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Schaumwein Schaumwein: Die Deutschen sind Weltmeister im Sekttrinken

29.12.2017, 21:07
Ein Mann trinkt Sekt (Symbolbild).
Ein Mann trinkt Sekt (Symbolbild). dpa

Wiesbaden - Einst waren Champagner und Sekt die Könige unter den alkoholischen Getränken, heute kann jeder in der Küchenecke seinen eigenen Perlwein aufblubbern. Der Wassersprudelhersteller Sodastream hat gerade ein Konzentrat auf den Markt gebracht, das Riesling-Geschmack und Alkohol in die Wasserflasche bringt. Was für die einen die Rettung einer spontanen Party sein könnte, entsetzt andere. „Mit Sekt hat das schon deswegen nichts zu tun, weil in Sekt Wein enthalten sein muss“, sagt Alexander Tacer, Geschäftsführer des Verbandes Deutscher Sektkellereien.

Sekt mit Fruchtgeschmack oder alkoholfrei

Der Do-It-Yourself-Blubber passt allerdings zu einem Trend, den auch die Sekthersteller verzeichnen: Schaumwein wird nicht mehr nur zu wichtigen Festen wie Taufen und Hochzeiten geöffnet, sondern auch immer wieder ohne besonderen Anlass unter der Woche. „Die Konsumenten sind viel spontaner geworden“, sagt Tacer.

Fruchtseccos beim Grillen, Sekt für Geburtstage

Ähnliches hat Christof Queisser bemerkt, Vorsitzender der Geschäftsführung des größten deutschen Sektherstellers Rotkäppchen-Mumm mit Sitz in Freyburg (Sachsen-Anhalt). „Man gönnt sich was“, beschreibt er die neue Einstellung. Dabei griffen die Menschen bei unterschiedlichen Gelegenheiten durchaus zu verschiedenen kohlesäurehaltigen alkoholischen Getränken, meint Queisser. Fruchtseccos mit Eis würden zum Beispiel bei einer Grillparty getrunken, während eine Flasche Sekt eher zu einem runden Geburtstag geöffnet werde. „Der Verbraucher entscheidet bewusst, welches Produkt zu welchem Anlass gereicht wird.“

Zur Produktpalette gehört demnach auch immer stärker der alkoholfreie Sekt. So gibt es nun zum Beispiel neben Mumm Dry Alkoholfrei als Premiumprodukt einen alkoholfreien Fruchtsecco von Rotkäppchen mit Granatapfel und Mango. Insgesamt stellt das Unternehmen derzeit mehr als 16 Millionen statt der zunächst geplanten vier Millionen Flaschen Fruchtseccos her.

Internationale Anbieter drängen auf deutschen Markt

Auch die Henkell-Gruppe mit Sitz in Wiesbaden hat viele fruchtige Schaumwein-Ableger auf dem Markt, von Söhnlein Hugo über Mionetto il Spriz bis Fürst von Metternich Chardonnay Frozen Mandarin. Die Vielfalt der Getränkegattung nehme weiter zu, sagt Andreas Brokemper, Sprecher der Geschäftsführung der Henkell-Gruppe. Das liege auch daran, dass der riesige heimische Markt – die Deutschen sind Weltmeister im Sekttrinken – viele internationale Anbieter anziehe. Dabei gebe es eine hohe Fluktuation von Sorten und Geschmacksrichtungen, meint er. „Es wird viel probiert, aber nicht alles ein weiteres Mal gekauft.“ Angefangen habe der Trend mit dem italienischen Prosecco-Cocktail Spritz, ehe der Hugo kam, der bis heute die beliebteste Variante sei. „Seitdem wurde viel gemixt und probiert.“

All die Spielarten sorgen indes nicht für einen wachsenden Markt. Der Absatz von Schaumweinen, also inklusive Sekt, Champagner, Crémant, Prosecco und Cava, ging über mehrere Jahre zurück. Zuletzt stagnierte er bei rund 300 Millionen Liter, aber Rotkäppchen-Mumm-Chef Quaisser geht für 2017 wieder von einem Rückgang aus, für sein Unternehmen und auch für den Gesamtmarkt.

Der Konsument brauche immer wieder etwas Neues, meint Haas. Die große Ausnahme bilden die französischen Champagner-Produzenten, die sich der Suche nach immer verrückteren Ideen verweigern. „Wir dürfen dem Trend nicht folgen, denn die Vorschriften der Ursprungsbezeichnung besagen, dass Champagner nicht gemischt werden darf“, erklärt der Sprecher Bureau de Champagne in Deutschland, Christian Josephi. (dpa)