Aktionäre kritisieren Vapiano Vapiano: Aktionäre üben auf Hauptversammlung scharfe Kritik an der Führung

Köln - Direkt neben dem Dorint-Hotel am Heumarkt, wo die schwächelnde Restaurant-Kette Vapiano am Mittwoch ihre Hauptversammlung abhält, liegt eine Filiale der Konkurrenz. Ein in Holz und Kacheln gefasster Raum, mit dem typischen „L’Osteria“-Schriftzug . Die Geschäftsführer der erfolgreichen Pizza-Kette sind die Vapiano-Gründer Friedemann Findeis und Klaus Rader und der langjährige Vapiano-Vorstand Mirko Silz. Sie dürften froh sein, dass sie sich nicht im Nachbargebäude der Kritik der Aktionäre stellen müssen.
Denn die fällt harsch aus: Vapiano steckt in einer Krise – die Aktionäre sehen die Schuld bei der Unternehmensspitze. „Das Management hat alles falsch gemacht, was man falsch machen kann“, sagt Andreas Massek von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK). Auch Kleinaktionär Matthias Gaebler wirft dem Aufsichtsrat vor, zu lange zugeschaut zu haben – während Vapiano immer tiefer in die Krise glitt.
Eine Krisen-Meldung folgt auf die nächste
Die Hauptversammlung, zu der keine Presse zugelassen ist, fällt in eine Woche, in der eine Krisen-Meldung auf die nächste folgt. Am Freitag wurde bekannt, dass der Verkauf des US-Geschäfts an eine Beteiligungsgesellschaft zu platzen droht. Der potenzielle Käufer Plutos Sama habe Schwierigkeiten, die Finanzierung über 20 Millionen US-Dollar zu stemmen, teilte Vapiano mit und hob die Exklusivvereinbarung mit den Amerikanern auf. Am Sonntag kündigte Unternehmenschef Cornelius Everke überraschend seinen Rücktritt an – nachdem er den Posten erst Ende 2018 übernommen hatte. Als Interim-Chefin hat die Aufsichtsratsvorsitzende Vanessa Hall übernommen, die Britin war zuvor Hauptgeschäftsführerin der Restaurantkette Yo Sushi. Vorerst bis Mitte 2020, das Unternehmen ließ jedoch durchblicken, dass sie auch als dauerhafte Kandidatin in Frage komme.
„Die Situation bei Vapiano ist schwierig“, sagt Thomas Hechtfischer, Geschäftsführer der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz. Die Firma müsse ihre Kosten in den Griff bekommen. „Die Aktie befindet sich zurzeit auf dem Niveau eines Insalata Mista.“ Tatsächlich ist dieser Vergleich noch optimistisch: Der Salat kostet auf der Vapiano-Speisekarte rund fünf Euro. Die Aktie liegt bei vier Euro. Der Kurs hat seit dem Börsengang 2017 80 Prozent an Wert verloren.
Verlust von 101 Millionen Euro
Die Krise bei Vapiano ist nicht neu. Bereits 2017 schrieb die 2002 in Deutschland gegründete Restaurant-Kette einen Verlust von 29,6 Millionen Euro. Im Herbst 2018 musste sie zwei Gewinnwarnungen herausgeben, der Kurs der Aktie stürzte damals von vormals 18 auf sechs Euro ab. Im Frühjahr 2019 rang Vapiano um einen dringend benötigten Kredit, schließlich machten die finanzierenden Banken und Großaktionäre Zusagen über 30 Millionen Euro. Die Vorstellung des Jahresberichts verschob das Unternehmen dreimal, bevor man bekanntgab: Der Verlust war im Geschäftsjahr 2018 bei einem Umsatz von 372 Millionen Euro auf 101 Millionen Euro gewachsen.
„Wenn es die Großaktionäre nicht gegeben hätte, könnten wir den Laden heute abwickeln“, sagt ein Aktionär aus Frankfurt, der anonym bleiben will. Der Tchibo-Erbe Günter Herz, Welle-Erbin Gisa Sander und Vapiano-Gründer Gregor Gerlach halten insgesamt fast 82 Prozent der Aktien.
Unkontrolliertes Wachstum
Eines der Hauptprobleme von Vapiano ist das unkontrollierte Wachstum der Vergangenheit. Zurzeit gibt es weltweit 234 Restaurants, rund ein Drittel von ihnen befindet sich in Deutschland. Ex-Chef Everke hatte bereits im Juni eingeräumt, man habe sich bei Auslandsexpansionen „etwas verhoben“. Das Sanierungskonzept für die kommenden Jahre, das auf der Hauptversammlung vorgestellt wurde, bestätigt nur den bereits eingeschlagenen Korrekturkurs: Das Unternehmen will künftig stärker auf Franchise setzen. Es will sich von unprofitablen Standorten trennen und die Expansion deutlich eindämmen. Die Standorte in Australien und China sollen bis 2020 verkauft werden, berichten Aktionäre.
2019 wurden bislang fünf Standorte geschlossen und acht neu eröffnet. Drei geplante Standorte sollen nun gar nicht erst eröffnet werden, sagen die Aktionäre, darunter einer in London, der Investitionen im Rahmen von 2,9 Millionen Euro erfordert hätte und einer in München. Bis 2022 sei die Finanzierung gesichert, ab 2021 soll Vapiano zurück in die Gewinnzone. Es habe nie Insolvenzgefahr bestanden, betont der Vorstand. Angaben zur aktuellen Liquidität macht er nicht.
Everke hatte zuletzt angekündigt, „zurück zu den Wurzeln“ kehren zu wollen. Auch nach seinem Weggang will Vapiano daran festhalten. Das Menü soll verschlankt, Arbeitsabläufe vereinfacht werden. In der Vergangenheit klagten Kunden vor allem über das lange Schlangestehen im Selbstbedienungsrestaurant. Hinzu kam die steigende Konkurrenz durch neue Gastro-Trends: Burger, hawaiianische Bowls, vegane Restaurants. Für die Aktionäre kommt es jetzt vor allem darauf an, ob die Sanierungsstrategie zeitnah umgesetzt werden kann. „Den Worten müssen Taten folgen“, sagt Massek.