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Vorsorge Vorsorge: Sinnvolle Versicherungen

Von Monika Hillemacher 28.01.2007, 18:44

Halle/MZ. - "Man sollte sich nur gegen Risiken versichern, die einen finanziell ruinieren und vor Abschluss eines Vertrags prüfen, ob er wirklich wichtig ist", rät Bianca Höve vom Bund der Versicherten (BdV). Für unverzichtbar hält sie Haftpflicht-, Kranken-, Berufsunfähigkeits- und Unfallversicherung.

Eine Versicherung gegen Arbeitslosigkeit oder schwere Krankheiten wie Krebs und Herzinfarkt sei ebenso unnötig wie eine Fahrradversicherung - einen gestohlenen Drahtesel übernimmt oft die Hausratversicherung. "Es nutzt nichts, wenn ich mein Rad versichere, aber keine Unfallversicherung habe, die meine Invalidität nach einem Sturz vom Rad bezahlt", sagt Höve. Ein solcher Schutz mit weltweiter Gültigkeit koste ab 120 Euro jährlich. Er decke Beruf und Freizeit ab.

Die Liste "überflüssig" erweitert Hermann-Josef Tenhagen, Chefredakteur der Zeitschrift "Finanztest" um die Insassenunfall- und Glasversicherung. Das eine Risiko decke die Haftpflicht ab, das andere üblicherweise die Gebäude- oder Hausratversicherung. Sie springt unter Umständen auch für gestohlenes Gepäck in die Bresche. Eine spezielle Reisegepäckversicherung findet Tenhagen nicht sinnvoll. Eine Gewähr auf Schadensersatz gibt es nicht: "Es gilt als grob fahrlässig, auf dem Flughafen nur mal kurz wegzugucken. Die Versicherung zahlt dann nicht", erläutert er. Verschwindet der Koffer auf dem Transport, haftet dagegen die Airline.

Für den angeblich schönsten Tag des Lebens halten Assekuranzen ebenfalls Policen bereit: Die Aussteuerversicherung wird bei Heirat fällig und soll die Kosten für die Hochzeit abdecken. Ob sich der Abschluss lohnt, bezweifelt der BdV. Seiner Ansicht nach ist das Geld auf der Bank besser angelegt.

Der "Hochzeits-Rücktrittskosten-Schutz" der HanseMerkur findet dagegen Gnade vor den Augen des "Finanztest"-Chefredakteurs. "Bei einer richtig großen Feier ab 30 000 Euro ist das nicht absurd", sagt er. Platzt die Hochzeit - etwa wegen Krankheit, Unfall oder Tod von Braut, Bräutigam oder nahen Verwandten - ersetzt die Versicherung Kosten bis 25 000 Euro. Gezahlt werde auch, sollte die Feier wegen Einbruch, Feuer oder Wasserrohrbruch ins Wasser fallen, heißt es bei HanseMerkur. Sie kassiert eine Mindestprämie von 47 Euro. Ein "Nein" vor dem Traualtar ist im Schutzbrief ausdrücklich nicht eingeschlossen.

Die Allianz-Versicherung setzt auf Service- statt Geldleistungen. Sie hat unter anderem einen telefonischen Rechtsanwaltsservice für juristische Erstberatung im Programm oder einen Haus- und Wohnungsschutzbrief. Er kostet 4,86 Euro pro Monat. Im Gegenzug verspricht die Allianz prompte Hilfe bei häuslichen Pannen. "Der Kunde wählt eine Nummer und wir lösen das Problem für ihn, indem wir einen Fachmann vorbeischicken", erläutert Christian Weishuber, Sprecher bei der Allianz. Am häufigsten rückten Schlüsseldienst, Sanitärdienste und Schädlingsbekämpfer zum Kampf gegen Wespennester an. Um Wespennester kümmert sich ohne Schutzbrief aber auch die Feuerwehr. Dem BdV zufolge hat das Angebot Tücken: Die Leistung sei auf 500 Euro pro Schadensfall und 1 500 Euro pro Jahr begrenzt. "Zwei Schäden reichen sicherlich für eine Kündigung", schätzt Bianca Höve. Auf Schutzbriefe für Handys, Computer oder MP3-Player hat sich das Berliner Unternehmen Jamba spezialisiert. Die Verträge zum "Komplettschutz gegen Beschädigungen und Diebstahl" werden über Filialen von "Media Markt", "Saturn" oder "EP: Elektronik Partner" angeboten. Der Beitrag hängt vom Kaufpreis des Gerätes ab. Für ein Handy bis zu 300 Euro ist monatlich ein Euro fällig, für einen 1 000 Euro teuren Computer sind es 2,99 Euro. Hinzu kommt ein Selbstbehalt.

Laut Michael Wortberg, Versicherungsexperte bei der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz, können Kunden sich den Abschluss solcher Policen sparen. Raub sei über die Hausratversicherung abgedeckt. Und geht ein Gerät durch fremdes Verschulden kaputt, komme in der Regel die gegnerische Haftpflicht auf.

Die Angebote des niederländischen Internet-Versicherers "Sir Huckleberry" sind zwar absolut überflüssig, dafür aber witzig. Die Amsterdamer versichern etwa werdende Väter gegen Ohnmacht im Kreißsaal. Sollte dieser Schadensfall eintreten, gibt es 5 000 Euro.