Sterbegeldversicherungen genau auf Kosten prüfen
Hamburg/Mainz/dpa. - Wenn die Lebensmitte übersprungen ist, kommen vielen Menschen die Gedanken an das «Was wäre wenn»: Soll es für die eigene Beerdigung ein Eichensarg sein mit üppigen Blumenarrangement - oder reicht ein kleineres Programm?
Das sind Gedanken, die Versicherer mit speziellen Produkten beruhigen wollen. Doch die sogenannten Sterbegeldversicherungen sind eher ein Grab für das eigene Geld, sagen Verbraucherschützer. Der Betrag sollte besser auf einem Tagesgeldkonto angespart werden - oder es sollte Schutz mit einer anderen Police in Anspruch genommen werden.
«Die Sterbegeldversicherung rangiert unter den Top fünf der überflüssigsten Versicherungen», urteilt Thorsten Rudnik vom Bund der Versicherten in Henstedt-Ulzburg bei Hamburg. «Denn häufig zahlen die Versicherten mehr ein, als sie nachher ausgeschüttet bekommen.» Vergleichsweise große Teile der Beiträge blieben beim Versicherer.
«Nichts ist umsonst, nicht einmal der Tod» - so wirbt zum Beispiel ein Anbieter. Und es wird vorgerechnet, wie viele Tausend Euro schon eine durchschnittliche Beerdigung ohne großen Pomp kosten kann. Oft wird von Anbietern auch noch auf den Wegfall des früher von den Krankenkassen gezahlten Sterbegeldes hingewiesen, das in den 80er Jahren einst 4200 Mark betrug, dann allmählich gekürzt und Anfang 2004 komplett abgeschafft wurde.
Sollen alle Ausgaben für die Beerdigung an den Angehörigen hängen bleiben? - das fragen Anbieter ebenso. Und vor allem Senioren und Menschen mit wenig Geld seien für dieses Spiel mit der Angst empfänglich, sagt Rudnik. Aber ein Vertrag lohne sich nicht - der Abschluss einer Risikolebensversicherung sei sinnvoller.
«Bei einer Versicherungssumme von beispielsweise 10 000 Euro zahlt der Kunde um 60 Jahre monatlich etwa sechs Euro, während ihn die Sterbeversicherung etwa 50 Euro Monatsbeitrag kosten würde», erläutert Rudnik. Auch Brigitte Niklas von der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz in Mainz rät, lieber Geld auf dem Tagesgeldkonto oder als gut verzinstes Festgeld anzulegen: «Das bringt mehr Rendite.»
Die von der Stiftung Warentest in Berlin herausgegebene Zeitschrift «Finanztest»hat am Beispiel einer Sterbegeldversicherung in Bayern nachgerechnet. Bei dem Anbieter zahlt ein 45-Jähriger bei einer Versicherungssumme von 4500 Euro einen monatlichen Beitrag von 13,22 Euro. Bei einer durchschnittlichen Lebenserwartung, die laut Statistischem Bundesamt in Wiesbaden bei 78 Jahren liegt, hätte er bis dahin 5235 Euro eingezahlt - also mehr als die komplette Versicherungssumme.
Holger Schmitt vom Gesamtverband der deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) in Berlin betont angesichts solcher Zahlen den Vorsorgegedanken: «Wer sich für den Abschluss einer Sterbegeldversicherung entscheidet, tut dies nicht allein mit Blick auf die Rendite. Viele möchten noch zu Lebzeiten ihre Bestattung nach eigenen Wünschen mitbestimmen.» Tatsächlich bieten einige Anbieter dem Kunden Pakete an, bei denen er auch die Organisation der Zeremonie mitbestimmen kann.
Der Sparvorgang steht aber im Vordergrund. Die Beitragsdauer richtet sich nach dem Eintrittsalter, oder es gibt feste Laufzeiten unabhängig vom Alter - meist sind es etwa 20 bis 25 Jahre. Der Beitragssatz rechnet sich nach Geschlecht und Alter - das heißt, je später der Versicherte einsteigt, desto mehr muss er pro Monat einzahlen.
Stirbt der Inhaber einer Sterbegeldversicherung, erhalten die Angehörigen das Geld. In manchen Fällen fließt das Geld aber auch direkt an ein Bestattungsunternehmen. Das kann sogar sinnvoll sein, sagt Thorsten Rudnik vom Bund der Versicherten in Henstedt-Ulzburg bei Hamburg - zum Beispiel, wenn der Versicherte befürchtet, dass die eigenen Angehörigen das Geld nicht für die Beerdigung einsetzen, oder nicht so, wie sie es nach dem Willen des Verstorbenen sollen.