Stahl Thyssenkrupp Steel stellt seine Chefetage neu auf
Deutschlands größter Stahlhersteller gehört noch zum Industriekonzern Thyssenkrupp, aber wie lange noch? Die Essener wollen, dass ihre defizitäre Tochter selbstständig wird.
Duisburg - Die Stahlsparte des Industriekonzerns Thyssenkrupp hat ihre Chefetage personell neu aufgestellt. Mit den Personalentscheidungen hofft das Unternehmen, nach den jüngsten Turbulenzen um die Zukunft der Stahlsparte wieder zur Ruhe zu kommen.
Das Vorstandsmitglied der Konzernmutter Thyssenkrupp, Ilse Henne, ist neue Aufsichtsratsvorsitzende der Stahlfirma, wie das Unternehmen in Duisburg mitteilte. Stellvertretender Vorsitzender des Kontrollgremiums ist IG-Metall-Vertreter Knut Giesler.
Henne wird Nachfolgerin von Sigmar Gabriel. Der frühere Bundeswirtschaftsminister und SPD-Politiker hatte sein Amt als Chefkontrolleur von Thyssenkrupp Steel im August entnervt aufgegeben. Vorausgegangen war ein wochenlanger Streit zwischen der Stahltochter und ihrem Mutterkonzern.
Interimschef wird Dauerlösung
Auch der Vorstand sortiert sich neu. Der Interimschef Dennis Grimm wird nach einer Entscheidung des Aufsichtsrats zur Dauerlösung. Er übernehme die gesamte operative Verantwortung sowie die technologische Steuerung und Weiterentwicklung des Unternehmens, hieß es. Außerdem verantworte er die technologische Umsetzung der grünen Transformation. Sein Vorgänger hatte das Unternehmen ebenfalls im August abrupt verlassen, dies zusammen mit zwei anderen Vorständen.
Die bereits im Konzern tätige Managerin Marie Jaroni wird ab Oktober ein neues Vorstandsressort verantworten, das „für die strategische Weiterentwicklung sowie für die performanceorientierte Steuerung des Unternehmens hin zu mehr Wettbewerbsfähigkeit“ zuständig ist. Weitere Personalentscheidungen sollen später folgen.
Aufsichtsrätin gibt sich zuversichtlich
„Die Neuaufstellung von Thyssenkrupp Steel kommt voran“, sagte die neue Aufsichtsratsvorsitzende Henne. „Mit den neuen personellen Besetzungen in Aufsichtsrat und Vorstand wollen wir die großen Herausforderungen der strukturellen Neuausrichtung, der Verselbstständigung und der grünen Transformation gemeinsam angehen.“
Es gelte nun, mit der Konzernmutter und den Arbeitnehmervertretern die Weichen für eine erfolgreiche Zukunft des Unternehmens zu stellen. „Die noch offenen Positionen im Vorstand werden schnellstmöglich besetzt“, teilte Henne mit.
Deutschlands größter Stahlhersteller ist in einer schwierigen Lage. Er steht vor einer ungewissen Zukunft. Die defizitäre Duisburger Firma mit rund 27.000 Beschäftigten soll restrukturiert und verselbstständigt werden, unter anderem durch den Einstieg des tschechischen Milliardärs Daniel Kretinsky, der bereits 20 Prozent hält.
Über das Ausmaß der Restrukturierung und die finanzielle Ausstattung durch den Mutterkonzern auf dem Weg in die Selbstständigkeit wurde im Sommer zwischen der Konzernführung und dem damaligen Stahl-Management heftig gestritten.