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Traditionsunternehmen Traditionsunternehmen: Hier liegt die Zukunft von WMF

Von Frank-Thomas Wenzel 12.02.2016, 12:39
Setzt auf das Geschäft mit Kafeemaschinen: Peter Feld, der Vorstandsvorsitzende des Konsumgüterherstellers WMF
Setzt auf das Geschäft mit Kafeemaschinen: Peter Feld, der Vorstandsvorsitzende des Konsumgüterherstellers WMF dpa Lizenz

Wie sehen die aktuellen Zahlen aus?

WMF hat im vergangenen Jahr den Umsatz um vier Prozent auf rund eine Milliarde Euro gesteigert. Das Management macht keine Angaben zum Gewinn.  Branchenkenner vermuten, dass unter dem Strich etwa vier Prozent der Erlöse als Profit über geblieben sind. Das wären etwa 25 Millionen Euro. Das stärkste Wachstum legte WMF beim Geschäft mit Endkunden in China hin. Dort gab es ein Plus von 34 Prozent. Absolute Zahlen wurden nicht genannt.

Was alles offeriert WMF eigentlich?

Die hierzulande bekanntesten Produkte sind Bestecke, Kochgeschirr und Haushaltsgeräte. Diese Sparte bringt mehr als 50 Prozent der Einnahmen  Zu der Gruppe gehören aber auch die Marken Kaiser Backform oder der Topfspezialist Silit. Zugleich stattet das Unternehmen Restaurants und Hotels mit Großgeräten aus. Der wichtigste Sektor ist hier das Geschäft mit vollautomatischen Profi Kaffeemaschinen. Das hat mit dem anhaltenden Boom weltweiten des koffeinhaltigen Heißgetränks  zu tun. In Deutschland ist WMF hier Marktführer – inzwischen stehen die Maschinen nicht nur in Restaurants, sondern auch in tausenden von Bäckereien. Die gewerblichen Kaffeemaschinen steuern bereits gut ein Drittel zum Umsatz bei.  

Wem gehört WMF?

Die Firma hat zahlreiche Eigentümerwechsel hinter sich. Derzeit gehört sie vollständig dem US-Finanzinvestor KKR. Ihre Geschichte  geht zurück auf die Metallwarenfabrik Straub und Schweizer, die 1853 im schwäbischen Geislingen gegründet wurde. Erste spektakuläre Erfolge waren Auszeichnungen für versilbertes Besteck auf der Londoner Weltausstellung 1862. 18 Jahre später kam der Zusammenschluss mit der Metallwarenfabrik Ritter. Danach wurde die Firma in Württembergische Metallwarenfabrik (WMF) umfirmiert und zu einer Aktiengesellschaft gemacht. Sie gilt als älteste AG in Württemberg.

Was sind die Pläne von KKR?

KKR kauft Unternehmen, denen die Manager hohes Potenzial zutrauen. Die Firmen sollen saniert und in der Regel nach fünf bis acht Jahren mit Gewinn weiterverkauft werden. KKR hat vor gut einem Jahr die Minderheitsaktionäre abgefunden, sich 100 Prozent der Anteile gesichert und WMF von der Börse genommen. Nun können die Amerikaner durchregieren, ohne andere Anteilseigner fragen zu müssen. Ein ehrgeiziges Sparprogramm wird gerade durchgezogen, mit dem die Kosten jährlich um 30 Millionen Euro gedrückt und  700 Stellen gestrichen werden sollen, das entspricht einem Zehntel der Belegschaft. Dazu gehört auch ein Komplettumbau der Logistik. Für die eigenen Filialen läuft eine Runderneuerung. Mehrere Marken, die nicht zum Kerngeschäft gehören, wurden bereits verkauft.

Welche Rolle spielt das Auslandsgeschäft?

Das war bislang die größte Schwäche von WMF. „Hier war man zu langsam in der Vergangenheit“, sagt ein Unternehmenssprecher. „Jetzt gilt es, doppelt so viel Gas zu geben.“ Erste Schritte wurden schon im vorigen Jahr getan. WMF gründete ein Gemeinschaftsunternehmen mit der indischen Kaffeehauskette Coffee Day. Unter anderem ist  die Entwicklung und Produktion von Profi-Kaffeemaschinen geplant, die zuallererst für den schnell wachsenden Markt in Südostasien bestimmt sind, aber auch in die USA gehen könnten. Getragen wird die Kooperation auf der WMF-Seite von der schweizerischen Tochter Schaerer. Bemerkenswert ist, dass sich die Schwaben gerade die restlichen Anteile von Schaerer gesichert haben und damit alleiniger Eigner geworden sind.

Welche Rolle spielen die Schweizer?

Für die künftige Strategie spielen sie eine zentrale Rolle. Schaerer soll nun auch die Kaffeemaschinensparte in den USA voranbringen. Das große Wachstumspotenzial in Nordamerika könne man nach der Komplettübernahme nun noch besser nutzen, sagte Konzernchef Peter Feld.

Wie sind die Schritte des Managements zu bewerten?

KKR hat nun den Konzern komplett unter eigener Kontrolle. Das ist die wichtigste Bedingung für einen Verkauf von WMF. Die Sanierung ist in einem fortgeschrittenen Zustand. Die profitablen Sparten werden gestärkt. Ein baldiger Verkauf könnte in den nächsten Monaten noch befeuert werden, wenn  im Asien- und im US-Geschäft deutliche Zuwächse gemeldet werden können.

Gibt es denn konkrete Interessenten?

Vor einigen Monaten gab es schon sehr konkrete Mutmaßungen, dass Unternehmen aus dem am schnellsten wachsenden Markt Interesse haben: China. Branchenkenner berichten, es seien Gespräche mit mehreren Konzernen aus der Volksrepublik  geführt  worden.  Als einer der Favoriten wird der Hausgerätekonzern Haier genannt, das sich schon von General Electric die Sparte geschnappt hat, die elektrische Gerätschaften für die Küche herstellt. Auch Haiers Konkurrent Midea gilt als Interessent.

Was bringt eine Übernahme durch ein Unternehmen, das eine ähnliche Produktpalette offeriert?

Das ist sehr plausibel. Einerseits würden sich die Chinesen durch einen WMF-Kauf  den Zugang zum europäischen Markt kaufen, und zwar im Grunde für das Produktportfolio des gesamten Konzerns. Zweitens hätte man die Kontrolle über ein expandierendes Unternehmen auf dem Heimatmarkt, und drittens würden sich die Chinesen WMF-Knowhow sichern. Eine Verlagerung der Fertigung könnte längerfristig die Folge sein. Dass WMF-Produkte bei Chinesen beliebt sind, kann man bei Touristen aus der Volksrepublik studieren, die beispielsweise in Frankfurt Besteck und Töpfe in rauen Mengen kaufen.

Wie hoch könnte der Gewinn von KKR bei einem Verkauf sein?

Insider sprechen davon, dass bis zu 1,5 Milliarden Euro möglich seien. 2012 hatte KKR die Mehrheit von dem Finanzinvestor Capvis für 600 Millionen Euro erworben. Allerdings haben die Amerikaner in der Zwischenzeit auch  viele Millionen in das Unternehmen gesteckt.