Saison eröffnet Saison eröffnet: Baumarkt-Branche wächst, Konkurrenz aber auch

Berlin - Raus, raus, raus! Wem irgendwo ein Fleckchen Erde zur gärtnerischen Bearbeitung zur Verfügung steht, will dieser Tage doch nur eins: Endlich in den Garten hinaus, aufs kleine Feld, auf den Rasen und auf die Scholle. Etwas Buntes oder frisches Grün pflanzen, das Laub oder die Kiefernnadeln aus dem letzten Jahr endlich beiseite räumen, die Wasserpumpe anschließen und den Bestand an Gartengeräten kontrollieren, ob man nicht eine neue Harke braucht. Vielleicht hat der Rasenmäher über die feuchte und nicht allzu kalte Winterzeit den Geist aufgegeben, möglicherweise muss der alte Spaten endlich mal eine neuen Stiel bekommen. Es drängt den Kleingärtner ins Freie, auf dass es endlich wärmer werde und die Kartoffeln in den Boden können.
Die Temperaturen spielen ja an diesem Wochenende mit, in den Garten- und Baumärkten werden sich die Hobbygärtner drängen. „Ganz klar: Das Frühjahr ist – neben dem Weihnachtsgeschäft – unsere umsatzstärkste Zeit“, sagt ein Sprecher von Pflanzen-Kölle. Das Familienunternehmen mit einer fast 200-jährigen Tradition betreibt in Deutschland zwölf Gartencenter, eine eigene Gärtnerei und Baumschule. Narzissen, Stiefmütterchen und Ranunkeln werden bei den Pflanzen derzeit stark nachgefragt – nach der grauen Zeit zu Beginn des Jahres sehne sich halt jeder nach frischen Farben im Garten und auf dem Balkon. Oder nach einem Haustier für die Enkel – und wenn es die Farbmaus ist.
Branche wächst weiter
Der Frühling treibt aber nicht nur die Hobbygärtner zu vermehrter Aktivität, sondern natürlich auch die Heimwerker. Nach den quälend dunklen Wintermonaten kann jetzt wieder nach Herzenslust gehämmert, gebohrt und gemörtelt werden. Rein in die Klamotten und raus in den Dreck – so ermuntert Hornbach die Kunden, unter anderem zum Bau eines eigenen Gartenteichs. Aber Vorsicht beim Einsetzen der neuen Goldfische: Vielleicht wartet man doch noch ab, bis sich frühlingshafte Wärme vollends durchsetzt. Wer diesen „Biotop der Ruhe“ (Hornbach-Werbung) eher ablehnt (Gefahr der Froschansiedlung einschließlich Gequake!), kann sich ja an der neuen Terrasse versuchen und dafür schon mal die notwendigen Materialien kaufen.
Für das laufende Jahr erwartet der Verband, der für 2014 einen Umsatz von 17 Milliarden Euro in den Bau- und Heimwerkermärkten ermittelte, eine Steigerung um bis zu 2,5 Prozent. Es gebe noch viel Luft nach oben, sagt BHB-Hauptgeschäftsführer Peter Wüst: „Die Branche wächst stetig, die Wachstumsraten bewegen sich wie in allen saturierten Märkten im niedrigen einstelligen Bereich“.
Als einen Grund für das Wachsen der Branche sieht Wüst im Motto „Luxus für alle verfügbar machen“. Das habe über die Jahre dazu geführt, dass viele Sortimente vom Fachhandel in die Großfläche der Fachmärkte verlagert wurden. Aktuell glaubt der BHB, dass es vor allem bei privaten Renovierungen und beim Wohnungsbau Potenzial für Umsatzsteigerungen gebe – allein schon wegen der niedrigen Finanzierungskosten und der Unsicherheit von Kapitalanlagen in Zeiten des Niedrigzins. Und die Deutschen haben einiges Geld durch die gute Entwicklung am Arbeitsmarkt und die steigenden Realeinkommen zur Verfügung: „Grundsätzlich vergrößern höhere Einkommen und eine verbesserte Konsumlaune die Spielräume für Bau- und Heimwerkerkunden, ihre Neubau- oder Renovierungsprojekte rund um Haus, Wohnung und Garten zu verwirklichen“, bewertet Hornbach die Lage im Frühjahr 2015.
Hobbygärtner und Heimwerkerhaben sich 2014 für mehr als 17 Milliarden Euro in den mehr als 2000 Bau- und Heimwerkermärkten einschließlich der Pflanzencenter mit Waren eingedeckt. Der Markt ist groß, aber auch heftig umkämpft, wie an der Pleite der Praktiker-Märkte – in der Branche „Marktaustritt“ genannt – abzusehen ist.
Mit Praktiker – 2012 mit einem Marktanteil von zwölf Prozent – musste immerhin das ehemals drittgrößte Branchenunternehmen aufgeben, weil seine Billigstrategie nicht aufging.
Generell gebe es, so das Pfälzer Unternehmen mit fast 100 Bau- und Gartenmärkten, einen Trend zum „Wohnzimmer im Freien“. Der Garten sei als verlängertes Wohnzimmer zu sehen, der Innenbereich gehe nahtlos in den Außenbereich über – was sich auch in den Sortimenten widerspiegele.
Das „Es-gibt-immer-etwas-zu-tun“-Unternehmen hat in seinem Geschäftsjahr 2014/15 (zu Ende Februar) auf der „Basis des starken Vorjahrs nochmals drauf satteln“ können. Die Hornbach Baumarkt AG setzte in Deutschland fast zwei Milliarden Euro um, ein Plus von 7,6 Prozent im Vergleich zum vorangegangenen Geschäftsjahr. Dabei habe auch die Aufgabe von Praktiker geholfen – aber Hornbach betont ausdrücklich, dass man „trotz des wieder erhöhten Wettbewerbsdrucks aus unserer eigenen Stärke heraus“ erfolgreich war. Schließlich wurden sieben Märkte neu eröffnet und ein Standort erweitert. Hornbach gibt seinen Marktanteil selbst mit bundesweit elf Prozent an.