Airport Leipzig/Halle betroffen Russischer Riesenflieger Antonov 124 AN-124 bleibt am Boden - Auch Flughafen Leipzig/Halle betroffen

Halle (Saale) - Fünf Antonov 124 parken derzeit auf dem Flughafen Leipzig/Halle. So schnell werden die weltgrößten Frachtflugzeuge offenbar auch nicht mehr abheben. Die russische Airline Volga Dnepr kündigt an, dass die Flotte bestehend aus acht AN 124 vorerst am Boden bleibt. Der Grund: Nach einer Notlandung Mitte November im russischen Novosibirsk will die Airline nun die Gründe genauer untersuchen.
Eine Vorsichtsmaßnahme
Es handele sich um eine Vorsichtsmaßnahme, sagte Volga-Dnepr-Manager Konstantin Vekshin der Logistik-Plattform „The Loadstar“. Auf der Firmenseite im Internet gibt es dazu keine Hinweise, eine MZ-Nachfrage bei der deutschen Tochter Amtes aus Leipzig blieb unbeantwortet. Ein Branchenkenner bestätigte der MZ aber den Bericht.
Die Stilllegung hat auch Auswirkungen auf den Flughafen Leipzig/Halle. Die Riesentransporter, die jeweils bis zu 120 Tonnen Fracht laden können, fliegen regelmäßig vom mitteldeutschen Airport aus. Nach Angaben des Flughafen-Sprechers Uwe Schuhart sind bis 2. Dezember keine Flüge mit der AN 124 durch Volga Dnepr angemeldet.
Zudem betreibt die deutsche Volga-Dnepr-Tochter Amtes am Standort eine große Wartungsbasis, dort stehen auch die fünf AN 124 auf einem Vorfeld an der Nordlandebahn. „Dies ist eine gut durchdachte Entscheidung. Wir gehen präventiv vor und zeigen, dass wir eine verantwortungsbewusste Fluggesellschaft sind, bei der Sicherheit an erster Stelle steht “, sagte Vekshin dem Portal.
Am 13. November 2020 musste eine AN 124 des Unternehmens in Nowosibirsk notlanden. Den Angaben zufolge gab es kurz nach dem Start einen Triebwerksausfall. Schmutz beschädigte die Verkabelung, infolge einer Stromunterbrechung sollen mehrere wichtige Systeme ausgefallen sein. Die Piloten waren zu einer Landung gezwungen, die zu einer Bruchlandung wurde, wie Fotoaufnahmen zeigen. Nicht nur ein Triebwerk brannte aus, auch die Flügel wurden schwer beschädigt.
Kurz nach dem Start hatte Antonov Triebwerksausfall
Das Flugzeug mit 14 Personen an Bord sollte 84 Tonnen Fracht nach Wien befördern. Nach Darstellung von Volga-Dnepr-Manager Vekshin informierte nun die Airline die russische Flugaufsichtsbehörde, dass die Flugzeuge vorerst nicht eingesetzt werden.
Dem Bericht zufolge verfügt Volga Dnepr über rund 60 AN-124-Motoren, die nun alle eingehend geprüft werden. Die Triebwerke würden von der ukrainischen Motor Sich hergestellt und gewartet. Wie lange die Flieger am Boden bleiben müssen, ist offen.
Für Volga Dnepr ist das nach eigenen Angaben ein schwerer wirtschaftlicher Schlag. In der Corona-Pandemie sei das Frachtaufkommen stark gestiegen, so Vekshin. Die Flugzeuge waren laut des Volga-Dnepr-Managers derzeit gut von Kunden gebucht.
An dieser Aussage zweifeln jedoch einige Branchenkenner. Nach ihren Angaben sei der Corona-Boom für Volga Dnepr vorbei, die Auslastung der Flieger aktuell eher schwach. Es wird sogar spekuliert, dass der Stillstand der Airline sogar entgegenkomme. Immer wieder gab es zuletzt Berichte über finanzielle Engpässe bei der Frachtfluggesellschaft.
Weniger Aufträge für Amtes
Welche Auswirkungen der Vorfall auf die Volga-Dnepr-Tochter Amtes am Flughafen Leipzig/Halle hat, ist unklar. Das Unternehmen hat bisher in seiner großen Wartungshalle vor allem die AN 124 routinemäßig überholt. Zuletzt wurde jedoch im russischen Konzern umstrukturiert, Amtes soll dadurch Aufträge verloren haben.
Nach Angaben eines Branchenexperten hat Volga-Dnepr die größeren Wartungen abgezogen, Überprüfungen der Flieger in Leipzig/Halle sollen nur noch auf dem Vorfeld stattfinden. Amtes soll nun für dritte Airlines tätig werden. Auf MZ-Anfrage äußerte sich das Unternehmen nicht. (mz)

