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Genuss ohne Umdrehungen Trend: Alkoholfreies Bier und Wein ohne Alkohol

Von Steffen Höhne 27.12.2017, 09:00

Freyburg - Der Trend zum alkoholfreien Genuss verstärkt sich: Nach Bier und Sekt sind nun auch Weine mit null Volumenprozent im Kommen.

Die Winzervereinigung Freyburg-Unstrut hat vor Kurzem die Herstellung von alkoholfreiem Wein getestet. „Wir sind mit dem Ergebnis sehr zufrieden“, sagt Geschäftsführer Albrecht Zieger der MZ. Neue Herstellungsverfahren sorgen dafür, dass der geschmackliche Unterschied immer kleiner wird.

Die Winzervereinigung ließ zunächst testweise 5.000 Liter Weißwein und Rosé abfüllen. Beim gängigen Verfahren zur Entalkoholisierung werden die Weine schonend erwärmt, damit der Alkohol verdampft. Dabei gehen jedoch auch Aromen verloren.

Die Freyburger haben den Wein dagegen zentrifugieren lassen, damit der Alkohol abgetrennt wird. „Vor allem beim Rosé haben wir tolle Produkte gehabt“, sagt Zieger.

Alkoholfreier Wein, alkoholfreies Bier: Markt wächst stark

Nach der nächsten Ernte will die Winzervereinigung einen kleinen Teil des Weines als alkoholfrei vermarkten. Denn der Markt für alkoholfreie Genussgetränke wächst deutlich.

Der Sekthersteller Rotkäppchen-Mumm erzielt hohe Wachstumsraten in dem Segment. Im Jahr 2008 hatte das Unternehmen aus Freyburg in der Produktgruppe gerade einmal einen Absatz von 100 000 Flaschen im Jahr, 2016 waren es 6,6 Millionen Flaschen.

Erst im vergangenen Jahr investierte Deutschlands größtes Sekthaus zehn Millionen Euro in entsprechende Produktionsanlagen am hessischen Standort Eltville. „Bei vielen Anlässen wird alkoholfreier Sekt als Alternative angeboten, weil Menschen vielleicht noch arbeiten müssen, mit dem Auto fahren oder Medikamente nehmen“, sagt Unternehmenschef Christof Queisser. „Auf den Sektgenuss wollen sie aber nicht verzichten.“

Queisser reißt damit schon mehrere Gründe für den Trend an. Getränkeexpertin Lydia Junkersfeld vom Fachjournal Brauwelt sagt, vor allem sei es das gestiegene Gesundheitsbewusstsein der Verbraucher, das zu dem Umschwung führt. Das gelte für alle Generationen: „Junge Menschen, die sie sportlich betätigen, greifen eher mal zu einem Weizenbier ohne Alkohol, ältere Menschen bleiben vielleicht wegen der Tabletteneinnahme lieber nüchtern.“

Auch Junkersfeld weist darauf hin, dass durch neue Produktionsverfahren die geschmacklichen Unterschiede geringer werden.

Als Erstes wurde Bier von dem Trend erfasst. Zwar entfallen erst rund sechs Prozent des Gesamtabsatzes auf die alkoholfreien Varianten, doch die Auswahl ist inzwischen immens. Laut Holger Eichele, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Brauerbundes, gab es 2016 bereits 400 verschiedene alkoholfreie Marken. Das waren 50 mehr als im Vorjahr.

Die Zeiten des reinen Autofahrerbieres seien längst vorbei. Vielmehr seien alkoholfreie Biere ein Lebensstil-Getränk. Da diese Biere nur wenige Kalorien enthalten, empfehlen sie sich auch als Alternative zu anderen Getränken wie Saft oder Cola.

Trotz der deutlichen Absatzsprünge in den vergangenen Jahren sind die alkoholfreien Genussgetränke bisher noch ein Nischenprodukt. Wie die Entwicklung weiter geht, darüber gibt es unterschiedliche Ansichten, Getränkeexpertin Junkersfeld sagt, dass die Wachstumsraten zuletzt kleiner geworden sind. Beim Verband Deutscher Sektkellereien geht man eher davon aus, dass man erst „am Anfang der Entwicklung“ steht, sagt Geschäftsführer Alexander Tacer. (mz)