Sportartikelhersteller Sportartikelhersteller: Kriselnde US-Tochter Reebok verhagelt Adidas die Bilanz

HERZOGENAURACH/MZ - Statt des erwarteten Gewinnplus bei Adidas gab der Jahresüberschuss um 14 Prozent auf 524 Millionen Euro nach, sagte Konzernchef Herbert Hainer am Donnerstag. Zwei Tiefschläge musste die Nummer zwei der Sportartikelbranche hinter Nike verkraften, für beide ist Reebok verantwortlich. „Wir haben vier verheimlichte Lagerhäuser entdeckt, die nicht in der offiziellen Buchführung ausgewiesen worden sind“, sagte Hainer über den Reebok-Ableger in Indien.
Topmanager im Gefängnis
Eine Konzernsprecherin geht ins Detail. Zwei inzwischen gefeuerte Topmanager aus Indien, die inzwischen im Gefängnis sitzen, hätten über Jahre für angeblich verkaufte Ware hohe Prämien kassiert, die Produkte aber in Wahrheit mit Komplizen zur Seite geschafft. Hainer spricht von „höchster krimineller Energie“, die Scheinumsätze und Scheingewinne zur Folge hatten. Dass bei Reebok in Indien etwas schiefläuft, wusste Adidas seit einem Jahr. Die Folgen sind erst jetzt klar. Der für 2011 ausgewiesene Gewinn musste um 58 Millionen, das Eigenkapital um 153 Millionen Euro vermindert werden.
Für den Ergebnisschwund 2012 war aber ein anderer Effekt verantwortlich. Weil die vor sieben Jahren für drei Milliarden Euro zugekaufte US-Tochter nicht in die Gänge kommt, startet Adidas einen neuen Sanierungsversuch und verabschiedet sich von Zielen. Statt drei Milliarden Euro Umsatz werden für Reebok bis 2015 nur noch zwei Milliarden Euro angepeilt. Im Vorjahr schrumpften die Erlöse der US-Tochter um fast ein Fünftel auf knapp 1,7 Milliarden Euro.
Aufgeben will Hainer die Tochter aber nicht. Sie werde nun auf die Kategorie Fitness und damit vor allem weibliche Kundschaft ausgerichtet. Neu ist die Idee nicht, sie wird aber nun radikaler angegangen. Reebok hat dem US-Football den Rücken gekehrt und stellt auch keine Fußballschuhe mehr her.
Das „Fitnesshaus“ Reebok soll ein Dach für Geschäfte mit Yoga, Tanz, Aerobic und Walking bieten. Hainer schielt dabei auch auf ältere Kundschaft, die sich fit halten will. Zweifel an einer erfolgreichen Sanierung sind dem Konzernchef dabei fremd. „Verdammt noch einmal, warum sollte uns das nicht mit Reebok gelingen“, meinte er emotional und entschlossen zugleich. Bis wann die Wende erreicht werden soll, ließ er aber offen.
Wie zuversichtlich Hainer für den Gesamtkonzern ist, zeigt die kräftige Erhöhung der Dividende von einem auf 1,35 Euro. Er vertraut vor allem auf die ungebrochenen Stärken der Kernmarke Adidas und der Golfmarke Taylor Made. Das Duo war dafür verantwortlich, dass der Konzernumsatz mit einem Plus von sechs Prozent 2012 mit fast 15 Milliarden Euro einen neuen Rekordwert erreichte.
Umsatz wächst weiter
Hainer glaubt, auch dieses Jahr an einen ähnlichen Zuwachs. Dafür würden innovative Produkte sorgen, nachdem Adidas 2012 von Olympischen Spielen und der Fußball-Europameisterschaft profitieren konnte. Vor allem verspricht der Konzernchef für 2013 aber einen Gewinnsprung von 524 auf 900 Millionen Euro. Das machte die Aktie mit einem Plus von teils über vier Prozent auf knapp 75 Euro zum Tagesgewinner im Dax.