. Doch egal, wann einem die passende Erwiderung fehlt, unangenehm oder ärgerlich ist es in beiden Fällen. „Natürlich hat das auch etwas mit dem Ego zu tun, weil man ganz einfach einen verbalen Angriff parieren will“, sagt Deißler. Da gilt es also, Strategien zu entwickeln und sich eigene Standards bereitzulegen.
„Wichtig ist in diesen Situationen oft, erst mal Zeit zu gewinnen“, sagt der Business-Coach Theo Bergauer aus Waldsassen. Da hilft manchmal nur ein langsames, zustimmendes Nicken, ein fester Blick in die Augen des Gegenübers oder Sätze wie „Oh, das ist interessant“ oder „Ist das so?“. Auch kann es hilfreich sein, die Frage einfach zu wiederholen, noch mal nachzufragen oder sie direkt zurückzugeben. So dreht man den Spieß um und gewinnt dadurch Zeit. Natürlich funktioniert das nicht immer, aber sehr häufig - und allein diese Gewissheit gibt einem Sicherheit.
Wenn man ständig etwa auf die Zahnspange angesprochen wird, kann man einfach sagen 'Wow, gut beobachtet' oder 'Oh, Du bist der Erste, der das bemerkt'. Dafür muss man die Verkrampfung im Kopf allerdings lösen und vor allem zu sich selbst stehen. Hilfreich kann auch sein, den Spruch wörtlich zu nehmen. „Wenn schnippisch: 'Oh, schon wieder ein neues Kleid' von einer Freundin oder Kollegin kommt, kann man einfach die Spitze ignorieren und sagen 'Ja, schön, oder?'“, rät Deißler.
Auf eine Frage wie: „Jetzt bist Du wohl übergeschnappt“, kann die Antwort „Würde es helfen?“ witzig sein. Auf „Du glaubst wohl...“ kann „Ich glaube nicht, das weiß ich sogar“ die richtige Antwort sein, auf „Musst Du denn immer...“ „Nö, das mach ich freiwillig“. Für solche Reaktionen muss man sein Assoziationsvermögen schulen, die bildhafte Vorstellungskraft stärken.
Egal, wie gut man vorbereitet ist - die Situation wird kommen, in der man mal wieder sprachlos ist. Ratsam ist, die vermeintlich richtige Antwort fürs nächste Mal aufzuschreiben. Im Berufsleben kann man auch durchaus sagen, dass man noch mal darüber nachdenken will und die Antwort nachliefert. Das vermittelt zusätzlich Gewissenhaftigkeit und lässt einen authentischer, lebhafter wirken. Und bei aller Schlagfertigkeit kann es manchmal sinnvoll sein, die Bemerkung des Gegenübers erst abzuwägen. Denn in einer Aussage, die einen ärgert, steckt meistens ein Funken (unangenehmer) Wahrheit.
Wird der Bewerber zu einem zweiten Gespräch eingeladen, sollten die Gehaltsvorstellungen daher zur Sprache kommen. „Arbeitnehmer tasten sich an das Thema am besten über Fragen nach den Arbeitsbedingungen heran.“ Etwa wie die Arbeitszeiten sind oder über die Dauer der Mittagspause. Wird das vorgeschlagene Gehalt dann als zu niedrig empfunden, sollten Jobanwärter auf ihre Qualitäten hinweisen. „Sie zeigen damit: Ich kann was und bin deshalb jeden Cent wert.“
3. Wie sieht Ihre Unternehmenskultur aus?
Zwar ist es nicht unbedingt falsch, nach dem Arbeitsklima zu fragen, doch vermutlich wird man ohnehin keine ehrliche Antwort bekommen. Denn kein Unternehmen wird zugeben, dass seine Unternehmskultur fürchterlich ist. Alternativ kann man den Personaler fragen, welche eine Sache er an den Arbeitsbedingungen ändern würde, wenn dies möglich wäre. So kann der Personalverantwortliche eine etwas ehrlichere Aussage treffen und Sie zwingen ihn nicht dazu, zu lügen. Eine andere Möglichkeit ist, sich vorab auf Portalen wie kununu über den Arbeitgeber zu informieren.
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Aber auch ihre eigenen Antworten auf Standards sollten Bewerber vorab durchdenken und trainieren. Im Prinzip gibt es nur zwei Kategorien, die das Gespräch dominieren: „Was motiviert Sie?“ und „Was könnte unser Motiv sein, Sie einzustellen?“. Alle Fragen könnten Bewerber diesen zwei Kategorien unterordnen. Die über allem stehende Frage ist die nach dem Wesen des Bewerbers: „Aus was für einem Holz sind Sie geschnitzt?“ Das sollten die möglichen Anwärter auf den Job immer im Hinterkopf behalten und die folgenden Antworten vermeiden:
4. Sehr persönliche Dinge ausplaudern
Auf die übliche Frage „Erzählen Sie etwas über sich“ antworten die meisten Jobanwärter viel zu ausführlich. Dabei müssen sie gar nicht ihre komplette Lebensgeschichte von der Geburt bis heute erzählen. Wichtig ist hingegen, dass die Antworten für das Unternehmen und die angebotene Stelle relevant sind. Sind Sie zum Beispiel Mitglied in einem Debattierclub, kann das für Vorträge im Job sehr hilfreich sein. Haben Sie Auslandserfahrung, hilft das vielleicht bei der Kundenakquise.
Mehr als die persönlichen Vorlieben zählen die eigenen Stärken und beruflichen Erfahrungen. Persönliche Dinge sollten Sie nur erzählen, insofern sie relevant sind, etwa ein schweres körperliches Handicap oder wenn Sie alleinerziehend sind oder einen Angehörigen pflegen. Seien Sie möglichst ehrlich, wenn solche Aufgaben Ihre Arbeit unter Umständen einschränken können.
5. „Ich bin ein Workaholic und Perfektionist“
Oft wird im Gespräch die Frage nach der allergrößten Schwäche des Arbeitnehmers gestellt. Natürlich wollen Bewerber ihre Aussichten auf die Stelle nicht verbauen. Deshalb geben viele eine „Schwäche“ an, die eigentlich einen Vorteil für das Unternehmen darstellt, zum Beispiel, dass sie zu perfektionistisch oder ein Worskaholic sind. Allerdings hören die Recruiter das zu oft, und solche Standardantworten gehen ihnen auf die Nerven.
Die Bewerber sollten vielmehr zeigen, dass sie zur Selbstkritik fähig sind und dementsprechend an sich arbeiten wollen. Bereiten Sie sich auf diese Frage vor und antworten Sie mit einer tatsächlichen Schwäche, die Sie überwinden können. Zum Beispiel, dass Sie zu empfinlich auf Kritik reagieren oder sich bei Projekten oft in Details verlieren. Haben Sie für den Personaler einen Plan parat, wie Sie das Problem in den Griff bekommen.
6. „Ich habe keine weiteren Fragen“
Zum Schluss des Vorstellungsgesprächs fragen Personaler oft, ob der Kandidat noch irgendwelche Fragen zum Unternehmen oder zum Job hat. Auch wenn Sie schon alles wissen, sollten Sie immer noch eine Frage stellen. Fragt man nichts, wird einem das leicht als Desinteresse ausgelegt. Notfalls haken Sie noch einmal bei einem schon besprochenen Thema nach, bitten Sie um weitere Einzelheiten. (gs, mit Material von dpa)
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