Umweltschutz Umweltschutz: Ferienflieger Condor macht gehörigen Schritt nach vorne

Berlin - Die Manager des Ferienfliegers Condor können sich getrost auf die Schulter klopfen. Sie haben in puncto Umweltschutz einen gehörigen Schritt nach vorne gemacht. Die Charter-Airline des Reiseveranstalters Thomas Cook ist nach einer Studie der gemeinnützigen Klimaschutzorganisation Atmosfair eine der sparsamsten Fluggesellschaften weltweit.
Vorbildlich ist Condor bei einem Öko-Faktor, der Passagieren nicht unbedingt ein Lächeln ins Gesicht zaubert. Es werde mit dicht bestuhlten Flugzeugen geflogen, so Atmosfair. Duch die „sehr hohe Auslastung“ vor allem auf der Mittelstrecke gewinne Condor Punkte hinzu. Dort schafft der Ferienflieger fast 81 Prozent der maximalen technisch möglichen Effizienz. Noch besser ist in dieser Kategorie indes der Rivale Tuifly mit beinahe 83 Prozent.
Newcomer China West Air besser als die Konkurrenz
Auf dem Atmosfair Airline Index (AAI) landet das Unternehmen aus Hannover auch auf den zweiten Platz von weltweit mehr als 200 Fluglinien. Nur der Newcomer China West Air ist in der Gesamtwertung noch etwas besser. Condor kommt dort auf Platz sieben. Während die Lufthansa, Deutschlands Nummer eins, weit abgeschlagen auf Rang 77 rangiert.
Atmosfair ermittelt alljährlich den AAI, der darauf beruht, wie viel vom Treibhausgas Kohlendioxid pro Kilometer und Passagier in die Luft geblasen wird. Die entscheidenden Faktoren sind neben der eingesetzten Maschinen die Sitzplatz- und Frachtkapazität sowie deren Auslastung. Die Einsparpotenziale sind in der Branche enorm. Das zeigt vor allem daran, dass der Kerosinverbrauch pro Passagier und Kilometer auf der gleichen Strecke bei einer Spitzen-Airline nur halb so hoch wie bei einem ineffizienten Wettbewerber sein kann.
Wer sich etablieren will, muss viel Marketing machen
Neueinsteiger wie China West Air schaffen es aus dem Stand immer wieder weit nach vorne. Da hat schlicht damit zu tun, dass diese Airlines mit nagelneuem Fluggerät aus gestattet sind, das erheblich weniger Sprit verbraucht als Jets, die schon in die Jahre gekommen sind. Wer sich auf dem Markt etablieren will, muss zudem viel Marketing machen, deshalb ist die Auslastung hoch. Eine andere Besonderheit im AAI sind die hohen Platzierungen der Charter- und Ferienflieger. Unter den besten zehn sind sieben Unternehmen aus dieser Kategorie. Sie bestechen vor allem dadurch, dass kaum Sitze freibleiben. Die Pauschalreisen nebst Flug, die deren Muttergesellschaften - etwa Thomas Cook oder Tui – verkaufen, erleichtern die Kapazitätsplanung.
Dass es aber auch ganz normale Linienfluggesellschaften weit nach vorne bringen können, zeigt die chilenisch-brasilianische Latam, die auf Platz neun kommt. „Klimaeffizienz kennt bei Airlines kein Herkunftsland, sagt Dietrich Brockhagen, Atmosfair-Geschäftsführer. „Wer eine moderne Flotte gut an die Nachfrage anpassen kann und Technik ideal mit dem operativen Betrieb verbindet, erreicht gute Werte, egal ob in Europa, Asien oder Südamerika.“ Für die Lufthansa gibt es da noch einigen Nachholbedarf.
Große Effizienz im Flugbetrieb schont nicht nur das Klima
Der hiesige Marktführer liegt hinter fast allen seiner wichtigen Konkurrenten, sowohl im kontinentalen Verkehr als auch auf der Langstrecke, wo nach den Berechnungen nur 59 Prozent des technisch Machbaren erreicht werden. Das ist fürs Image nicht unbedingt förderlich, sollte aber auch den Controllern zu denken geben – denn große Effizienz im Flugbetrieb schont nicht nur das Klima, sondern drückt auch die Kosten. Immerhin loben die Atmosfair-Experten aber, dass auf langen Strecken verstärkt moderne Großraumflugzeuge zum Einsatz kommen. Auf der Kurz- und Mittelstrecke hat sich da hingegen wenig getan - allerdings beziehen sich die Daten des AAI auf das Jahr 2014.
Die in der Studie erwähnten älteren Modelle der Boeing 737 sind seit Anfang November nicht mehr für die Kranichlinie unterwegs. Mittlerweile werden im europäischen Verkehr nur noch moderne Maschinen der A320-Familie von Airbus eingesetzt. Das dürfte in Zukunft ein Punkteplus im AAI bringen. Allerdings bremst Lufthansa-Chef Carsten Spohr nun bei der lange vernachlässigten Erneuerung der Flotte erneut. Er kündigte am Mittwoch an, dass in diesem Jahr mit 2,5 Milliarden Euro 200 Millionen weniger als eigentlich geplant für neue Maschinen ausgegeben werden. Grund dafür sind Lieferverzögerungen. Da wird 2017 was nachgeholt. Doch für 2018 werden die Investitionen nochmal um 300 Millionen auf 2,2 Milliarden Euro gedrückt.
Air Berlin will aufwendigen Flugplan zusammenstreichen
Branchenkenner vermuten, dass andere Airlines sich ähnlich verhalten könnten – die gesunkenen Ölpreise lassen die Dringlichkeit bei der Anschaffung von Sparfliegern schwinden. Zumal das Geld bei vielen Airlines nicht gerade locker sitzt. Das gilt insbesondere für Air Berlin, die ihren aufwendigen Flugplan heftig zusammenstreichen will. An der Effizienz im Flugbetrieb kann es indes nicht liegen - Platz 16 wird erreicht. Atmosfair spricht von der „führenden Linienfluggesellschaft Europas“. Allerdings sind die wichtigsten Rivalen die Billigflieger Easyjet und Ryanair, die noch günstiger operieren.
Generell bemängelt Brockhagen, dass die technische Entwicklung der Jets nicht schnell genug gehe: „Unsere Ergebnisse zeigen, dass der Luftverkehr weltweit nicht auf Zielkurs ist“. So erfordere die Vorgabe des Pariser Klimaabkommens, dass die CO2-Emissionen der Luftfahrt noch vor 2020 ihren Höchststand erreichen, um danach zu sinken. Im Untersuchungszeitraum ist der gesamte CO2-Ausstoß aber noch einmal um drei Prozent geklettert.