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Vermögen in Deutschland Vermögen in Deutschland: Reiche sind noch reicher als gedacht

Von Markus Sievers 11.02.2015, 10:55
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Symbolbild dpa Lizenz

Berlin - Das Vermögen in Deutschland ist noch ungleicher verteilt als gedacht. Dies zeigt eine Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), die erstmals auch den Besitz der Superreichen erfasst. Der lag bisher gut geschützt vor den Augen der Öffentlichkeit im Verborgenen.

Was zeigt die neue Untersuchung? 

Die reichsten Haushalte vereinen höchstwahrscheinlich einen größeren Anteil am Gesamtvermögen in Deutschland auf sich als bislang angenommen. Allein dem vermögendsten ein Prozent kann bis zu einem Drittel des gesamten privaten Netto-Vermögens in der Bundesrepublik zugerechnet werden, und nicht nur ein Fünftel. Zu diesem Ergebnis kommt das DIW in einer Studie, die von der Hans-Böckler-Stiftung gefördert wurde.

Wie sicher sind die Erkenntnisse?

Die Autoren räumen selbst Unsicherheiten beim Schätzverfahren ein. Da es keine Vermögensteuer mehr gibt, fehlen amtliche Daten zum Vermögen von Superreichen. Die Studien des DIW oder der Bundesbank beruhen wiederum auf groß angelegten freiwilligen Umfragen. Die sind zwar für rund 99 Prozent der Bevölkerung repräsentativ. Doch der extreme Reichtum ist so kaum messbar. Denn er konzentriert sich auf eine sehr kleine Personengruppe, die von Umfragen kaum erfasst wird.

Was haben die Autoren der neuen Studie anders gemacht, um die Lücken in der Statistik zu schließen?

Sie haben sich die Reichenliste des US-Wirtschaftsmagazins Forbes angeschaut. 55 Milliardäre und Multimilliardäre mit deutscher Staatsangehörigkeit hat das Fachblatt  2012 gezählt. 2002 standen erst 34 Deutsche auf der Tabelle des globalen Geldadels. Von diesen Listen schlossen die Forscher  auf die wahrscheinliche Verbreitung der Top-Vermögen.

Wo liegen die Defizite der bisherigen Studien?

Wichtigste Quelle für die Studien ist bisher das das  vom DIW organisierten Sozio-oekonomischen Panel (SOEP). Demnach   besitzt der reichste Haushalt netto, also nach Abzug von Schulden,  knapp 50 Millionen Euro. Die Bundesbank-Studie „Private Haushalte und ihre Finanzen“ weist für den wohlhabendsten in ihrer Stichprobe erfassten Haushalt einen Nettobesitz von unter 80 Millionen aus. Enorm viel Geld - aber doch weit entfernt vom obersten Ende der Vermögenshierarchie, wo der Besitz mindestens im dreistelligen Millionenbereich liegt.

Beispiel 2012: Nach den reinen SOEP-Daten besaßen die privaten Haushalte netto knapp 6,3 Billionen Euro. Bezieht man den geschätzten Besitz der Superreichen mit ein, sind es mindestens rund 8,6 Billionen, maximal sogar etwa 9,3 Billionen Euro. Der starke Zuwachs belege die hohe Relevanz sehr hoher Vermögen für die Vermögensverteilung, schreiben die Forscher.

Was bedeutet das für die Ungleichheit in Deutschland?

Auch der wirtschaftliche Abstand zwischen den Reichsten und dem Gros der Gesellschaft wächst noch einmal beträchtlich, wenn die geschätzten Top-Vermögen in die Analyse einbezogen werden. Das lässt sich etwa daran ablesen, wie viel das reichste Hundertstel vom gesamten Nettovermögen im Land hält:  Statt 18 Prozent sind es zwischen  31 und 34 Prozent je nach gewähltem Szenario. Die reichsten 0,1 Prozent der Haushalte besitzen nicht zwischen fünf und sieben Prozent des gesamten Nettovermögens, sondern vereinigen zwischen 14  und  16 Prozent auf sich.