1. MZ.de
  2. >
  3. Deutschland & Welt
  4. >
  5. Wirtschaft
  6. >
  7. Strukturwandel: Strukturwandel: Braunkohle-Ausstieg in Mitteldeutschland kostet hunderte Millionen Euro

Strukturwandel Strukturwandel: Braunkohle-Ausstieg in Mitteldeutschland kostet hunderte Millionen Euro

Von Steffen Höhne 05.10.2017, 08:53
Braunkohletagebau in Profen. (Archiv)
Braunkohletagebau in Profen. (Archiv) imago/Steffen Schellhorn

Halle (Saale) - Der Ausstieg aus der Braunkohle im mitteldeutschen Revier wird teuer. „Wir gehen davon  aus, dass die Strukturentwicklung einige hundert Millionen Euro kosten wird“, sagte Sachsen-Anhalts Wirtschaftsminister Armin Willingmann (SPD) der MZ.

Rund 5.000 direkte Arbeitsplätze bei Tagebau-Betreibern, Kraftwerksfirmen und Zulieferern hängen laut der Initiative „Metropolregion Mitteldeutschland“ an der Braunkohle-Nutzung. Laut Minister gefährdet ein   „überstürzter Ausstieg“, wie ihn Teile der Grünen im Bund anstrebten, tausende Arbeitsplätze.

Sachsen-Anhalts Landesregierung hat im Koalitionsvertrag von CDU, SPD und Grünen festgelegt, dass hierzulande  die Braunkohleförderung nach 2035 auslaufen soll. „Allen Beteiligten ist klar, dass der Wandel nicht erst danach in Angriff genommen werden kann“, sagte Willingmann.  Mit Forschungseinrichtungen wie dem Fraunhofer-Institut IMWS in Halle und dem Tagebaubetreiber Mibrag liefen  bereits Gespräche, wie der Strukturwandel aussehen könnte. „Unser Ziel ist, dass der Burgenlandkreis ein starker industrieller Standort bleibt“, so Willigmann. Dies soll durch Firmenansiedlungen unterstützt werden.

Sachsen-Anhalts Landesregierung: Braunkohleförderung soll nach 2035 auslaufen

Betroffene Unternehmen, Landkreise und Städte  haben sich unter dem Dach der „Metropolregion Mitteldeutschland“ zur Projektgruppe „Innovation im Revier“ zusammengeschlossen. Für acht Millionen Euro sollen nun Konzepte ausgearbeitet werden, wie die Braunkohle künftig etwa noch zur Produktion von Chemikalien   genutzt werden kann. Es gehe aber auch um die industrielle und touristische Weiterentwicklung der Region, sagte Andreas Berkner, Leiter  des Regionalen Planungsverbandes Leipzig-Westsachsen.

Kern des mitteldeutschen Reviers ist das Tagebau-Unternehmen Mibrag aus Zeitz (Burgenlandkreis) mit 2.700 Beschäftigten in der Gruppe. Der Kohleförderer betreibt die Tagebaue Profen (Burgenlandkreis) und Vereinigtes Schleenhain (Sachsen) und versorgt damit die  Großkraftwerke Schkopau (Saalekreis) und Lippendorf (Sachsen). Zudem werden auch industrielle Kunden wie Südzucker beliefert. Laut Berkner hängen an der Kohle in der Region 5.000 Arbeitsplätze direkt und über Dienstleistungen und erbrachte Kaufkraft 15.000 Jobs indirekt.

Berkner: „Kohle-Industrie soll Großteil der Kosten des Wandels selbst tragen“

Willingmann und Berkner warnen vor einem beschleunigten Braunkohle-Ausstieg, wie ihn die Grünen anstreben, sollten sie sich an einer neuen Bundesregierung beteiligen. „Dadurch würde ein geordneter Strukturwandel erschwert“,  so Willingmann. Berkner rechnet vor, dass die Kohle-Wirtschaft in Mitteldeutschland jährlich Umsätze von mehr als 500 Millionen Euro erwirtschaftet. „Die Kohle-Industrie soll einen Großteil der Kosten des Wandels selbst tragen.“

Doch dafür müsse es  einen planbaren und ausreichenden Zeitraum geben. Die Grünen wollen die 20 schmutzigsten Kohle-Kraftwerke in Deutschland sofort abschalten und bis 2030 aus der Braunkohle aussteigen, weil bei der Verbrennung viel klimaschädliches Kohlendioxid ausgestoßen wird.  (mz)