Unister-Pleite Unister-Pleite: Insolvenzverwalter Lucas Flöther will Millionen von Google
Halle (Saale)/Leipzig - Die Pleite des Leipziger Online-Reisevermittlers Unister könnte für den globalen Internet-Konzern Google ein teures Nachspiel haben. Der hallesche Insolvenzverwalter Lucas Flöther will vom Suchmaschinen-Betreiber offenbar einen zwei- bis dreistelligen Millionenbetrag für erhaltene Werbeeinnahmen zurückfordern, erfuhr die MZ aus Unternehmenskreisen. Als erstes berichtete das „Manager Magazin“ darüber.
Unister hatte teure Anzeigen bei Google geschaltet
Wenige Tage nach dem tödlichen Flugzeugabsturz von Unister-Gründer und Unternehmenschef Thomas Wagner am 14. Juli 2016 meldete Unister Insolvenz an. Flöther ordnete danach die Geschäfte und ging auf Investorensuche. Die große Reisesparte des Unternehmens mit bekannten Portalen wie ab-in-den-urlaub.de und fluege.de ist inzwischen verkauft. Die Einnahmen werden an die Gläubiger ausgezahlt.
Dass Google jetzt noch nachträglich zur Kasse gebeten werden könnte, liegt am sogenannten Gleichbehandlungsgrundsatz für alle Gläubiger.
Das ist ein komplizierter Sachverhalt: Nach MZ-Informationen hat Unister zu spät Insolvenz angemeldet. Die Leipziger waren offenbar schon 2015 zahlungsunfähig. Damals hat Unister zwar noch teure Anzeigen bei Google geschaltet, Rechnungen an andere Unternehmen aber nicht mehr bezahlt.
Da nach deutschem Recht alle Gläubiger (Geschäftspartner mit Forderungen) gleichgestellt werden müssen, kann Flöther nun alle Zahlungen von Unister ab dem Zeitpunkt der faktischen Insolvenz zurückfordern. Eine Ausnahme wird nur bei den Gehältern der Beschäftigten gemacht. Google erhielt in diesem Zeitraum offenbar noch einen zwei- bis dreistelligen Millionenbetrag. Es ist sozusagen der dickste Fisch, den sich Flöther nun gerne angeln würde.
Hatte Google Anhaltspunkte für Unister-Schieflage?
Flöther muss jedoch belegen, dass Google zumindest Anhaltspunkte hatte, dass Unister bereits 2015 in finanzieller Schieflage war. Laut Medienberichten zahlte Unister auch an Google nicht immer pünktlich. Der Suchmaschinen-Betreiber drohte gar mit Kündigung der Geschäftsbeziehung. Flöther könnte deshalb Chancen haben, die Millionen geltend zu machen.
Bereits bei der Insolvenz des Solarzellen-Herstellers Q-Cells aus Bitterfeld-Wolfen machte der damalige Insolvenzverwalter Henning Schorisch solche Rückforderungen geltend. Damals traf es unter anderem renommierte Anwaltskanzleien und Unternehmensberatungen, die vor der Q-Cells-Pleite noch lukrative Beraterverträge bekamen. (mz)